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Der Flug der Libelle

Der Flug der Libelle

Titel: Der Flug der Libelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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kristallisieren sich aus der unterkühlten Flüssigkeit. Sie fallen, weil die feste Substanz dichter ist als die flüssige. «
    Ein paar Minuten lang beobachteten alle das fasziniere n de Bild, wie der blaue Schneesturm immer dichter und dic h ter wurde, bis die Scheinwerfer nur noch wenige Meter in die wirbelnde Wolke eindringen konnten.
    »Macht den Flouwen die Kälte oder der Schnee etwas aus? « fragte George.
    »Sie sprechen noch miteinander, wie sie es an der Obe r fläch e g etan haben. Ich glaube nicht, daß sie durch den Schnee oder die Temperaturänderung besonders betroffen sind. Die Temperatur fällt jetzt nicht weiter. Wir haben m i nus zweiundneunzig Grad, und es beginnt wieder wärmer zu werden. Auch die Zusammensetzung hat sich drastisch g e ändert. Wir sind anscheinend in einen warmen Strom eing e treten, der zum inneren Pol gerichtet ist. Er ist dichter, weil er zu gleichen Teilen aus Wasser und Ammoniak besteht. «
    »Was war das? « fragte Arielle. Ihr scharfes Auge erkan n te in der Szene vor dem Fenster etwas Ungewöhnliches. »Da ist noch etwas anderes! «
    »Weißer Schnee «, sagte Karin. »Diesmal geht er nach oben. Es schneit in beiden Richtungen! Blauer Schnee sinkt herab, und weißer Schnee steigt auf! «
    »Dieser weiße Schnee muß eine feste Substanz sein, die je zur Hälfte aus Ammoniak und aus Wasser besteht. Ich habe keine Angaben über seine Dichte; aber das Feste muß leichter sein als das Flüssige. Darum steigt es zur Oberfl ä che. «
    Der blaue Schneesturm ließ nach. Zunächst hinsichtlich der Größe der Nadeln, die sich in der an Wasser reichen M i schung aufzulösen begannen. Schließlich fingen die einze l nen Teilchen an, ganz zu verschwinden. Auch die Sinkg e schwindigkeit nahm ab. Aber gleichzeitig nahm die Intens i tät des nach oben fallenden weißen Schnees zu. Die Tei l chen waren sehr groß, wie Hagelkörner im Sommer.
    »Horcht einmal! « sagte Karin. Sie legte sich hin und hielt ein Ohr ans Deck. Die anderen hörten auf zu reden. Im Cockpit wurde es mäuschenstill. Jetzt konnte man das Pra s seln der Eiskugeln hören, die auf den Boden und die Unte r seite der Flügel trafen, als sie entgegen dem sinkenden Flu g zeug aufstiegen.
    Schließlich hatten sie den Sturm aus weißem Eis passiert. Nur ab und zu erschienen in dem kalten Wasser noch kleine weiße Flecken aus dem Nichts.
    »Wir kommen in die Mitte des Warmwasserstroms «, sa g te Jill. »Es ist jetzt für Eisbildung zu warm. «
    »Und wie warm ist das? « wollte George wissen.
    »Minus achtundsiebzig Grad. «
    »Geradezu milde! « meinte George. Nachdem das Scha u spiel im Fenster zu Ende war, ging er in die Anrichte nach hinten, um schnell etwas zu essen.
    Während der nächsten halben Stunde sanken sie noch immer weiter in die Tiefe. Es gab gelegentliches Knistern und Krachen, als die Wände den zunehmenden Außendruck auffingen.
    »Jetzt haben wir die Mitte des warmen Stromes erreicht «, sagte Jill. »Maximaltemperatur fast minus fünfzig Grad – wärmer als an der Oberfläche. Wasserkonzentration sechzig Prozent gegenüber vierzig Prozent Ammoniak. «
    »Wird dieser Trend bis zum Grunde anhalten, oder steht uns noch eine andere Überraschung bevor? « fragte George.
    »Allerdings. «
    »Allerdings – was? «
    »Der Trend wird sich fortsetzen und uns dabei noch eine weitere Überraschung bescheren. «
    »Worin soll die bestehen? « wollte George wissen. »Etwas Gefährliches? « Ehe Jill antworten konnte, ertönte ein Schrei aus dem Cockpit.
    »Noch mehr Schnee! «
    George ging nach vorn, um sich umzuschauen. Diesmal nahm der Schnee die Gestalt durchsichtiger facettierter K u geln an. Die waren zuerst sehr klein, erreichten im Fallen aber Murmelgröße. Obwohl durchsichtig, konnte man sie ziemlich gut erkennen, da sie in Regenbogenfarben glitze r ten, wenn sie das intensive Licht der Landescheinwerfer an ihren inneren Facetten streuten und wieder hinausreflektie r ten.
    »SCHÖN! « rief Arielle. Die bunte Szene stimmte sie fröhlich. »Was ist das? «
    »Das ist gewöhnliches Eis «, sagte Jill. »Reine Wasserkr i stalle, die aus der fünfundzwanzigprozentigen Ammoniakl ö sung ausgefällt werden. Die facettierten Kugeln müssen ein Mittelding zwischen Schneeflocken und Hagelkorn sein. «
    »Ich dachte, daß Eis schwimmt «, sagte Karin.
    »Es schwimmt in Wasser. Aber dieser Ozean ist eine M i schung aus Wasser und dem viel leichteren Ammoniak. Bei Konzentrationen über dreiundzwanzig Prozent

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