Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
Vom Netzwerk:
hat eine Pistole in der Hand und zieht einen merkwürdigen Geruch hinter sich her. Ich brauche einen Moment, um ihn zu erkennen, und zwar exakt so lange, bis er den französischen Geruch von Gabriel Lincoln überdeckt.
    Es ist der Geruch von Schießpulver.
    Lucio tritt einen Schritt beiseite.
    »Fertig?«
    Sie tut zwei Dinge fast zur selben Zeit. Erst nickt sie, dann hebt sie die rechte Hand, und schon
    pfft … pfft …
    bespritzen zwei kleine Blutfontänen auf der Höhe von Chicos Herz Mister Lincolns Anzug. Lucio ist schnell, als hätte er im Geiste bereits gesehen, was geschehen würde. Bevor Chicos Körper zu Boden gefallen ist, hat er ihm schon die Pistole aus der Hand gerissen.
    Dieses Mal hat sie keinen Schalldämpfer. In dem engen Raum und der weiten Stille der Nacht hallt der Schuss wie eine Explosion wider. Mitten auf Gabriel Lincolns Stirn öffnet sich ein Loch. Den Bruchteil einer Sekunde später landen sein Blut und sein Hirn an den Vorhängen hinter ihm.
    Als er hintenüberkippt, hat sein Gesicht den Ausdruck eines Menschen, der nicht versteht, warum er sterben musste. Keiner dieser hingemetzelten Toten begreift es jemals ganz. Jetzt ist sein lebloser Körper nur noch ein Gewirr aus unterbrochenen Linien und bildet mit jenem von Chico ein sonderbares geometrisches Muster.
    Carla ist zu uns getreten und betrachtet die beiden Leichen. Vielleicht war es in Lesmo genauso. Mit diesem kalten Blick hat sie sich vergewissert, dass aus allen zu Boden gestreckten Körpern das Leben endgültig gewichen war, bereit, ihnen andernfalls den Gnadenschuss zu verpassen.
    Lucio fragt.
    »Die anderen?«
    Carla antwortet.
    »Erledigt.«
    »Hol die Koffer. Ich bring die Sache hier zu Ende.«
    Schnell geht Carla am Sofa vorbei und tritt durch eine Tür am anderen Ende des Raums. Sobald das Licht dort angeschaltet ist, erkennt man jenseits der Schwelle ein Schlafzimmer. Carla verschwindet im Innern, und Lucio und ich sind die einzigen Lebenden, die zurückbleiben.
    Er hebt die Pistole und hält sie mir an die Schläfe.
    »Tut mir leid, Bravo. Das wahre Kryptogramm ist viel komplexer, als es in deiner Lösung zu sein scheint.«
    »Will heißen?«
    »Was wir in jenem Haus gefunden haben, hat uns dazu gebracht, unsere Pläne zu ändern. Jetzt geht es nicht mehr um die Genossen, den Kampf und den Sieg, der vielleicht nie eintreten wird. Jetzt betreffen die Pläne nur noch Carla und mich.«
    Carlas trockene Worte ersticken meine sinnlose Frage im Keim.
    »Ich fürchte, dass in deinen Plänen ein Name zu viel vorkommt, Lucio.«
    Beide drehen wir uns zu dieser Stimme um. Gerade rechtzeitig, um
    pfft …
    aus dem Pistolenlauf, mit dem Carla in unsere Richtung zielt, eine kleine Flamme treten zu sehen, die ein Stück von Lucios Kopf fortreißt. Kleine Blutspritzer landen auch auf meiner Jacke und in meinem Gesicht. Der Druck der Pistole an meiner Schläfe lässt nach. Sein Körper gesellt sich zu den beiden anderen auf dem Boden.
    Carla richtet die Pistole auf mich. Mit dem Lauf zeigt sie in eine Zimmerecke.
    »Geh da rüber, und keine Dummheiten, wenn du nicht das gleiche Ende nehmen willst.«
    Ihre Bewegungen sind schnell. Aus der Gesäßtasche ihrer Jeans zieht sie einen Lappen und wischt damit die Pistole ab, mit der sie Lucio erschossen hat. Dann hält sie sie mit Hilfe des Lappens am Lauf fest, beugt sich zu Gabriel Lincolns Leiche hinab und drückt seine Faust um Knauf und Schaft, damit seine Fingerabdrücke darauf zurückbleiben.
    Sie lässt die Waffe auf dem Boden liegen und steht wieder auf. Die ganze Zeit über hat sie mich im Auge behalten. Während ich die ganze Zeit über die zweite Pistole im Auge behalten habe, die aus dem Gürtel ihrer Hose herausragt.
    Sie schaut mich an. Es liegt keine Angst in ihrer Stimme, nur eine den Umständen entsprechende Eile.
    »Hast du irgendetwas angefasst?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Sehr gut. Warte hier.«
    Erneut tritt sie durch die Tür zum Schlafzimmer und taucht mit zwei Koffern wieder auf. Einen stellt sie neben mich.
    »Nimm den hier. Wir müssen uns beeilen. Jemand könnte den Schuss gehört haben.«
    Alles war schnell und ohne jede Erklärung geschehen. Blitze, Donner, Hagel. Das Gewitter war vorbei, bevor ich überhaupt gemerkt hatte, dass Wasser vom Himmel fiel. Nur dass es nicht Wasser war, sondern Blut. Ich bin ganz benommen von dem Lärm und dem Gestank der Schüsse. Von der Erleichterung, keiner der reglosen Körper am Fußboden zu sein.
    Das Einzige, was ich mit

Weitere Kostenlose Bücher