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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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wieder da«, meinte der Gerichtsmediziner. »Also, was macht Ihnen zu schaffen?«
    »Susan wurde …«
    »Erstickt. Todesursache war die Strangulation. Das Mordwerkzeug war die Strumpfhose um ihren Hals. Sie war bewusstlos, als es passierte. Das wissen Sie alles schon. Sie waren da und haben den Bericht gelesen.«
    »Durch den Schlag auf den Hinterkopf bewusstlos?«
    »Ähm, ja. Wahrscheinlich.«
    »Sie sind sich nicht sicher?«
    »Na ja, das Trauma am Hinterkopf war heftig. Das allein hätte sie schon töten können. Aber ich hab mich immer darüber gewundert.« Der Gehilfe kehrte zurück und überreichte einen braunen Umschlag. »Also, da haben wir es …« Er las vor. »Richtig. Linke Hälfte … Gewebeaustritt … Austritt an Hirn masse … na ja, was mir zu schaffen gemacht hat: Am Fundort war nicht viel Detritus von diesem Schlag zu sehen. Ich meine, da war allenfalls so viel Blut, wie man normalerweise angesichts einer so schweren Verwundung erwarten würde.«
    »Ich glaube, ich kann Ihnen nicht folgen …«
    »Also, sie bekam einen Schlag auf den Kopf, dann wurde sie stranguliert. Ihre Kollegen hatten die Theorie, dass dieser Araber sie vor dem Studententreff drüben an der Uni überwältigt hat, ihr eins über den Schädel gezogen, sie in den Wagen geworfen, in den Park mitgenommen, dort vergewaltigt, stranguliert und liegengelassen hat. Aber für mich ergibt das keinen Sinn.«
    »Wieso nicht?«
    »Also, der Schlag, den Susan auf den Kopf bekommen hat, wäre, wie gesagt, für sich schon tödlich gewesen. Und zwar ziemlich schnell. Sein ganzer Wagen wäre voll Blut gewesen. Den hätte er realistischerweise nicht so saubermachen können, dass er die Spektrograph-Untersuchung besteht. Und wenn sie gestorben wäre, während er zum Park fuhr, dann wären die Strangulierung und der Geschlechtsverkehr post mortem gewesen. Hätte ein völlig anderes Bild ergeben. Also für einen Gerichtsmediziner.«
    »Ich denke, ich verstehe …«
    »Noch etwas. Unter dem Muster von der Strumpfhose um ihren Hals hab ich ein paar Stellen mit leichten Quetschungen gefunden.«
    »Danach wollte ich Sie fragen«, warf Detective Barren ein.
    »Die erwähnen Sie in einem der Berichte, aber sonst nirgends. Was waren das für Quetschungen? Kann es sich dabei um Fingermale handeln?«
    »Also, die Antwort auf diese Frage lautet ja. Aber wenn Sie mich im Zeugenstand unter Eid fragen würden, ob diese Blutergüsse von zwei Händen verursacht worden sind, dann könnte ich das nicht bestätigen, nicht mit ausreichender medizinischer Sicherheit. Ich meine, die Male passten zu manuellem Ersticken, aber nicht zwingend. Und sie waren kaum zu sehen.«
    Er zögerte, bevor er weitersprach.
    »Ich hasse das, wissen Sie. Mir ist es viel lieber, wenn die Dinge zu dem Szenario passen, das die beim Morddezernat entwerfen. Wenn da auf einmal manuelles Ersticken dazukommt, fragt sich natürlich, wo? Und wann?«
    »Konnten Sie den Abstand zwischen den Blutergüssen messen?«
    Der Gerichtsmediziner grinste.
    »Gute Frage. Sie stellen immer gute Fragen, Detective. Ja, aber nur eine einzige mögliche Kombination …«
    Er streifte behutsam die OP-Handschuhe ab und trat zu Detective Barren. »Aus medizinischer Sicht besteht das Problem darin, die richtige Position für Finger und Hand zu finden …« Er legte Detective Barren die Hände um die Kehle. Der Doktor war ein kleiner, schmächtiger Mann mit graumäusigen Zügen und einer Brille, die ihm stets auf der Nasenspitze saß. Dennoch zuckte Detective Barren unter der Kraft in seinen dünnen Fingern zusammen, als er sie ihr zur Demonstration um den Hals legte. »Das hier ist die klassische Strangulation, Hollywood, dreißiger Jahre. Aber sehen Sie, wenn ich ein bisschen größer wäre« – damit stellte er sich auf Zehenspitzen –, »verändert sich der Winkel. Oder wenn Sie sich wehren, auch dann …« Während er sprach, wechselte der Mediziner laufend die Stellung seiner Hände an ihrem Hals. Sie beobachtete ihn wie ein Mann einen Barbier, dem er nicht recht über den Weg traut.
    »Und was ist, wenn er von hinten zupackt? Verändert das die Sache ebenfalls?«
    Er ließ die Hände sinken.
    »Vierzehn Zentimeter.«
    »Von wo nach wo?«
    »Nach meiner Schätzung, und ich betone, es ist eine Schätzung, die ich niemals vor Gericht bezeugen würde, müssten die Hände des Mörders zwischen Zeigefinger- und Daumenkuppe mindestens vierzehn Zentimeter gespreizt gewesen sein.«
    Der Mann schnaubte.
    »Ich hasse so

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