Der Flug der Libelle
noc h e twas anders äußern als im Sammeln wisse n schaftlicher Daten. Daher haben wir uns eine kleine Show für euch ausgedacht. Wir brauchen aber noch etwas Zeit zum Üben. Wäre es möglich , daß ihr alle nach dem Essen auf euren Zimmern bleibt und während der nächsten drei Nächte nicht den Kopf herausstreckt ? «
Red beugte sich zu George hinüber und flüsterte: »Sind nicht acht Stunden zu lang, um in einem Zimmer eingesperrt zu sein? «
»Nicht lange genug «, flüsterte George zurück. Beide übe r gaben ihre Tabletts dem Kombüsen-Imp und begaben sich mit den übrigen zum Aufzug, der sie auf ihre Zimmer brachte.
Am nächsten Morgen fiel George auf, daß die große S o novideo-Anlage , die sich in Davids Zimmer befunden hatte, jetzt an den Wänden des Theaters im Aufenthaltsdeck au f gebaut war. Da sie nun schon einmal dort stand, spielte D a vid ihnen nach dem Essen einige seiner neuesten Schöpfu n gen vor.
George betrachtete Arielle aus dem Augenwinkel. Ihr Kö r per wiegte sich langsam hin und her, als der Klang von ihr Besitz ergriff. George verstand ihre Gefühle. Die Musik und das Video brachten ihm die Erinnerung an seinen ersten A l leinflug zurück – das beglückende Gefühl, wie ein Vogel hoch oben im Himmel zu schweben. Leise klang die Musik aus.
»Das Stück heißt Libelle «, sagte David. »Aber jetzt, Her r schaften ? Arielle und ich müssen heute noch viel üben. «
Zwei Tage später verkündete David, daß er und Arielle jetzt soweit wären und die Show gleich nach dem Essen steigen würde.
David war dann auch zum Essen erschienen, nahm aber nur wenig zu sich. Arielle war auf ihrem Zimmer. George fiel auf, daß die Kombüsen-Imps nicht die Tabletts reini g ten, sondern sie nur stapelten und sich dann verzogen. Er schaute zur Decke und nach den Wänden: kein einziger g u ter Hausgeist zu sehen. James und der ganze Weihnacht s busch mußten an der Produktion beteiligt sein. Die Au f zugsplattform kam geräuschlos herunter und blieb auf der Höhe des Fu ß bodens stehen.
»Ich möchte, daß ihr alle einen Kreis auf der Plattform bildet «, sagte David. »Ihr müßt euch so hinsetzen, daß ihr i n d en Gymnastikraum und die Wohndiele sehen könnt, auße r dem noch im Liftschacht nach oben. «
David überprüfte noch einmal seine Konsole. Da gab es e i nen Bildschirm, der auf Berührung reagierte, und für die M u sik ein besonderes Keyboard, ferner einen Apparat für Far b videovorführungen . Ein dritter Kontaktschirm war offensich t lich neu zu Davids normaler Ausrüstung hinzug e kommen.
»Unsere Vorführung heute abend heißt Flug «, sagte D a vid ganz bescheiden. Er wandte sich der Konsole zu, strec k te seine langen Finger aus und nickte. Im ganzen Rau m schiff ging das Licht aus. George blickte durch das Loch in der Plattform nach unten und stellte fest, daß auch die Ba r nardkuppel verdunkelt worden war. Das einzige Licht im Raum kam vom gedämpften Funkeln der persönlichen Imps. Die Männer trugen diese alle auf der Schulter. Man konnte sie nicht unterscheiden. Er konnte aber die Frauen erkennen: Jinjur mit ihrem Kamm-Imp und Karin mit dem schimmer n den Halbmond auf der linken Seite ihres Kopfes.
Da regte sich etwas in der Dunkelheit. Einige Minibüsche glitten den Schacht herunter, jeder etwa in der Größe der persönlichen Imps. In Paaren flogen sie zu den Anwesenden, ließen sich über den Ohren nieder und wurden fast zu pe r fekten Stereo-Kopfhörern .
Das Vorspiel setzte ein. Leicht und luftig anfangs. Dann ging es zu anderen Themen über. Eines davon erkannte George als das Thema aus Libelle wieder. Er wollte die A u gen schließen und der Musik lauschen; aber Davids Farbe n zauber auf dem Videoschirm hypnotisierte ihn.
Als das Präludium ausklang, verblaßte auch die Farbe n pracht auf dem Schirm. Oben im Schacht gab es ein leichtes Geräusch, und George blickte hinauf. Am anderen Ende der sechzig Meter langen Röhre erschien ein schwaches, weißes Licht. Leise und glockenhell setzte die Musik wieder ein. Das weiße Licht glitt den Schacht herunter, und dann konnte George auch erkennen, was es war: Tinker Bell, die Fee aus Peter Pan.
Arielle war fast nackt. Lediglich ein winziges, weiß schimmerndes Dreieck bedeckte ihre Scham und zwei we i ße fünfstrahlige Sterne die Spitzen ihrer festen kleinen Br ü ste. I n i hrem Haar funkelte eine Kappe aus tausend weißen Lic h tern, die ihre großen dunklen Augen noch hervorhoben. An ihren Schultern waren
Weitere Kostenlose Bücher