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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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Menschen dar. Obwohl Grünblum und seine gesamte Besatzung in einer Ära relativen Friedens in der Inneren Sphäre aufgewachsen waren, die Devlin Stone und die von ihm gegründete Republik der Sphäre im Herzen des von Menschen besiedelten Weltraums erzwungen hatten, wussten sie doch sehr genau, wozu Menschen fähig waren.
    Und nun war dieses Interregnum relativer Ordnung und Sicherheit ohnehin vorüber. Der Krieg war in die
    Innere Sphäre zurückgekehrt - und mit ihm alle Übel, die ihn historisch begleiteten.
    Die Kälte des Weltalls schien bis auf die hell erleuchtete Brücke zu dringen, obwohl um ihn herum alles mit der Präzision einer hervorragend eingestellten Maschine ablief. Was Kapitän Grünblum am meisten hasste, war Chaos. Und auch wenn die Hand Haus Steiners das Lyranische Commonwealth bis jetzt sicher führte, stark, autonom und unbehindert von dem wahnwitzigen Versuch einer Verbindung mit den Cruciern Haus Davions - wie zu Zeiten seines Großvaters -, zogen selbst hier schon dunkle Zeiten auf.
    Er fürchtete, dass auf seine Kinder nur noch Schlimmeres warten mochte.
    Dann schüttelte er den Kopf, um die düsteren Gedanken zu vertreiben. Warum mache ich mir selbst mit derartigen Überlegungen das Leben schwer? Vor uns liegt der Kosmos und wartet. Ich habe alles, was sich ein Mensch nur wünschen kann: ein großartiges Schiff, Gewinn bringende Handelsrouten und natürlich Kimiko und unsere Kinder. Winfried, Tamiko und Taro, mein Ältester, der Stolz meines Vaterherzens. Nicht mehr lange, und er ist alt genug, die Himmelsfaust zu verlassen und sich seine Sporen zu verdienen...
    Sirenengeheul gellte mit hämmerndem Rhythmus über die Brücke. Grünblum runzelte die Stirn.
    »Was ist los?«, fragte er Leutnant Liu an der Pilotenkonsole.
    Ihre Meldung klang so eiskalt und nüchtern wie immer. »Die Infrarotortung meldet eine bevorstehende Ankunft am Sprungpunkt, Kapitän.« Dann glitt der Hauch einer Regung über ihre elfenbeinernen Züge. »Mehrere Schiffe.«
    »Fähnrich Kohl, seien Sie so nett und legen Sie das Bild der Solarsegeltakelage-Kameras auf den Hauptsc hir m.«
    »Jawohl, Kapitän.«
    Der junge Mann an der Ortungskonsole bearbeitete die Tastatur. Er hatte gerade erst an der Handelsmarineakademie auf Tharkad seinen Abschluss gemacht. Dies war seine erste Fahrt als Offizier, auch wenn er natürlich, wie jeder andere in seiner Position, zuvor schon mehrere Jahre als Maat gearbeitet hatte.
    Der riesige Sichtschirm an der vorderen Schottwand der Brücke war plötzlich mit Sternen übersät. Dieser Anblick hatte eine beruhigende Wirkung auf
    Grünblum. Er kannte die vom Summit-Sprungpunkt sichtbaren Sternbilder so genau wie seine Kabine.
    Ein neuer Stern tauchte in einem Lichtblitz auf, verblasste kurz, wurde dann wieder heller. Ein Sprungschiff, das nach der Materialisation die gewaltigen Manövertriebwerke anwarf, um in Parkposition zu gehen und sein - Quadratkilometer großes - Sonnensegel auszubreiten, mit dem es für den nächsten Sprung auf seiner Route den Kearny-Fuchida-Antrieb aufladen würde. Daran erschien nichts ungewöhnlich oder beunruhigend.
    Andererseits: »Wir empfangen ständig weitere Ankunftssignale, Kapitän«, meldete Kohl. »Ein halbes Dutzend Signaturen schon.«
    Grünblum verzog das Gesicht. In seiner langen Karriere hatte er es kaum jemals erlebt, dass zufällig mehrere Schiffe gleichzeitig ein System erreichten. Er konnte sich an nicht mehr als ein oder zwei Gelegenheiten erinnern, bei denen er Schiffe nahezu gleichzeitig an einem Sprungpunkt hatte materialisieren sehen, außer vor dem Zusammenbruch des HPG-Netzwerks und der dadurch ausgelösten Flaute im interstellaren Handel. Und selbst damals bedeutete >nahezu gleich-zeitig< einen Abstand von mehreren Stunden. Es sei denn die Schiffe flogen im Konvoi. Und auch wenn sich die lyranische Wirtschaft, wie nicht anders zu erwarten war, schneller vom HPG-Kollaps erholt hatte als die irgendeines anderen Staates der Inneren Sphäre, wusste er keinen Grund, der gerade jetzt mehr als ein Händlerschiff hierher führen sollte.
    Er hasste Überraschungen. Unerwartete Ereignisse sorgten nur für Chaos.
    »Vergrößern Sie bitte das Bild, Fähnrich.«
    Weitere neue Sterne leuchteten auf. Einer, zwei, immer mehr, eine künstliche Konstellation von Triebwerksfeuern. Dann verschwanden sie vom Bildschirm, als der Computer auf das erste Schiff zoomte.
    »Herr im Himmel!«, stieß der weißbärtige 1. Offizier aus und bekreuzigte

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