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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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hab mir ’ne Ecke an der Bar gesucht, wo ich die Tür im Auge behalten konnte. Sie sieht richtig toll aus, und ich wollte nicht – weiß auch nicht –, dass sie erst nach mirsuchen muss. Waren zu viele Singles da, die allzu gerne ausgeholfen hätten, wenn Sie verstehen, was ich meine. Na, jedenfalls fang ich mit der Dumpfbacke neben mir ein Gespräch an. Ich meine, der Typ war irre, ja? Echt ’ne Schraube locker, unheimlich, aber auch ’ne Dumpfbacke, so wie der über Frauen gelabert hat, wie durchtrieben die wären und so. Aber immer wenn er so einen Quatsch redete, hab ich ihn angesehen, und er hat gelacht, und ich hab auch gelacht und hab’s nicht sonderlich ernst genommen. Trotzdem war das ’ne Unterhaltung, die man nicht so schnell vergisst …«
    Detective Barren sah von ihrem Notizbuch auf. »Was haben Sie getrunken?«
    »Zwei Bier. Zwei sind erlaubt und, Mann, wenn du zu viel trinkst, dann kotzt du dir beim Training die Seele aus dem Leib.«
    Die anderen Studenten johlten. »Wohl eher zwei Sixpacks«, rief jemand, und Susans Freundin fügte hinzu: »Ich hab dich an dem Abend gesehen, Tony. Du hattest ganz schön einen in der Krone.«
    »Na ja, vielleicht ein bisschen …«
    »Zwei Bier ist die offizielle Version für die Trainer, richtig?«, hakte Detective Barren nach.
    Der junge Mann nickte.
    »Und was ist am nächsten Tag beim Training passiert?«
    »Mir wurde schlecht.«
    »Gut. Wie viele waren es also wirklich?«
    Er versuchte zu grinsen, doch nur einen Moment. »Jede Menge.«
    »Und woher sind Sie so sicher, dass das an dem Abend war, an dem Susan verschwand?«
    »Wegen des Films. Der wurde nur einmal gezeigt.«
    »Wie lautete der Titel?«
    Er überlegte, dann hellte sich sein Gesicht auf. »Es ging um dieses Kriegsschiff, auf dem sie die Revolution gemacht haben …«
    Detective Barren hatte plötzlich einen Kinderwagen vor Augen, der eine breite Treppe hinunterholpert.
»Panzerkreuzer Potemkin?«
    »Genau!«
    »Aber, Tony«, unterbrach ihn das dunkelhaarige Mädchen, »ich glaube, das war der Streifen, der am nächsten Abend lief. An dem Abend, an dem Susan verschwand, lief dieser Kriegsfilm, du weißt schon, mit den Rittern und der Schlacht auf dem Eis, das einbricht.«
    »Von dem weiß ich nichts«, sagte er.
    »Alexander Newski«,
meinte Detective Barren. Sie seufzte.
    »Wie auch immer, Sie sind sich aber sicher, dass sich der Tatverdächtige nicht vom Fleck gerührt hat?«
    »Ziemlich sicher. Ich meine, ich hab ein bisschen getanzt. Und ich war ’ne Weile auf dem Klo. Und schließlich war es eine Party. Als ein paar Jungs aus meiner Mannschaft kamen, bin ich natürlich aufgestanden und hab sie begrüßt …«
    »Demnach haben Sie nicht die ganze Zeit neben ihm gesessen?«
    »Na ja, die ganze Zeit nicht.«
    Detective Barren schaute auf das Handgelenk des jungen Mannes. Toller Zeuge, dachte sie. Betrunken. Bereit, seine Trainer anzuschwindeln und wahrscheinlich auch jeden anderen. Kann sich an Einzelheiten nicht erinnern, weiß wahrscheinlich nicht einmal mehr den Tag. Sie sah ihm wieder ins Gesicht. Hoffentlich schafft er’s in die Profiliga, dachte sie. Kein Wunder, dass die Kollegen vom Morddezernat seine Geschichte unbrauchbar fanden. Die Grand Jury hätte darüber nur müde gelächelt.
    »Tragen Sie manchmal eine Armbanduhr?«
    »Nee. Würden sie mir nur aus dem Spind klauen.«
    »Demnach können Sie nicht sicher sein, wie spät es war?«
    »Na ja, nicht genau.«
    »Okay, was hat der Tatverdächtige getrunken?«
    »Ich hab ihm was spendiert. Tonic Water. Wie gesagt, seltsamer Typ.«
    »Sonst noch was?«
    »Nur Tonic Water. Mit einem Schuss Limone.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Na ja, sonst gibt’s da eigentlich nicht viel zu erzählen. Wir beide haben bis Punkt Mitternacht die meiste Zeit da an der Bar gehockt, als Cinderella zur Tür hereinschaute. Und ich hab sie mir geschnappt, bevor sich die Wölfe auf sie stürzen konnten, verstehen Sie? Ich meine, hier geht’s an manchen Abenden ganz schön hoch her. Was der Schwachkopf als Nächstes gemacht hat, weiß ich nicht. Da wurde es erst richtig gemütlich …«
    Susans Freundin lächelte. »Susan wusste das. Deshalb haben wir beide diesen Pakt geschlossen, uns vorher loszueisen. Wenn wir bis Mitternacht geblieben wären – ich kann Ihnen sagen, da ist hier der Teufel los. Wir wären hier nicht mit heiler Haut rausgekommen …«
    Das war ein Witz, und die anderen Studenten lachten zur Bestätigung.
    »Ist Susan auch nicht«, sagte

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