Der Flug der Libelle
Winden liegt das Aufstiegsmodul im negativen Bereich. Gute Nacht, Thomas! «
Ein grüner Irrwisch mit einem roten Schopf schoß quer durch die Brücke und die Passage hinab. Dahinter senkte sich eine Schleppe aus Wassertropfen allmählich auf den mit Saugnäpfen bedeckten B od en.
Thomas war jetzt allein auf der Brücke. Ein kurzes G e spräch mit Jack bestätigte, daß Reds Gefühl korrekt gewesen war. Die Verhältnisse hatten sich dermaßen geändert, daß die Besatzung der › Libelle ‹ nicht geborgen werden konnte. Das Aufstiegsmodul war dafür konstruiert, gegen Schwe r kraft zu kämpfen, aber nicht mit einem Tornado märche n haften Ausmaßes.
Thomas ließ Sam aus der Anrichte herkommen.
»Ich meine, du solltest lieber die › Libelle ‹ durch die Co m sats alarmieren «, sagte er. »Die Pläne haben sich geä n dert. « Um seinen persönlichen Kummer darüber zu lindern, daß er Red in einer kritischen Lage schlecht behandelt hatte, machte er nervös seine Kamera wieder los und begann, noch mehr Bilder aufzunehmen. Später mußte er zugeben, daß das di e s chlechtesten waren, die er je gemacht hatte. Schließlich u n terbrach Sam seine Beschäftigung und das Pfeifen und Su r ren.
»Kein Comsat hat seit mehr als drei Stunden noch i r gendwelchen Kontakt mit der › Libelle ‹ gehabt. «
Thomas fühlte sich plötzlich sehr alt.
Während Rochewelt weiter rotierte, erreichten die Geze i ten über ihnen ihr Minimum. Tief in den Eingeweiden des Pl a neten war endlich eine Magmakammer, die die übergr o ße Wasserlast wie in einer zugekorkten Flasche festgehalten hatte, in der Lage, sich ihren Weg zur Oberfläche mit lautem Getöse zu erkämpfen.
»Erdbeben! « schrie Karin. Sie war schon draußen im Gang und auf halbem Weg zur technischen Konsole, ehe sie ganz wach wurde. Ein weiterer Stoß schleuderte sie gegen die Theke. Sie hielt sich an allem fest, was sie packen kon n te, und wünschte, sie hätte Bordschuhe an ihren nackten F ü ßen. So arbeitete sie sich durch das schaukelnde Schiff nach vorn durch, schnallte sich vor der Ingenieurkonsole an und begann, mit Jill einen Checkout durchzugehen.
»Was ist los? « fragte eine schläfrige Arielle, die sich an einem der Hocker in der Anrichte aufrecht zu halten suchte. »Ist das ein Erdbeben? «
»Ich habe den Eindruck «, sagte George von vorn her. »Es dauert schon zu lange und wird noch stärker. Ich fürchte, daß dieser Vulkan, auf dem wir sitzen, ausbrechen wird. Ich weiß nicht, was wir dabei tun können. Aber du solltest wohl besser herkommen. «
Arielle ließ den Hocker los und wollte nach vorn. Sie wurde aber in Richards Arme zurückgeworfen. Der fast nackte junge Mann, der nur Shorts trug, aber Bordstiefel, um seine entstellten Füße zu verbergen, nahm die Pilotin in i h rem Pyjama unter den Arm, schleppte sie nach vorn und etabliere sie im Cockpit. Nachdem sie einmal da war, übe r prüfte die Pilotin mit wachem Verstand ihre Konsole und wandte sich an George.
»Ich versuche loszukommen «, sagte sie. »Wenn ich die Propeller in Abstimmung mit dem Erdbeben laufen lassen kann, kriege ich das Eis vielleicht herunter. «
»Einen Versuch ist es wert «, meinte George. »Achtung! « Sein Auge entdeckte etwas hoch oben in der Finsternis am Gipfel des Berges. »Mein Gott!!! « schrie er mit vor Angst erstickter Stimme. Er zeigte nach oben.
»Das ist rotglühende Lava! « brüllte Karin. »Sie kommt den Berg herab genau auf uns zu! «
»Sie muß sich erst durch eine Menge Gletscher hindurc h fressen, ehe sie uns erreicht «, sagte Richard. »Kannst du uns freibekommen, Arielle? «
Arielle wurde nach echter Testpilotenart mit zunehme n der Gefahr noch ruhiger und entschlossener in ihren Akti o nen.
»Ich versuche es zunächst mit Gierbewegungen «, sagte sie und betätigte die Propellerhebel synchron mit dem da r unter bebenden Eis. Nach zehn Sekunden hörte sie damit auf.
»Nix! « sagte sie. Ihr Gehirn ging in Sekundenschnelle andere Möglichkeiten durch.
»Jetzt versuche ich es mit Bewegungen um die Querac h se. « Sie bemühte sich, den Bug des Flugzeugs mit den Pr o pellern auf und ab zu bewegen, um das Eis abzuschütteln. Nach weiteren zehn Sekunden machte sie wieder Schluß.
»Nix! «
Die Besatzung verstummte jäh. David benutzte die Gel e genheit, um in seinen Sitz vor der Computerkonsole übe r zuwechseln. Jedermann blickte auf Arielle.
»Ich habe den Lavastrom auf den wissenschaftlichen Durchmusterungskameras «, sagte
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