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Der Flug der Stoerche

Der Flug der Stoerche

Titel: Der Flug der Stoerche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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geraten. Böhms Tod ist nicht so einfach, wie man auf den ersten Blick annimmt. Es wird eine Untersuchung geben, denken Sie sich. Zufällig haben Sie aber ziemlich viel Geld von ihm erhalten, für einen Spezialauftrag, und aus irgendeinem unerklärlichen Grund haben Sie Angst bekommen. Sie sind bei ihm zu Hause eingebrochen, um Ihre Akte mitgehen zu lassen und alle Spuren Ihrer Beziehung zu ihm zu verwischen. Ich habe Sie nicht im Verdacht, daß Sie das Geld behalten wollten. Sicher werden Sie es zurückzahlen. Aber dieser Einbruch ist schwerwiegend .«
    Ich dachte an die drei Umschläge und antwortete hastig: »Herr Inspektor, die Arbeit, mit der Max Böhm mich beauftragt hat, betrifft einzig und allein die Störche. Darin sehe ich nichts Verdächtiges. Ich werde das Geld selbstverständlich dem Verband zurückzahlen, der .«
    »Es gibt keinen Verband.«
    »Wie bitte?«
    »Es gibt keinen Verband, wie Sie ihn sich vorstellen. Böhm hat allein gearbeitet, und er war das einzige Mitglied der APCE. Er bezahlte ein paar Angestellte, beschaffte das Material, mietete seine Geschäftsräume. Böhm brauchte kein Geld von anderen. Er war immens reich.«
    Vor Verblüffung brachte ich keinen Ton heraus. Dumaz fuhr fort: »Auf seinem Privatkonto liegen über hunderttausend Schweizer Franken. Und außerdem muß Böhm irgendwo in einem unserer Geldschränke auch ein Nummernkonto besitzen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens hat dieser Vogelkundler eine höchst lukrative Tätigkeit ausgeübt.«
    »Was werden Sie unternehmen?«
    »Im Augenblick nichts. Der Mann ist tot. Wie es aussieht, hat er keinerlei Familienangehörige. Ich bin sicher, daß er sein Vermögen einem internationalen Naturschutzverein wie WWF oder Greenpeace vermacht hat. Der Fall wäre damit abgeschlossen. Trotzdem würde ich die Sache gern weiterverfolgen. Und dazu brauche ich Ihre Hilfe.«
    »Meine Hilfe?«
    »Haben Sie heute morgen irgend etwas bei Böhm gefunden?«
    Wieder schossen mir die drei Umschläge durch den Kopf wie feurige Meteoren.
    »Nein, nichts, abgesehen von meiner Akte.«
    Dumaz lächelte ungläubig. Dann stand er auf. »Wollen wir ein Stück gehen?« fragte er.
    Ich folgte ihm das Seeufer entlang.
    »Nehmen wir an, daß Sie nichts gefunden haben«, begann er von neuem. »Schließlich war der Mann auf der Hut. Ich habe mich heute morgen selber erkundigt, aber nichts Großartiges herausgefunden. Weder über seine Vergangenheit noch über seine geheimnisvolle Operation. Sie erinnern sich ja - diese Herztransplantation. Das ist ein weiteres Rätsel. Wissen Sie, was Dr. Warel mir gesagt hat? Böhms implantiertes Herz enthielt einen merkwürdigen Bestandteil, der dort überhaupt nichts zu suchen hat. Eine winzige Kapsel aus Titan, dem Metall, aus dem man bestimmte Prothesen herstellt, und sie war an der Spitze des Herzens festgenäht. Normalerweise wird an einem transplantierten Herzen ein Klipp befestigt, damit man leichter eine Biopsie durchführen kann. Aber das ist es nicht. Frau Warel meint, das Teil hat keine spezielle Funktion.«
    Ich schwieg. Ich dachte an den hellen Fleck auf dem Röntgenbild. Mein Abzug stammte also vom zweiten Herzen. Schließlich fragte ich: »Wie kann ich Ihnen denn helfen?«
    »Böhm hat Sie bezahlt, damit Sie dem Zug der Störche folgen. Haben Sie das vor?«
    »Nein. Ich werde das Geld zurückzahlen. Wenn die Störche beschlossen haben, aus der Schweiz oder aus Deutschland abzuhauen, wenn sie von einem Riesentaifun verschlungen werden, kann ich nichts dafür, und es ist mir auch herzlich gleichgültig.«
    »Schade. Die Reise hätte sehr nützlich sein können. Ich habe angefangen, der Karriere des Bauingenieurs Max Böhm nachzuspüren - freilich erst sehr rudimentär. Durch Ihre Reise hätten wir versuchen können, seine Vergangenheit quer durch Afrika oder den Nahen Osten zu rekonstruieren.«
    »Wie stellen Sie sich das vor?«
    »Ich denke es mir als zweigleisige Ermittlung. Ich hier und Sie dort unten. Ich forsche seinem Vermögen nach, seiner Tätigkeit. Ich finde die Orte und Daten seiner verschiedenen Aufträge heraus. Sie verfolgen seine Spuren vor Ort - entlang der Flugroute der Störche. Wir stehen in regelmäßigem Kontakt. In ein paar Wochen haben wir Max Böhms gesamtes Leben aufgerollt. Seine Geheimnisse, seine Leistungen, seine Geschäfte.«
    »Geschäfte?«
    »Ich weiß nicht - ich hab’ das Wort aufs Geratewohl verwendet.«
    »Und was habe ich davon?«
    »Eine schöne Reise. Und die

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