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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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tun, da schließlich irgendjemand Telefon- und Stromrechnung bezahlt.
    Ich begebe mich zu der Treppe, die ins obere Stockwerk führt und direkt gegenüber von der Eingangstür beginnt, wie es typisch ist für diese Bauernhäuser. Oben erwartet mich ein etwas gepflegterer Bereich, der mit seinem Anflug von Reinlichkeit auf die Gegenwart von Menschen schließen lässt. Über die gesamte Längsseite des Hauses erstreckt sich ein Flur, auf den sich wie staunende Münder die Zimmertüren öffnen.
    Der rechte Teil scheint verlassen, daher wende ich mich nach links. Ich komme an einem Zimmer vorbei, in dem zwei Liegen mit nackten Matratzen darauf stehen. Eine geschlossene Tür mit Milchglasscheibe könnte zu einem Bad führen. Die Tür des nächsten Zimmers ist angelehnt, dahinter erahnt man ein Ehebett mit zerwühlten Laken.
    Schließlich trete ich in den letzten Raum.
    Mit einem schnellen Blick in die Runde verschaffe ich mir einen Überblick. An den Wänden sind Streifen von Farbrollen zu sehen. Durchgesessene Sessel stehen herum. Zeitungen und Gläser auf einem Tisch, Schachteln mit Lebensmitteln in den Regalen, schmutzige Teller in einem Eimer, ein Gaskocher, der mit einer Gasflasche verbunden ist. An der Wand hängt ein Telefon.
    Während ich die Treppe hochgegangen bin, habe ich mich gefragt, warum niemand kommt, um nachzuschauen, wer da ist.
    Jetzt verstehe ich es.
    Daytona liegt am Boden, auf der Seite. Sein Kopf ruht auf dem ausgestreckten Arm. Die Vorderseite seines Hemds ist rot vor Blut. Durch den Sturz haben sich die Strähnen, die er immer auf manische Weise zurechtfrisiert, voneinander getrennt. Die eine ist auf dem aufgerollten Ärmel gelandet, die andere am Ohr hängen geblieben, und die Glatze, die er stets mit allen Mitteln zu verbergen versucht, liegt vollständig frei. Als er meine Schritte hört, bewegt er die Augen, ohne den Kopf zu drehen. Als er mich erkennt, verwandelt sich die Panik in seinem Blick in Erleichterung.
    »B…avo.«
    Seine Stimme ist kaum zu hören, so dass ich meinen Namen eher erraten als verstehen kann. Ich knie neben ihm nieder. Er atmet mühsam, mit einem pfeifenden Röcheln, das von weither zu kommen scheint.
    Er weint. Ob wegen der körperlichen oder der seelischen Schmerzen, weiß ich nicht. Ein Schluchzer tritt als rötlicher Schaum zwischen den Lippen hervor, um die Welt zu erkunden. Vom Mundwinkel tropft er zu Boden und wird zu einer roten Träne der Enttäuschung.
    »V…z… mir.«
    Verzeihen ist nicht von dieser Welt. Allerdings habe ich das Gefühl, dass er selbst es auch nicht mehr lange sein wird, und so gestehe ich ihm mühelos zu, um was er mich bittet.
    »Natürlich verzeihe ich dir, du dämlicher Idiot.«
    Als hätte er mich angesteckt, treten auch mir Tränen in die Augen: Ich weine um ihn, um mich, um all die Dummen wie uns, um die ganze Welt, die ein unvollkommener Gott hinter diese schmutzigen Fensterscheiben verbannt hat. Um alle, die uns dazu gebracht haben, das zu sein, was wir sind, und um uns, die wir es zugelassen haben. Um diesen Schmerz, der meine Eingeweide martert und dem ähneln muss, was Daytona erleidet.
    »Was ist passiert?«
    »Mess…stich.«
    Jedes Wort scheint ihm unendlich viel Mühe zu bereiten. Das Ende naht, das weiß er so gut wie ich. Er zählt die Atemzüge und wartet auf jenen letzten, an den sich niemand erinnert, weil danach nichts mehr ist. Vielleicht fragt er sich gerade, ob es richtig war, all sein Pulver zu verschießen, um den großen Coup zu landen, der dann aber ausblieb. Vielleicht auch, wieso er unbedingt dieses freudlose Leben, das er fälschlicherweise einer anständigen Beschäftigung vorgezogen hat, führen musste, um dann einen solchen Lohn dafür zu erhalten: einsam wie ein Hund in einem schmutzigen Loch am Ende der Welt zu sterben und als Erbe nichts zu hinterlassen als das Nichts, das seine Existenz war.
    »Wer war das?«
    Mühsam hebt er eine Hand und führt sie an den Kopf. Er greift nach einer Strähne und versucht, sie auf den Schädel zu schieben, eine letzte unbeholfene Anwandlung von Eitelkeit. Ich strecke meine Hand aus und helfe ihm, das vor Lack und Farbe glänzende Haar in Position zu bringen.
    Und wiederhole meine Frage.
    »Wer war das, Daytona? Wo ist Carla?«
    Er schaut mich mit leerem Blick an. Er scheint eine Szene vor seinem inneren Auge zu sehen, bei der ich nicht anwesend bin. Vielleicht die, in der er verletzt wurde. Vielleicht auch sein gesamtes Leben, wie immer behauptet wird. Dann schließt

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