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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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einer Stelle der Landkarte zu einer anderen verschieben.
    Ich sehe, dass der Restaurantbesitzer aus der Küche kommt und die Ravioli, die ich bestellt habe, auf meinen Tisch stellt. Also setze ich mich wieder und esse. Das Brennen im Unterleib wird unterdessen schlimmer, statt nachzulassen. Ich zwinge mich dazu aufzuessen, gemäß der Logik, dass man Treibstoff braucht, um Energie zu erzeugen.
    Ich schaue auf die Uhr. Vielleicht hat Milla die Information, die ich brauche, schon besorgt. Jedenfalls habe ich nicht die Geduld, zu warten und die Ereignisse wie eine Welle über mich hinwegspülen zu lassen, als wäre ich nicht mehr Herr meines Lebens.
    Ich zahle, verlasse das Restaurant und gehe zu der Telefonzelle in der Nähe meines Wagens. Nachdem ich eine Münze eingeworfen habe, wähle ich meine eigene Nummer. Ich höre meine Stimme, die meine Abwesenheit verkündet und dazu auffordert, eine Nachricht zu hinterlassen. Nach dem Ende der Ansage spreche ich die Lautsequenz, die die Fernabfrage aktiviert.
    Es knackt und rauscht, und irgendwann ertönt die gesamte Abfolge von Nachrichten. Ein paar Anrufe von Kunden, denen nicht bewusst ist, in welche Schwierigkeiten sie sich bringen können, indem sie ihre Stimme auf diesem Band hinterlassen. Sandra, eines meiner Mädchen, bittet um Rückruf. Ein Anruf von jemandem, der auflegt, ohne etwas zu sagen. Mein Gespräch mit dem Nichts aus der Wohnung der Signora Crippa Teresa. Und dann, als Letztes, die Stimme von Stefano Milla, der mir kommentarlos die erbetene Adresse mitteilt.
    Sobald ich in den Wagen gestiegen bin, schreibe ich sie auf, obwohl ich mir sicher bin, dass ich sie nicht vergesse. Ich fädele mich in den Verkehr ein und denke, dass es eine lange Fahrt ist bis San Donato Milanese. Das Brennen fühlt sich derweil an wie ein glühender Draht, den mir irgendjemand um Unterleib und Bauch gewickelt hat.
     

 
Kapitel 15
     
    Mein kleiner blauer Wagen fährt in der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit in Richtung der Metropole, die alle als San Donato Milanese kennen, eine Ortschaft, die sich seit zwei Jahren als ›Stadt‹ bezeichnen darf. Eine klassische Satellitenstadt mit allem, was dazugehört. Es ist ein merkwürdiger Ort, dominiert von der Nationalen Erdöl- und Erdgasgesellschaft Eni, bei der ein Großteil der Bewohner auch arbeitet. Zwei Wirklichkeiten in einer. Zur Hälfte Werke und Büros, zur Hälfte Schlafstadt mit allen erforderlichen Einrichtungen. Ein klassisches Beispiel für die lombardische Betriebsamkeit, die ich nie ganz begreifen werde.
    Unterwegs irre ich im Geiste immer noch die verschlungenen Wege entlang, die ich nach irgendjemandes Willen zu gehen habe. Die vielen Figuren dieser Geschichte, deren Anfang ich nicht auszumachen und deren Ende ich nicht abzusehen vermag, sitzen alle neben mir im Wagen.
    Tano Casale mit seiner Stimme, die ich kenne, der darauf wartet, einen falschen Wettschein einzulösen und den Gewinn dank meiner brillanten Idee zu verdoppeln. Laura, die frei sein sollte und glücklich mit ihrem Kabarettisten, stattdessen aber an einem Ort gestorben ist, wo sie nicht hätte sein sollen. Carla, die sehr wohl an diesem Ort hätte sein sollen und wie ein Gespenst im Nichts verschwunden ist, nachdem sie sich als jemand vorgestellt hatte, der sie nie war, vielleicht auch mit einem falschen Namen. Daytona, der alles getan hat, damit ich ihr begegne, und der nach all dem Ärger abgetaucht ist. Und dann bin da noch ich, einer aus der Kategorie der Dummen oder Unschuldigen, die ohne den Schutz eines Alibis in eine solche Geschichte hineingeraten.
    Ich habe Schüttelfrost. Der Schmerz im Unterleib hat sich auf ein erträgliches Niveau eingependelt, ohne dass es sich gut damit leben würde. Ich verlasse die Umgehungsautobahn und nehme die Via Rogoredo. Eine Weile fahre ich geradeaus und komme an Werken vorbei, die wie Geschwüre in dieser vorwiegend ländlichen Zone gewuchert sind. Irgendwann erreiche ich eine Stelle, wo ich mit dem Mini halten kann.
    Nachdem ich eine weitere Tablette genommen habe, suche ich auf der Karte von Mailand und Umgebung, die ich immer im Wagen habe, die von Milla genannte Adresse. Die Wohnung, wo das Telefon steht, das Daytonas Mutter angerufen hat, befindet sich in der Via dei Naviganti Italiani 106. Der Anschluss ist auf den Namen Aldo Termignoni angemeldet, ein Name, den ich noch nie gehört habe. Bei den vielfältigen Aktivitäten meines Freundes wäre es aber auch schwierig, alle Personen zu kennen, die er

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