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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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»Glaub’s ruhig.«
    Sie sah zu dem Geschwisterpaar auf und registrierte, dass Martin Jeffers unruhig wurde. Sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte. Wird er mich retten? Das schien ihr plötzlich mehr als fraglich.
    »Doug, wieso tust du das?«
    »Keine weiteren Fragen. Das sagen die Anwälte immer vor Gericht, wenn sie ihren Zeugen vor dem Kreuzverhör schützen wollen. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren. Die nächste Frage bitte.«
    »Es gibt nur eine.«
    »Das stimmt nicht, Marty. Natürlich stellt sich die Frage nach dem Warum, aber auch noch die nach dem Wie und Wann, und dann auch noch, was ich als Nächstes vorhabe. Das scheint mir das Entscheidende zu sein.«
    »Meinetwegen«, räumte Martin Jeffers ein. »Was willst du jetzt machen?«
    »Frag mich nicht.«
    Douglas Jeffers brach in schallendes Gelächter aus. Der Laut wirkte in dem kleinen Zimmer fremd und deplaziert. Anne Hampton kannte dieses Lachen aus den schlimmsten Momenten.Sie hoffte, dass der jüngere Bruder so einsichtig war, einen Rückzieher zu machen.
    War er. Er saß schweigend da. Nach einer Weile wedelte der Ältere mit der Hand durch die Luft, als müsse er zwischen ihnen Rauch oder Nebelschleier verscheuchen.
    »Hör mal«, setzte Douglas Jeffers an. »Wie viel weißt du?«
    »Ich weiß alles.«
    Der Ältere schwieg einen Moment.
    »Also, das ist nicht gut. Überhaupt nicht gut.«
    Er überlegte, bevor er weitersprach.
    »Demnach warst du in meiner Wohnung. Ich hatte gedacht, du würdest warten, bis es vorbei ist. Du solltest damit warten.«
    »Nein, genauer gesagt, war jemand anders da.«
    »Wer?«
    Martin Jeffers verstummte. Er wusste plötzlich nicht, was er sagen sollte. Er dachte an all die intensiven Gespräche mit dem einen oder anderen Kriminellen. Er hatte stets gewusst, wie er sich verhalten sollte. Diesmal war er vollkommen ratlos. Er starrte seinen Bruder an, dann die Pistole in dessen Händen. Doch er sah das Kind hinter dem Mann und begriff: Ich bin auch nichts weiter als ein Kind, ich bin der kleine Bruder. Ihn packte eine gewaltige, brennende Woge des Grolls, die mit jeder Sekunde weiter anschwoll. Ich bin immer der Letzte, der etwas erfährt. Der Letzte, der etwas bekommt. Er hat immer getan und gelassen, was er wollte, ganz egal, wie ich darüber dachte. Er hat nie auf mich gehört. Er hat mich immer wie ein lästiges Anhängsel behandelt. Er war immer der Boss. Er war immer wichtig. Ich zählte grundsätzlich nicht. Ich hatte das Nachsehen. Immer, immer. Plötzlich war ihm alles verhasst, und er wollte seinem Bruder schaden.
    »Jemand von der Kripo.«
    Kaum war das Wort heraus, bereute er es.
    »Und der weiß es auch?«
    Martin Jeffers sah, wie sein Bruder sich verspannte und um Fassung rang. Im selben Moment nahm sein einigermaßen entspannter Ton einen klirrend harten Klang an. Es war ein Tonfall, den Martin Jeffers von ihm noch nie gehört hatte, aber aus langjähriger Berufserfahrung nur allzu gut kannte. Er dachte: Ein mörderischer Ton.
    »Ja«, bestätigte er. »Genauer gesagt, ist es eine Sie.«
    Douglas Jeffers wartete, dann sagte er: »Nun, dann geht es ein bisschen früher ans Sterben.«
     
    Detective Mercedes Barren hatte Mühe damit, den großen amerikanischen Wagen zu bändigen, der mit seiner weichen Federung auf dem holprigen Gelände auf und nieder hüpfte, sosehr sie sich auch bemühte, die Unebenheiten zu umschiffen. Als ein Zweig an der Seite den Lack der Karosserie ankratzte, gab es ein kreischendes Geräusch. Dann hörte sie, wie das Auspuffrohr aufschlug, doch sie fuhr unbeeindruckt weiter.
    Sie wollte sich nicht eingestehen, dass sie sich verfahren hatte, auch wenn das Pechschwarz der Nacht und des Waldes, das sie von allen Seiten bedrängte, in ihr ein Gefühl der Verzweiflung auslöste, als ob Vernunft und verantwortungsvolles Handeln irgendwo auf der Strecke geblieben seien und sie langsam, aber sicher in eine Art Unterwelt hinabstieg, wo der Tod die Regeln diktierte. Schattengestalten schienen vor den Lichtkegeln wegzuspringen, und jede davon trug die Fratze eines gespenstischen Todesboten: die unverkennbaren Züge von Douglas Jeffers. Vor Angst schnappte sie nach Luft, fuhr jedoch weiter, die schwere Pistole nunmehr in der Rechten, aufs Lenkrad gestützt.
    Als sie die Stelle erreichte, an der sich der Weg mehrfach gabelte, hielt sie an und stieg aus.
    Sie stand da und betrachtete die vier Pfade.
    Sie lehnte sich gegen die Ratlosigkeit auf. Sie erinnerte sich zwar an die Beschreibung

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