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Der Fluss

Der Fluss

Titel: Der Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Paulsen
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Äste nach und dann noch größere, bis in der Grube ein lustiges Feuer prasselte.
    Brian hockte am Boden und sah Derek lächelnd an. Auch Derek lächelte.
    »Keine Moskitos mehr«, sagte Brian und wedelte mit der Hand in der Luft. »Der Rauch wird sie vertreiben. Viel ist gar nicht nötig; nur ein paar wehende Schwaden. Aber wir brauchen noch mehr Holz.«
    So verging die nächste Stunde mit dem Sammeln und Stapeln von Brennholz, bis sie neben ihrem Lagerplatz einen ansehnlichen Haufen hochgeschichtet hatten. Und Derek nutzte die Zeit, um Fichtenzweige für die Betten zu schneiden. Als die Nacht kam und sie sich endlich zur Ruhe legten, hatten sie viel getan, um aus der Höhle unter der kahlen Klippe ein schützendes Zuhause zu machen.
    Brian lag auf der Seite und dämmerte in den Schlaf hinüber. Das Letzte, was er noch hörte, war ein heulen der Wolf in der Ferne. Derek hörte es auch und schreckte hoch.
    »Nur ein Wolf«, sagte Brian. »Er ist weit fort und er singt nur. Außerdem greifen Wölfe keine Menschen an. Du kannst ruhig schlafen.«
    Und das tat Derek. Er streckte sich aus und bald hörte Brian seine gleichmäßigen Atemzüge. Irgendwann war auch er eingeschlafen.

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    Brian trat von der Fischreuse zurück und schüttelte den Kopf. Diesmal war alles anders, tatsächlich.
    Es war ein wunderschöner Nachmittag. Die Sonne strahlte vom blauen Himmel herab, der See lag friedlich - und doch zerbrach sich Brian den Kopf, woran es lie gen mochte, dass alles so unwirklich war.
    Irgendwie war es ein einziger, fröhlicher Camping-Trip. Fehlt nur noch eine Kühlbox voll Cola und Limo nade und Sandwiches! dachte Brian.
    Seit drei Tagen hausten sie hier am See, aber es kam ihm vor, als wäre bereits ein Jahr vergangen. Der Lager platz war wohnlich und gut hinter Bäumen versteckt. Derek hatte das Funkgerät eingeschaltet und aller Welt mitgeteilt, dass es ihnen gut ging. Er hatte darum gebe ten, die Nachricht an Brians Eltern weiterzuleiten. Viel leicht, so dachte Brian, machte Mutter sich Sorgen, falls sie von der zurückgeschickten Ausrüstung gehört hatte.
    Sie waren in den Wald gegangen und hatten noch mehr Fichtenzweige geschnitten, um ihre Betten zu ver bessern – sie höher und weicher zu machen. Sie hatten Feuerholz gesammelt und hatten jetzt einen Vorrat für einen Monat. In Tüten aus Birkenrinde hatten sie Hasel nüsse und Beeren gesammelt.
    Sie hatten Heidelbeeren und Himbeeren und sogar Pflaumen gefunden. Der Wald war weniger dicht, hier auf der nördlichen Seite des Sees, und Beerensträucher und Büsche entwickelten sich prächtig im hellen Son nenlicht.
    Wilde Pflaumen! Brian konnte kaum glauben, wie saf tig und süß sie schmeckten, auch wenn sie noch etwas grün waren. Sie ähnelten kleinen Pflaumen aus dem Gar ten, waren nur etwas stärker im Geschmack.
    Brian hatte sich einen Bogen geschnitzt. Er hatte einen Streifen aus seinem Gürtel geschnitten, den er als Bogensehne nahm. Dann hatte er Derek gezeigt, wie man mit Pfeil und Bogen Fische schießen konnte und wie man die Gräten und Innereien von Fischen als Köder benutzte, um weitere Fische in einer Reuse aus Steinen zu fangen. Bald hatten sie mehr Fisch zu essen, als sie brauchten. Brian fand eine Muschelbank – und es gab eine herrliche Mahlzeit: am Feuer gedünstete Muscheln, Nüsse und Beeren. Die beiden aßen sich einmal richtig satt.
    Satt.
    Jetzt hatten sie einen Vorrat an Muscheln im flachen Wasser, auch reichlich Fische in der Reuse, und außer dem kannten sie die Standorte einiger Waldhühner im Dickicht. Überall gab es Kaninchen und Eichhörnchen, und so hätten die beiden notfalls ein Jahr aushalten kön nen.
    Aber nichts stimmte. Es war alles unwirklich – ganz und gar unwirklich.
    Kopfschüttelnd schlenderte Brian zurück zur Feuer stelle. Derek saß auf seinem Bett vor dem Feuer, warf ab und zu dürres Holz auf die Glut und schrieb etwas in sein Notizbuch. Er blickte auf und sah Brian kopfschüttelnd ins Camp treten.
    »Was ist los?«
    Brian zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Es stimmt einfach nicht, glaube ich.«
    »Was meinst du – was stimmt nicht?«
    Brian sah sich in ihrer Wohnhöhle um, sah den Lu xus, das Essen, das Feuer, den friedlichen See. »All dies. Wir sind so … gut versorgt. Alles ist so friedlich. Aber irgendwie funktioniert es nicht. Nein, so funktioniert es nicht.«
    »Ich weiß noch immer nicht, wovon du sprichst. Wir haben es doch geschafft. In diesen vier Tagen hast du mir gezeigt, wie man – mit

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