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Der Fluss

Der Fluss

Titel: Der Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Paulsen
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in die Tiefe, den Zeigefinger noch immer nach den Fischen ausgestreckt. Auf halber Höhe des Steilabbruchs gab es einen kleinen Vorsprung aus Lehm, mit Felsbrocken vermischt, der dort heraus ragte, weil Sand und Kalk fest miteinander verbacken waren, und Brian stürzte mit dem Bauch direkt auf diese Kuppe. Und zwar hart.
    »Uuumpf!« Der Aufprall presste ihm die Luft aus der Lunge, zischend entwich sie wie aus einem durchlöcher ten Autoreifen – und dann prallte er ab und kugelte in ei nem Hagel von Schlamm und Steinen bis zum Fuß der Böschung hinab auf den schmalen, steinigen Strand.
    Ich kann mich nicht mehr bewegen! dachte Brian, als er keuchend dort auf dem Bauch lag.
    Im nächsten Moment war Derek bei ihm. Sein Gesicht vor Sorge erstarrt, beugte er sich über ihn. »Bist du ver letzt?«
    Wie kann man so etwas fragen! dachte Brian. Wie sollte ich nicht verletzt sein, nach einem solchen Sturz? Aber er schüttelte tapfer den Kopf. »Nein. Wenigstens glaube ich nicht …«
    Er richtete sich auf, versuchte sich mit den Händen hochzustemmen und dabei fiel sein Blick auf die Steine, die dort am Strand umherlagen. Die meisten waren rund und glatt, von Wind und Wasser und dem Zahn der Zeit abgeschliffen. Aber dazwischen lagen ein paar harte, kantige, schwarze Brocken. Genau an der Stelle, wo er ge landet war, lagen ein paar frisch abgebrochene Platten herum, noch nicht verwittert, und Brian erkannte, dass sie von dem Vorsprung in der Böschung stammten, an dem er aufgeprallt war.
    »Schau!«, rief er und vergaß seinen Unfall. Er hielt einen der schwarzen Steine hoch, der schartig war und eine deutliche Maserung zeigte. »Das könnte ein Stein von der Art sein, glaube ich, wie ich sie benutzte, um mit dem Beil Funken zu schlagen.«
    »Feuerstein«, sagte Derek. »Das ist es.«
    Brian zog sein Messer aus der Gürtelschlaufe, klappte es auf und stellte die Klinge fest. Dann schlug er mit dem Messerrücken kräftig gegen den Feuerstein. Dreimal, viermal musste er schlagen, bis endlich Funken sprüh ten.
    Er sah auf und lächelte. »Keine Moskitos mehr.«
    Er stand mühsam auf und sammelte zwei der größten Steinbrocken ein und dann gingen sie einen Lagerplatz suchen. Auch hier konnten sie nichts anderes tun, als auf ihr Glück zu warten.
    So wanderten sie halb um den See herum, immer auch auf der Suche nach Nahrung. Als sie das nördliche Ufer umrundet hatten, stießen sie auf ein flaches Gebüsch, aus dessen Zweigen kleine Nüsse hervorblinkten. Es waren Haselnüsse, das wusste Brian, und sie machten Halt, um ein paar Handvoll zu essen. Die Nüsse waren schon beinah reif, innen noch grün und saftig, Würmer und Eichhörnchen hatten sich schon daran gütlich ge tan. Aber es gab immer noch genügend, um den ersten Hunger zu stillen. Mit Steinen schlugen sie die harten Schalen auf und so verbrachten sie eine Stunde damit, Nüsse zu knacken und ihr süßes Fruchtfleisch zu knab bern.
    Der Abend kam näher und Brian wusste, dass sie einen geschützten Lagerplatz finden und Feuer machen mussten, bevor es dunkel wurde und die schwirrenden Quälgeister der Nacht sie entdeckten.
    Und dann, als sie sich durch das dichte Unterholz der Weidensträucher schoben, fanden sie den Platz!
    Ein mächtiger Sturm hatte eine riesige Fichte am Fuß eines Hügels gefällt. Der Baum hatte, als er kippte, das Erdreich zwischen seinen Wurzeln mitgerissen, und so war ein großes, tiefes Loch unter der Felsplatte entstanden, ein kleiner Krater. Den Rest hatte die Zeit besorgt. Der Baum war längst vermodert und von den Würmern vertilgt, die Erde war teilweise zurück in den Krater gerieselt und Grassamen hatten Wurzeln geschlagen. Übrig geblieben war eine breite Mulde am Fuß des Hügels mit einer überhängenden Felsplatte. Zu beiden Seiten der Mulde standen hohe Bäume, die über der grasbewachsenen Senke aufragten und sie in einen stillen, schattigen Garten verwandelten.
    Es war kein perfekter Lagerplatz, nicht so gut, wie Brian ihn damals an dem L-förmigen See gefunden hatte, nach dem Flugzeugabsturz. Aber er war gut genug – viel besser als nichts – und obendrein fand sich eine kleine Quelle seitlich am Überhang. Wasser sickerte aus einer Felsspalte und plätscherte als Bächlein zum Seeufer hinunter.
    »Unser Zuhause«, sagte Brian.
    Derek starrte in die Mulde. »Nichts als ein Loch im Boden. Was werden wir brauchen, um uns häuslich ein zurichten?«
    »Betten und ein Feuer. Die Betten kannst du aus wei chen Fichtenzweigen

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