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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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Begräbnis bekommen. Mein Rücken schmerzt, und meine Augen brennen. Wir gehen um den Wagen herum und holen die Koffer heraus. Carla nimmt noch eine Reisetasche aus dem Kofferraum.
    Dann zeige ich auf den Kadett.
    »Ist es gut, wenn wir den Wagen hier für alle sichtbar stehen lassen?«
    »Ja, er ist sauber.«
    Ich gehe voraus, und wir gelangen zum Fahrstuhl. Die Koffer wirken jetzt noch schwerer. Vielleicht sind es aber auch nur die Müdigkeit und die schwarze Glocke, die über meiner Zukunft schwebt, die meine Last so schwer erscheinen lassen.
    Als wir hochfahren, fällt mein Blick wieder auf die Sprüche. Jetzt kommen sie mir vor wie wahrhafte Lebenszeugnisse, ein Streich, den sie eher der Zeit gespielt haben als den Menschen. Ich sage mir, dass Mary und Luca erwachsen sein werden, wenn ich aus dem Gefängnis komme, ich dagegen ein alter Mann. Unwillkürlich muss ich derart bitter lächeln, dass es Mitleid erregen könnte. Meine Reisegefährtin bemerkt es gar nicht.
    Als wir in der Wohnung sind, lässt Carla die Reisetasche fallen und schaut sich um. Es hat sich nichts verändert, außer einem Detail. Die Trostlosigkeit ist vollständig dem Gefühl gewichen, in Sicherheit zu sein.
    »Das Grand Hotel ist es nicht gerade.«
    »Nein, ist es nicht. Aber es ist ein Ort, an dem uns vorerst niemand suchen wird.«
    »Wer wohnt hier?«
    Ich bringe das Verb in die richtige Zeitform, um sie zu beruhigen.
    »Derjenige, der hier gewohnt hat, sitzt in San Vittore. Es ist die Wohnung eines Freundes, der zweiundzwanzig Jahre bekommen hat.«
    Sie nimmt die Information kommentarlos zur Kenntnis und bewegt den Kopf, als wollte sie die Wirbel knacken lassen.
    »Ich müsste mal duschen.«
    Ich zeige den Flur entlang.
    »Das Bad ist dort. Ich werde inzwischen Kaffee kochen.«
    Carla zieht ein merkwürdiges Gesicht, als würde ihr selbst nicht behagen, was sie jetzt sagt.
    »Ich würde dich lieber bei mir haben.«
    Ich verstehe und zwinge mich zu einem schiefen Lächeln. Dagegen war das im Aufzug vorhin zuckersüß. An ihrem Vorschlag ist nichts Krankhaftes oder Exhibitionistisches. Kein Zugeständnis an meine schönen Augen. Sie will mich lediglich in jedem Moment unter Kontrolle haben, weil sie mir nicht traut. Die Regel dessen, der tötet, lautet, dass er nie und unter gar keinen Umständen jemanden in die Lage versetzen darf, ihn töten zu können.
    Schweigend gehe ich zum Bad voran. Ich frage mich, wann der Moment der Worte zwischen uns kommt. Jener Worte, die den dunklen Schleier zerreißen und ein wenig Licht hereinlassen.
    Ich öffne ein Schränkchen und deponiere auf dem Waschbecken neben der Dusche ein paar Handtücher. Sie zieht die Pistole aus dem Gürtel und legt sie darauf. Das Schwarz des Metalls hebt sich wie eine Beleidigung vom abgenutzten Weiß des Frottees ab.
    Ich setze mich auf die Kloschüssel und gönne mir eine Zigarette.
    Carla fängt an, sich auszuziehen. Ohne Hintergedanken. Sie ist nichts als eine Person, die sich mit schnellen, asexuellen Bewegungen ihrer Kleidung entledigt. Als sie den Pullover auszieht, kommt kein Büstenhalter darunter zum Vorschein. Ihre Brüste sind fest und voll. Die Brustwarzen sind durch die Reibung der Wolle geschwollen. Sie lehnt sich ans Waschbecken und zieht einen nach dem anderen die Cowboystiefel aus, die ich ihr in meiner Wohnung gegeben hatte. Nachdem sie den Gürtel geöffnet hat, schlüpft sie mit einer einzigen Bewegung aus Jeans und Slip heraus.
    Sie ist nackt.
    Sie ist wunderschön.
    Sie ist eine Frau, die getötet hat.
    Erst jetzt schaut sie mich an. In ihren Augen liegt etwas, das ich nicht zu deuten weiß. Bedauern, Schmerz, vielleicht auch nur Müdigkeit. Was auch immer es ist, es wird von einem anderen Blick überschattet, dem einäugigen Blick des Pistolenlaufs, der mich wenige Zentimeter von ihrer Hand entfernt fixiert.
    Es dauert nicht lange, dann dreht sich Carla zum Wasserhahn um. Ihr Po und ihre Hüften sind beinahe perfekt, obwohl der Ledergürtel und der raue Jeansstoff ihre sanften Spuren darauf hinterlassen haben.
    Sie findet die richtige Temperatur und stellt sich unter den Strahl, der von oben herabregnet. Den Vorhang zieht sie nicht zu. Als sie sich wäscht, ist das Wasser, das über ihren Körper fließt, nicht mehr das banale Ergebnis von Druck und Rohrleitungen und Mechanik, sondern ein Regen, der vom Himmel fällt und ihre Schönheit verschwimmen lässt, um sie nach der Umarmung intakt wieder zurückzugeben. Ich beobachte sie, bis sie die Augen

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