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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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einem wütenden Blick niederschmetterte, vor Herrn von Mazarin, der zu ihm sagte: »Ihr habt ein hohes Spiel gespielt, Herr Richon.«
    »Und ich habe verloren, nicht wahr, Monseigneur? Nun fragt es sich nur noch, um was wir spielen.«
    »Ich fürchte, Ihr habt um Euren Kopf gespielt,« erwiderte Mazarin.
    »Man melde Herrn von Epernon, daß ihn der König sehen will,« sagte Anna von Österreich. »Dieser Mensch aber hat hier sein Urteil zu erwarten.«
    Und mit stolzer Verachtung sich zurückziehend, verließ sie das Zimmer, dem König die Hand reichend und gefolgt von Mazarin und den Höflingen.
    Herr von Epernon war wirklich vor einer Stunde eingetroffen, aber der verliebte Greis konnte sich nicht enthalten, vor allen andern Nanon aufzusuchen, der er aufrichtige Komplimente über das mutige Verhalten ihres vermeintlichen Bruders machte.
    Nanon aber dachte nur an die Befreiung ihres Geliebten. Sie war so rasend in Canolles verliebt, daß sie den Gedanken an eine Untreue seinerseits stets ungläubig zurückwies, so oft er sich auch in ihrem Innern regte. In seiner Sorge, sie zu entfernen, hatte sie nur eine zärtliche Teilnahme erblickt; sie hielt ihn für gewaltsam gefangen, sie beweinte ihn, und sie sehnte sich nach dem Augenblick, wo sie ihn mit Hilfe des Herrn von Epernon befreien könnte. Sie war es auch, die durch zehn Briefe, die sie an den Herzog schrieb, mit aller Gewalt seine Rückkehr beschleunigt hatte, und nun bat sie ihn mit aufgehobenen Händen, ihren Bruder von der Gefangenschaft zu befreien.
    »Das kommt vortrefflich,« erwiderte der Herzog, »ich habe soeben erfahren, daß der Gouverneur von Bayres sich hat gefangen nehmen lassen. Ich schicke den Gouverneur von Bayres an Frau von Condé zurück, die uns dafür Canolles gibt; das kommt im Krieg jeden Tag vor.«
    »Ja, aber wird Frau von Condé Herrn von Canolles nicht höher schätzen, als einen einfachen Offizier?« – »Wohl, dann schickt man ihr statt eines Offiziers zwei, drei; kurz man ordnet die Sache so, daß Ihr zufrieden seid, meine Schönste, und wenn unser tapferer Kommandant von Saint-George nach Libourne kommt, bereiten wir ihm einen Triumph.«
    Nanon war außer sich vor Freude. Wieder in den Besitz Canolles' zu gelangen, das war der glühende Traum aller ihrer Stunden. Was Herr von Epernon sagen würde, wenn er erführe, wer dieser Canolles wäre, darum kümmerte sie sich wenig. War Canolles einmal gerettet, so wollte sie ihm offen sagen, es sei ihr Geliebter, sie wollte es ganz laut aussprechen, sie wollte es aller Welt sagen!
    So standen die Dinge, als der Bote der Königin eintrat.
    »Seht,« sagte der Herzog, »das geht ganz erwünscht; ich begebe mich zur Königin und bringe die Auswechslungsurkunde zurück.«
    »Somit kann mein Bruder hier sein? ...« – »Vielleicht morgen.«
    »Geht,« rief Nanon, »und verliert keine Minute. Oh! morgen, morgen,« fügte sie, ihre Arme mit einem bewunderungswürdigen Ausdruck des Gebetes zum Himmel erhebend, hinzu. »Morgen, Gott wolle es!«
    »Ah! welch ein Herz!« murmelte, Herr von Epernon, wahrend er sich entfernte.
    Als der Herzog von Epernon in das Zimmer der Königin trat, biß sich Anna von Österreich, rot vor Zorn, in' ihre dicken Lippen, welche die Bewunderung ihrer Höflinge bildeten, gerade weil sie der mangelhafte Punkt ihres Gesichtes waren.
    Wer Herzog schaute die Königin erstaunt an; sie hatte seinen Gruß nicht erwidert und betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn von der Höhe ihrer königlichen Majestät herab.
    »Ah! ah, Ihr seid es,« sagte sie endlich, nachdem sie eine Zeit lang geschwiegen hatte; »kommt hierher, daß ich Euch mein Kompliment über die Art und Weise mache, wie Ihr die Ämter in Eurem Gouvernement besetzt.«
    »Was habe ich denn getan, Madame,« fragte der Herzog voll Verwunderung, »und was ist denn geschehen?« – »Es ist zum Gouverneur von Vayres ein Mann ernannt worden, der mit seinen Kanonen nach dem König geschossen hat; ... mehr nicht.«
    »Von mir, Madame?« rief der Herzog; »Eure Majestät irrt sich offenbar. Ich habe den Gouverneur von Vayres nicht ernannt, wenigstens nicht, daß, ich wüßte. Die Ernennung Richons muß von den Ministern Eurer Majestät herrühren.«
    »Dann unterzeichnen meine Minister Epernon,« erwiderte die Königin mit scharfem Tone.
    »Wieso?« – »Allerdings, da sich diese Unterschrift auf dem Patente des Herrn Richon findet.«
    »Unmöglich, Madame,« entgegnete der Herzog.
    Die Königin zuckte die Achseln. –

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