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Der Flug der Libelle

Der Flug der Libelle

Titel: Der Flug der Libelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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Tälern.
    »Sieht recht felsig aus «, meinte Jinjur.
    »Deshalb heißt diese Hälfte von Rochewelt auch die › R o che ‹ Keule; denn › roche ‹ bedeutet im Französischen zufällig auch › Fels ‹ . «
    »Und warum verlaufen die Täler alle in einer Richtung? « wollte Jinjur wissen.
    »Das ist die Region der Bruchgräben «, sagte Richard. »Ich will gleich noch eine andere Version zeigen. «
    Der Bildschirm flackerte und hielt dann bei der Nahau f nahme eines großen Bergkegels an mit gerundeter Kuppe und Abhängen von sechzig Grad Neigung.
    »Dies ist das spitze Ende vom Roche-Ei «, erklärte R i chard. »Der Pik ist ein Teil der ursprünglichen Roche-Kugel , die in ihre jetzige Form verwandelt wurde, als sich die be i den Planeten aufgrund der Gezeitenreibung einander nähe r ten. Sam und ich glauben, daß in jener Zeit auch die Bruchgräben entstanden sind. Die ringförmigen › Zerrstre i fen ‹ ze i gen an, daß hier Mat er ie emporgezogen wurde. Wir verstehen aber noch nichts von den tiefen Tälern, die › ber g ab ‹ ve r laufen. Sie sehen fast wie Flußtäler aus, sind aber vollko m men trocken. Das wird einer der ersten Punkte sein, die wir untersuchen wollen, wenn wir dort landen. «
    »Was ist das wuschelige Ding da auf der Flanke des Be r ges? « fragte Jinjur.
    »Das ist ein Vulkan «, sagte Richard. »In einer Gegend, die so unter Druck steht, muß man mit einer Menge tekton i scher Aktivität rechnen. Hier – ich will mal ein bißchen B e wegung in das Bild bringen. « Er drückte auf mehrere T a sten. Jetzt lief eine Wiederholung der Ausbrüche zweier Vulkane zu beiden Seiten des kegelförmigen Berges in e i nem Film mit zwölf Bildern pro Sekunde ab. Die Rauchfa h nen stiegen beiderseits kerzengerade auf.
    Richard wechselte zu einem anderen Bild. Man sah die gleiche Kegelform; aber Farbe und Glätte verrieten, daß es sich um die Oberfläche eines Ozeans handeln mußte.
    »Dies ist die nasse Hälfte «, sagte Richard. »Sie heißt › Eau ‹ Keule, weil › eau ‹ im Französischen › Wasser ‹ bede u tet. Die Form der Eau-Keule ist mit jener der Roche-Keule be i nahe identisch; nur wird ihre Oberfläche fast vollständig von einem Wasser-Ammoniak-Ozean bedeckt. An dem ä u ßeren Teil der Keule ist der Ozean flach. Dort können wir einige Kraterränder und Bergspitzen durchschimmern sehen. Aber im inneren Teil wird er viel tiefer, weil die Flüssigkeit dort durch die Anziehung des Zwillingskörpers zu einem Berg emporgezogen wird. «
    »Sieht aus, als müßte er umkippen «, meinte Jinjur.
    »Außerordentlich bemerkenswert ist auch die Tatsache «, fuhr Richard fort, »daß die Schwerkraft am Gipfel des Be r ges nur ein halbes Prozent der irdischen beträgt, während sie an seinem Fuße bis auf ein Zehntel g ansteigt. Hierbei ist es Zeit, alle bisher gelernten Vorurteile über das Verhalten von Wasser zu vergessen und sich nur auf die Mathematik zu verlassen. An der Oberfläche dieses Wasserberges herrscht überall das gleiche Gravitationspotential. Das Wasser strebt nur nach seinem natürlichen Pegel. Der Berg steht aber nicht bloß so da un d s ieht unmöglich aus, sondern da ist auch eine Menge los. Ich will mal den Film zeigen, den Sam und ich zusammengeschustert haben. «
    Während die Zwillingsplaneten in sechs Stunden umei n ander rotierten, schoben die Gezeiten und die von Barnard erzeugte Wärme den Ozean und die Atmosphäre herum. Bei jeder Halbrotation sank der Berg um zwanzig Kilometer und stieg danach unter dem Einfluß der Gezeiten wieder empor. Inzwischen trieb die gemeinsame Wirkung von Gezeiten und Wärme die Atmosphäre pro Rotation einmal hin und zurück.
    Wenn nun der Wasserberg stieg und die Atmosphäre von Roche nach Eau ging, war der Gipfel erstaunlich ruhig, mit nur wenigen am Fuß erkennbaren Wellenkämmen, weil die Luft die Hänge hinabströmte. Drei Stunden später blies der Wind aber an den aufsteigenden Wasserflanken entlang nach oben. Dabei trieb er das Wasser vor sich her. Die vom Wind gepeitschten Wellen stiegen zum Gipfel auf, wo die Schwerkraft geringer und die Oberfläche kleiner waren. Die Dünung wurde zu Wellen, die Hunderte von Metern hoch waren, wo Gravitation und verfügbare Fläche gleichzeitig der Null nahekamen.
    Schließlich vereinigten sich die Ringwellen zu einem ringförmigen Geysir, der zu dem schwerefreien Punkt zw i schen den Planeten einen Schaumstrahl emporschoß. Dort löste sich die Fontäne dann in einen Gischt aus Wasse r

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