Der Flug der Libelle
ging hinauf, um aus den Cockpitfenstern zu schauen.
»Wir bewegen uns «, sagte er.
Karin sprang von der Theke der Anrichte herunter und rannte nach vorn. Sie nahm im Kopilotensitz Platz und nei g te den Kopf nach einer Seite, um das Zentrum der Fenste r streb e m it einer Seite des Felsenglobus ’ , der vor ihnen am Himmel hing, in eine Linie zu bringen.
»Hast du das Ruder ganz am Anschlag? « fragte sie Jill.
»Ja «, sagte ihr Imp.
Karin hielt Ausschau und schüttelte dann langsam den Kopf, wie die Nase des Fahrzeugs nach rechts driftete. Als sie begannen, auf Rückwärtskurs zu gehen, ließ Karin anha l ten.
»Das Gebläse kann uns ziemlich schnell vorantreiben «, sagte sie. »Aber selbst dann, wenn Seiten und Querruder ihr Bestes tun, bewegen wir uns noch im Kreise und kommen praktisch nirgendwo hin. «
»Wie wäre es mit einem Treibanker an Steuerbord, ganz draußen an der Flügelspitze? « schlug David vor. Er suchte alles zusammenzukratzen, was er vor langer Zeit bei Sege l kursen auf der Erde gehört hatte.
Karin antwortete nicht. Sie lehnte sich im Kopilotensitz zurück und ließ ihren Geist Seite um Seite des Ingenieu r -Handbuchs der › Libelle ‹ durchgehen. Jill war nicht müßig, und Karin nickte gelegentlich, wenn der Imp ihr etwas ins Ohr flüsterte. Plötzlich stand sie auf, lief längs durch die ganze › Libelle ‹ , und betrat den schmalen Korridor im Heck, der zu den Klima und Lufterneuerungskomplexen führte.
Obwohl Jill ein Gehirn besaß, das so wenig elektrische Energie wie möglich benötigte, verbrauchte es doch eine ansehnliche Menge Picowatts für jeden Denkvorgang. Die Klimaanlage der › Libelle ‹ war nicht für den Komfort der Besatzung gedacht, sondern diente dazu, Jills Gehirn kühl genug zu halten und »milde « Fehler infolge thermischer A n regung zu eliminieren. Karin öffnete eine schräge Klappe und schaute nach oben. Sie hielt an, ging zu ihrem Anzug s fach zurück, griff sich eine Permaleuchte und kam wieder. Sie ließ den blendend hellen Lichtstrahl zwischen den Rillen der Kühlrippen der Klimaanlage zu den Ventilatoren da r über gleiten. Sie hielt kurz inne und tippte einen selten b e nutzten Code in den Mikrocomputer der Leuchte. Ein paar eingeübte Griffe, und sie konnte in den stroboskopischen Lichtblitzen die Ventilatoren sich scheinbar langsamer dr e hen un d s chließlich stehenbleiben sehen, als der Rhythmus der Lichtstöße mit der Drehzahl der Blätter übereinstimmte.
»Wie wäre es mit diesen hier? « fragte sie ihren Imp. »Die sind klein, aber eins oder zwei davon sollten, mit der richt i gen Geschwindigkeit betrieben, ebensoviel Wasser wie das VTOL-Gebläse durchdrücken können. «
»Die sind ein Teil der Luftversorgung «, protestierte Jill in ihrer strengen Tonart. »Die Vorschriften gestatten keinerlei Zweckentfremdung primärer Lebenserhaltungssysteme. «
Karin entgegnete mit entschlossener Stimme: »Der Zweck, für den die Ventilatoren gebraucht würden, ist für die Mannschaft lebenswichtig. Bitte, notiere meine Empfe h lungen in deinen Gedächtnisspeichern und verifiziere sie mit den Kommandanten von › Libelle ‹ und › Prometheus ‹ ! «
Es gab eine kurze Pause. Karin hörte ein dumpfes »Sie hat recht « vom Bug des Flugzeugs. Dann hörte sie wieder Jill durch ihren Imp sprechen.
»Der Austausch, den Sie vorschlagen, wird bei richtiger Überwachung der relativen Drehzahlen der beiden Propeller funktionieren. Es wird eine zwanzigprozentige Verschlec h terung des Luftstroms durch die › Libelle ‹ geben. Damit bleiben uns nur noch neunzig Prozent des Nennwertes. Mein Motile-Zweig ist nicht in der Lage, den Ventilator abzumo n tieren. Die Massen und die Gewichte sind an dieser Stelle zu groß. «
»Das geht in Ordnung «, sagte Karin. Sie war sehr erleic h tert, daß der Computer so charmant nachgegeben hatte. Das bedeutete wahrscheinlich, daß der Austausch ein Kinde r spiel sein würde.
Er war es nicht.
Jills Zweig tat alles, was er konnte, indem er Schrauben dort löste, wo ein menschlicher Finger sie nie erreicht hätte, aber der sperrige Ventilator rührte sich nicht in seiner Nische . Zwar gab es abnehmbare Verkleidungen, um die ganze Lu f taufbereitungsanlage der › Libelle ‹ für Installation und Wa r tung aus dem Boden abzusenken; aber die konnten nicht benutzt werden, da sie tief unter der Oberfläche des übelri e chenden Ozeans von Eau lagen. Karin war in Schweiß geb a det, bis sie schließlich
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