Der Flug der Libelle
nicht möglich. Ich kann es nicht, weil es keine Antwort gibt. Meine Vorgänger in der GNASA h a ben diesem Ausschuß unzählige Male vorgetragen, daß die Arbeiten an der Barnard-Sendelinse weitergeführt werden müssen, um den Zeitplan einhalten zu können. Aber dieser … (Vorsicht, Perry, bleib ruhig!) … der frühere Vorsitzende war immer der Meinung, daß man nur das unbedingt No t wendige pro Jahr tun solle und der Rest auf später versch o ben werden könne. Nun, Gentlemen, nach dem Verlust eines großen Stücks der Linse war dieser › spätere Zeitpunkt ‹ schon voriges Jahr gekommen. «
»Wollen Sie damit sagen, daß es keine Möglichkeit gibt, unseren tapferen Astronauten eine sichere Landung am Ziel zu ermöglichen? «
»Ich möchte nicht melodramatisch werden, Herr Vorsi t zender . Ich habe meine Mitarbeiter auf Alternativen ang e setzt.
Aber falls nicht jemand mit einem Wunder auftaucht, ist die Mannschaft so gut wie tot. «
»Aber mit allergrößter Anstrengung müßte doch …«
»Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Robotern im All. Wegen der spärlichen Nachfrage existiert auch nur eine ei n zige Fabrik, die Roboter herstellt «, unterbrach ihn Perry. » Selbst wenn wir die Produktion ums Fünffache steigern könnten, selbst wenn wir auf wunderbare Weise diese Rob o ter unverzüglich über die Millionen von Kilometern hinweg zur Sendelinse versetzen und alle an die Arbeit schicken könnten, gibt es im Sonnensystem nicht genug Plastik und Kabelmaterial, um zwanzig Jahre Schlamperei wettzum a chen. Günstigstenfalls könnten wir das Loch reparieren und den Durchmesser auf sechzig Prozent der benötigten Größe bringen. Selbst wenn dann die Laser mit äußerster Kraft a r beiteten, reichte das nur aus, die Astronauten etwas über zwei Lichtjahre hinter Barnard stranden zu lassen – ohne jede Hoffnung auf Rückkehr. Es tut mir leid, Ihnen so schlechte Nachrichten überbringen zu müssen , Gentlemen, aber bessere habe ich nicht! «
Anita hörte, wie Perry aus dem Saal herunterkam. Das Pie p sen und Summen der Minikameras wurde durch das Stam p fe n s einer Stiefelabsätze übertönt, die sich tief in den alter s schwachen Vinylboden des schmuddeligen GNASA-Haup t quarriers bohrten.
Anita stand auf, um Perry vor den Reportern zu retten. Sie stellte sich in die Tür des Büros und scheuchte die Jou r nalisten zurück. Dann ging sie wieder hinein und verschloß die Tür hinter sich. Perry marschierte hinter seinem Schrei b tisch hin und her, fluchte leise vor sich hin und stopfte sich eine Gelusil-Tablette nach der anderen in den Mund. »Hi m melherrgott! Warum habe ich bloß diesen Scheißjob übe r nommen? « Er rannte weiter auf und ab. »Es muß doch einen Weg geben, diese Leute zu retten! «
Anita war sicher, daß Perry der richtige Mann war, um die dahinsiechende GNASA wiederzubeleben. Sie mußte ihn nur irgendwie aus seinem Büro in Washington herau s bringen.
»Wie wäre es, wenn Sie zu den verschiedenen Zentren hinausführen und mit den Ingenieuren redeten? Vielleicht stoßen Sie dabei auf irgendeine Idee «, sagte sie. »Seit dem Hungeretat für die GNASA halten vielleicht manche Ingen i eure ihre früheren Ideen für illusorisch. Aber Sie wissen jetzt, daß der Kongreß Ihnen einen Blankoscheck gegeben hat. Sie können ihn nur leider nicht um ein Jahr zurückdati e ren. «
Perry blieb stehen. Er war kein Dummkopf. Seit drei W o chen war er Anitas Chef.
»Wann können Sie mein Flugzeug startklar haben? « fra g te er.
Sie lächelte und zwinkerte ihm zu – mit dem Chef würde sie prima auskommen. »Ihr Jet steht auf dem National Ai r port bereit. « Sie griff in den Posteingangskasten und holte ein Blatt Papier heraus.
»Morgen haben Sie eine Besprechung bei der GN A SA/Lewis in Cincinnati. Freitag fliegen Sie weiter nach Huntsville. Samstag geht es zurück nach Dulles für ein W o chenende mit Mary. Sonntag abend sitzen Sie wieder im Flugzeug zur Westküste. JPL, GNASA/Ames und das High Power Laser Center in Chino. Dort sollten Sie zwei Tage verbringen, weil es sich hauptsächlich um ein Problem mit Lasern handelt …«
»Hol mich doch …« sagte Perry. Er nahm die Liste und verstaute sie in der Aktentasche. Dann zog er den Mantel an, band sich einen Schal um und stampfte den langen Gang zum Aufzug hinunter. Draußen erwartete ihn ein naßkalter Februartag , wie er für Washington um diese Zeit typisch war.
Es war der erste Besuch des neuen GNASA-Chefs in den
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