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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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Wagen hatte sich noch nicht ganz in den Verkehr eingefädelt, als er schon zum Punkt kam. Er hatte eine Nachricht zu übermitteln, die für ihn fünfzig Millionen wert war.
    »Ich habe mit Tano Casale gesprochen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Dass er ganz deiner Meinung ist. Er dankt dir für die Idee, aber es ist besser, wenn du dich aus der Sache raushältst.«
    Wenn er erwartet hatte, meinem Gesicht eine Reaktion anzusehen, wurde er enttäuscht. Es war mir scheißegal, ob ich drinnen oder draußen war. Der Plan, den ich Tano Casale bei der Übergabe des Wettscheins vorgeschlagen hatte, war gewagt, aber machbar. Ich hatte ihm die Sache als einen weiteren Schurkenstreich ausgemalt, eine neuerliche Möglichkeit, das zu machen, was er ständig tat: sich über das Gesetz hinwegsetzen.
    Nicht zufällig hatte ich ihn gefragt, ob es unter seinen Kunden in der Spielhölle einen Banker gebe. Irgendjemanden, der bis zum Hals in der Sache drinstecke. Jemanden, dem er die Komplizenschaft nicht nur antragen, sondern abverlangen könne. Dann wäre alles ganz einfach gewesen. An dem Tag, an dem er den Totoschein eingelöst hätte, wäre er zu der Bank seines Mannes gegangen, um das Geld dort zu deponieren. Der Mann hätte es persönlich in Empfang genommen, die Quittung unterschrieben und im Gegenzug ein leeres Köfferchen entgegengenommen. In diesem Moment hätte eine Räuberbande die Filiale gestürmt, die Kassen geleert und das Köfferchen an sich gebracht.
    Wie beim Kartentrick ›Die Rote gewinnt‹.
    Tano müsste sich vorwerfen lassen, seinen Gewinn beim Fußballtoto etwas zu laut herausposaunt und so die Aufmerksamkeit der Bankräuber auf sich gelenkt zu haben. Das konnte man ihm aber nachsehen, da nur die wenigsten Menschen der Versuchung widerstehen, mit ihrem Glück hausieren zu gehen. Daher würde er zwar wie ein kleiner Idiot dastehen, hätte aber zum Ausgleich eine gültige Quittung in der Hand und die vierhundertneunzig Millionen unter der Matratze.
    Ich musste lächeln, als ich an Tanos Gesicht dachte, nachdem ich ihm den Vorschlag unterbreitet hatte. Der Schurkenstreich, das energische Handeln, das Adrenalin im Blut. Alles Dinge, die er gut kannte und deren Anziehungskraft er sich nicht entziehen konnte. Dann die Gier, auf die ich in erster Linie gezählt hatte. Und die Eitelkeit, die bei Männern noch viel stärker ausgeprägt ist als bei Frauen. Ich war mir sicher, dass er das Ganze alleine durchziehen würde. Dass er persönlich die Bande für den Coup rekrutieren würde. Und wenn er zunächst nichts tun würde, weil ihm die Sache zu heikel war, hätte ich in jedem Fall mein Ziel erreicht.
    Zeit zu gewinnen.
    Milla holte mich in die Gegenwart zurück.
    »Was für eine Idee, Bravo? Worüber reden wir hier, verdammt?«
    Er nannte mich immer noch so, obwohl er mittlerweile alles oder zumindest fast alles über mich wissen dürfte.
    Ich drehte mich zu ihm hin.
    »Tano wird verhaftet werden.«
    Seine Antwort klang leicht alarmiert.
    »Wann?«
    »Bald.«
    Er richtete die Augen wieder auf die Straße. Mit Sicherheit sah er etwas Schreckliches auf sich zukommen zwischen all den Autos in der Schlange, den Fußgängern, den Ampeln.
    »Verdammt, was hast du angestellt? Bist du verrückt geworden? Willst du, dass er uns beiden das Fell über die Ohren zieht?«
    »Das wird nicht geschehen.«
    Ich hatte versucht, in meine Stimme das Gefühl vollkommener Sicherheit zu legen. Davon brauchte es eine ganze Menge, um ihm die Angst zu nehmen. Und um ihn davon zu überzeugen, dass es ratsam war, das zu tun, was ich ihm nun vorschlagen würde.
    »Ich werde dir sagen, was du tun wirst. Du nimmst dir vierzehn Tage frei und fährst ans Meer, in die Berge oder an irgendeinen See. Oder an den Arsch der Welt, wohin auch immer du willst.«
    Ich ließ ihm einen Moment lang Zeit, sich das vorzustellen.
    »Wenn du zurückkommst, wirst du auf dem Schreibtisch meines Anwalts ein Inhabersparbuch über fünfzig Millionen vorfinden. Das nimmst du, und dann vergisst du, dass diese Unterhaltung und meine Begegnungen mit Tano Casale je stattgefunden haben.«
    »Und er?«
    »Mach dir keine Sorgen. Um den kümmere ich mich.«
    Eine Stimme aus dem Lautsprecher erinnert mich daran, dass ich in Linate bin, ein Flugticket nach Südamerika in der Tasche. Der Check-in-Schalter ist jetzt geöffnet, wie ich sehe. Ich gehe hin und gebe der uniformierten Angestellten das Ticket und meinen Ausweis.
    »Guten Tag.«
    Sie schaut mich an und findet Gefallen an dem,

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