Der Flug der Libelle
«
»Ich werde Proben vom Wasser und dem Exemplar ne h men «, sagte sie. »Gib mir die Spritze! «
Karin wollte die Flasche halten, während sie die Nadel durch die gummiartige Dichtung über der Öffnung des B e hälters stieß; aber die Kälte war für ihre Finger unerträglich. Sie gab es auf.
»Hier «, sagte sie und händigte die Flasche dem Wei h nachtszweig aus. »Halte es, während ich die Proben ne h me! «
Karin nahm die Spritze und zog eine kleine Probe von dem Wasser des Ozeans auf. Als die Nadel herauskam, roch es scharf nach Ammoniak in der Luft. Karin trat an die Wand zu einem kleinen Labor für physikalische und chem i sche Analysen. Er war nicht größer als ein gewöhnlicher Ziegelstein, konnte aber an einem einzigen Tropfen eine vollständige anorganische und organische Analyse ausfü h ren. Es hatte auch reichlich Manipulatoren und Mikrosk o pe, um jeden Teil dieses Tropfens zu ’ zerlegen und zu pr ü fen.
Karin gab das Tröpfchen in den Analysator, und Jill stel l te die Apparatur an, während Karin sich wieder dem Zweig zuwandte. Wieder ging die Nadel durch das Siegel und zie l te auf den schwer zu fassenden Klumpen. Aber es gab kein Versteck, und Karin bekam eine halbe Nadelfüllung mit kreischender weißer Gallerte.
Zähneknirschend ging sie zur Wand zurück, wartete, bis das grüne Licht die Bereitschaft des Analysators für die nächste Probe anzeigte, steckte die Spitze der Nadel in die Einfüllöffnung und drückte leicht zu. Immer noch mit z u sammengebissenen Zähnen wandte sie sich wieder dem Zweig zu und spritzte den Rest der Füllung in die Probenfl a sche zurück, wo sich der winzige Klumpen alsbald mit dem größeren weißen Würstchen vereinigte.
»Wenn das weiße Fremdwesen zurückkommt, dann bring dies, bitte, nach draußen und gib es ihm wieder! « sagte sie. »Ich würde wegen des Geschreis aus dem Kühlfach übe r haupt nicht schlafen können. «
»Das Kühlfach ist gut isoliert «, sagte Jill. »Ich bin sicher, daß kein Geräusch herausdringen könnte. «
»Kein Geräusch, aber ich würde die Schreie immer noch hören «, sagte sie, gab die Spritze dem Weihnachtszweig z u rück und ging nach vorn zur Forschungskonsole, wo sich die Information des Labors für physikalische und chemische Analysen auf dem Schirm zu zeigen begann.
Als Karin vor der Konsole Platz nahm, begann Jill mit ihr durch ihren Imp ein Gespräch. Karin hätte fast geschworen, daß der Computer über die Entdeckungen aufgeregt war, die in dem winzigen Laboratorium im Heck des Flugzeugs g e macht wurden.
»Die Struktur des Weißen Pfeifers ist identisch mit der jener seltsam gefärbten Felsen, die Sam auf Roche und R i chard auf Maui gefunden haben «, sagte Jill.
»Das waren aber doch kristallinische Gesteine «, wandte Karin ein. »Diese Tiere sind mehr wie intelligente Quallen. «
»Aber die Grundstruktur ist die gleiche «, sagte Jill. »Die ganze Probe vom Weißen Pfeifer enthält nichts außer sehr kleinen hantelförmigen Einheiten, großen Zellen, wenn Sie wollen, die in zerzahnten Schichten angeordnet sind, mit vier knolligen Enden um jeden abgesetzten Taillenabschnitt. Zwei gehen m die eine Richtung und zwei in die andere, so daß der ganze Körper eine verflochtene Ganzheit darstellt. Die Einheiten sind größer als bei den Felsmustern; aber ich vermute, nur deshalb, weil sie durch Wasser aufgequollen sind. «
»Die Steine waren wirklich hygroskopisch «, rief Karin in Erinnerung. »Kannst du eine chemische Analyse machen? «
»Schon fast fertig «, sagte Jill. »Das Innere jeder Einheit besteht aus der gleichen Verbindung vom Silica-Gel-Typ , der in den Steinen vorkam; nur sind einige Verbindungen hydriert. Die äußere weiße Hülle ist viel komplexer – ein dünner Film aus Molekülen, die aus Ringverbindungen b e stehen und sich in halbzufälliger Anordnung wiederholen. Es gibt da zwölf Grundmoleküle, die in großen Platten a r rangiert sind, welche zwischen Schichten aus einer flüssi g kristalla r tigen Substanz gehalten werden. «
»Findest du irgendeine Struktur in dem zentralen Ge l -Teil ? «
»Nicht viel. Es sind ihrer Ordnung nach praktisch Krista l le, aber recht flexibel wegen des hohen Wassergehaltes. «
»Dann muß das Gelmaterial ein Äquivalent für › Kn o chen ‹ sein. Sie bestimmen die grundlegende Anordnung, während der dünne Film über dem › Skelett ‹ sowohl Nerve n gewebe wie genetischer Code ist «, sagte Karin.
»Das könnte nicht ganz
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