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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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sich die bunten Ungetüme von Flipper und Jukebox.
    An der Wand gegenüber vom Eingang befindet sich eine Tür. Ich weiß, dass sich dahinter ein Raum befindet, wo Karten gespielt wird. Scala 40 zumeist, und zwar mit eher landesüblichen Einsätzen. Diejenigen, die sich anspruchsvollere Spielbanken leisten können, gehen mit Sicherheit nicht dorthin, um ihr Geld auf den Tisch zu werfen. Sie frequentieren gewisse illegale Stätten unter freiem Himmel, kleine Straßenkasinos, die in Mailand nicht schwer zu finden sind.
    Ich ging zur Kasse und blieb dort erwartungsvoll stehen. Ein großer, schlanker Typ mit angegrautem Gesicht und genervter Miene servierte seinen Kaffee zu Ende und kam dann zu mir. Kein Gruß, kein Lächeln.
    »Sie wünschen?«
    »Ein Päckchen Marlboro und eine Information.«
    Dieses Wort hat an Orten wie diesem die Tendenz, die Leute sofort in eine Verteidigungshaltung gehen zu lassen. Der Mann hinter dem Tresen bildete da keine Ausnahme, und so ließ er sich Zeit. Er drehte sich um, nahm ein Päckchen Zigaretten aus dem Ständer und legte sie mir hin.
    Dann schaute er mich fragend an.
    »Und was für eine Information soll das sein?«
    »Ich brauche die Adresse eines gewissen Remo Frontini. Meines Wissens verkehrt er regelmäßig in dieser Bar.«
    Ich legte einen Fünfzigtausend-Lire-Schein auf die Kasse und lächelte nur sehr verhalten, damit klar war, dass ich keine übertriebenen Erwartungen an die menschliche Solidarität hegte.
    »Und weil das Leben für uns alle hart ist, können Sie den Rest behalten.«
    Er musterte mein Gesicht, meinen Anzug, mein Lächeln und fragte sich, wie und warum und in welchem Ausmaß ich ihm gefährlich werden könnte. Dann betrachtete er den Schein. Schließlich beschloss er, dass es keinen Grund gab, von genervt auf stinksauer umzuschalten. Er streckte die Hand aus und ließ den Schein verschwinden.
    Dann zeigte er auf die Straße und sagte mit gedämpfter Stimme:
    »Zweite links, in der Zehn. Über dem Lebensmittelgeschäft.«
    Ich nickte zum Dank und ging. Ich ging gemessenen Schrittes, um nicht nur das Haus, sondern auf dem Weg auch die richtigen Worte zu finden. Der Ansatz würde für den Erfolg des Unternehmens entscheidend sein. Ich kam zu den Sozialbauten und zu den dort parkenden Autos. Nummern auch hier. Fiat 124, 127, 128, gelegentlich der Luxus eines 131 oder die Exotik eines Opel oder eines Renault, bis ich schließlich vor einem Schildchen mit der Hausnummer zehn angelangt war. Auf dem Klingelbrett fand sich der gesuchte Name. Die Tür hatte kein Schloss. Vermutlich war nicht einmal den Bewohnern klar, seit wann das so war und wie lange der Zustand noch andauern würde. Besser so. Mir war es lieber, wenn ich mich nicht über eine Sprechanlage ankündigen musste. Ich trat ein und stieg die Treppe hoch, bis mir im zweiten Stock ein weiteres Schild bestätigte, dass ich vor der richtigen Tür stand.
    Ich klingelte und hatte Glück, denn er kam selbst, um mir zu öffnen. Er hatte gelächelt und mit irgendjemandem in der Wohnung geredet, aber als er mich sah, waren Lächeln und Worte sofort verschwunden. Ebenmäßig gebaut, leicht überdurchschnittlich groß, das Gesicht offen. Seine Miene wirkte ein wenig verunsichert, wie die eines Menschen, der etwas erlebt, das größer ist als er selbst. Durch die halb geöffnete Tür sah man die bescheiden möblierte Wohnung von schlichten Leuten. In der Luft hing der Geruch von Essen und von der Mühsal, das Monatsende zu erreichen. Wenn die Sache mit dem Totoschein stimmte, reichte ein einziger Blick, um zu begreifen, was vierhundertneunzig Millionen in diesem Umfeld bedeuteten.
    »Guten Abend. Sind Sie Signor Frontini?«
    »Ja.«
    »Ich bin ein Nachbar von Ihnen. Ich wohne auch in Tessera. Kann ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    Höflich öffnete er die Tür, um mich einzulassen. Ich schlug die Einladung mit einer Geste aus.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich aber lieber alleine mit Ihnen reden.«
    Remo Frontini stand die Neugier deutlich ins Gesicht geschrieben, als er wortlos auf den Treppenabsatz hinaustrat und die Tür hinter sich zuzog, sie aber angelehnt ließ.
    Jetzt war ich am Ball. Ich durfte nicht danebenwerfen, wenn ich den Hauptgewinn abräumen wollte.
    »Signor Frontini. Ich komme sofort zur Sache. Mir scheint, dass Sie kürzlich großes Glück gehabt haben. Sehr großes Glück sogar.«
    Die Neugier wich Misstrauen. Er kniff die Augen zusammen und ging sofort in

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