Der Flug der Libelle
verwandelt. Das diffuse Licht des starken Strahls erhellte den Raum mit seinem unheimlichen Laserschimmer , so daß alle grüngesprenkelt aussahen wie Gespenster, die man mit einem grobkörnigen Film aufgenommen hat.
»Das Material dieser Perlen ist nichtlinear «, erklärte Dr. Handler . »Bei den Intensitäten, mit denen wir hier arbeiten, wird die Nichtlinearität so gesteigert, daß fast das gesamte ankommende infrarote Licht in grünes Licht umgewandelt wird. Natürlich müssen wir Energie und Impuls beibehalten. Für je drei ankommende Infrarotphotonen bekommen wir nur ein grünes Photon heraus. Da aber die Energie eines grünen Photons dreimal so hoch ist wie die eines infraroten, hat sich die Energie pro Photon verdreifacht. «
»Wollen Sie damit sagen, daß diese Wolke aus Perlen die Wellenlänge des Laserlichts um ein Drittel vermindert? « fragte Perry.
»Genau ein Drittel «, sagte Dr. Handler. Er war über Pe r rys Begeisterung für das, was er lediglich als einen Nebene f fekt ansah, etwas erstaunt. Wenn Cheryl ihn nicht darum gebeten hätte, würde er das Experiment nicht vorgeführt haben.
Als guter Leiter einer Behörde wartete Perry, ob einem der Wissenschaftler die Bedeutung seiner Frage bewußt werden würde. Dem war nicht so.
»Wenn die Wellenlänge eines Laserstrahls um ein Drittel verkürzt wird, kann eine Linse gleichbleibender Größe di e sen dreimalsoweit hinausschicken «, sagte Perry . Erwartete. Nichts.
Zum Teufel! Dann würde er den Ruhm für sich in A n spruch nehmen. Er wandte sich an Cheryl und sagte zu der grün gepuderten Maske mit den schwarzen Lippen:
»Ich hätte gern, daß Ihre Leute für mich eine Systemst u di e a nfertigen, Dr. Billingate. Nennen Sie mir, bitte, Kosten und Zeit, die erforderlich sind, eine Anordnung von Perlen, die die Frequenz verdreifachen, in den Output des Lase r -Combiners im Merkurzentrum zu bringen. Wenn Sie diese infraroten Photonen in Bündel mit kürzerer Wellenlänge verwandeln können, ist die Barnardlinse in ihrer jetzigen Größe ausreichend. «
Während dieser Worte dachte Cheryl bereits nach. »Ihre Idee müßte funktionieren, Dr. Hopkins. Meine erste Schä t zung wären etwa sechs Monate zuzüglich der Reisezeit zum Merkur. Es dürfte aber voraussichtlich über zweihundert Millionen Dollar kosten, ohne Transport «, fügte sie schnell hinzu.
»Meine liebe Cheryl «, sagte Perry und fühlte sich munter und völlig frei von Bauchschmerzen, »Sie sind doch schon viel zu lange in der Verwaltung der GNASA. Ich bin sicher, Sie können diese zweihundert Millionen Dollar noch etwas aufblähen , wenn Sie sich Mühe geben. Vertrauen Sie mir! Wir haben einen Blankoscheck. Da wollen wir doch nicht eine zu kleine Zahl einsetzen. «
Sand ist billig, selbst wenn er in mikroskopisch kleine, vol l kommene Kügelchen umgeformt und etwas mit einer teu e ren Chemikalie behandelt wird. Die wenigen Tonnen, die man benötigte , wurden binnen fünf Monaten herbeig e schafft. Selbst mit den Transportkosten schaffte es Perry nur mit Mühe, die Kosten über fünfhundert Millionen zu bri n gen. Damit machte er sich im Kongreß eine Menge Freunde.
Inzwischen hatte Dr. Handler eine Methode ausgearbeitet, mit der man eine Linse »wachsen lassen « konnte. Auf dem Merkur baute er seine Spiegel zur Linsenformung auf und produzierte damit eine Linse von nur zehn Zentimetern Durchmesser. Dann ließ er die Ingenieure vom Merkurze n trum ihren Infrarotstrahl langsam erweitern, während er den elektrostatischen Strom kontrollierte, der Perlen zur Linse hinzufügte. Es war eine langsame und mühsame Arbeit. Aber nach drei Tagen hatten sie eine Linse aus Perlen von einem Meter Stärke und 3500 Metern Durchmesser. In die eine Seite strömten 1500 Terawatt infraroten Lichts von 1,5 Mikron Wellenlänge ein, während zur anderen Seite 1499,9 Ter a watt von 0,5 Mikron im blaugrünen Spektralbereich herau s kamen. Die Perlen erwärmten sich, wenn jede einze l ne ihren winzigen Anteil an Energie von 100 Megawatt a b gab, die als Wärme bei dem Verdreifachungsprozeß verl o ren ging.
Zwei Jahre lang fing das Lasersystem des Merkurze n trums Sonnenlicht ein, das am Merkur vorbeifloß und ve r wandelte es in eine blaugrüne Säule aus Energie, die durch das Sonnensystem blitzte. Auf dem Weg zur Sendelinse wurde der Strahl zu einem engen Bündel von zehn Metern Durchmesser aus schierer Energie fokussiert. Jeder Ast e roid, der auf seiner Irrfahrt versucht hätte, diesen
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