Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
zog.
    Frau von Condé und Lenet, die auf den Balkon getreten waren, sahen nun am Ende der Straße eine eifrige, gedrängte Menge, die Arme in die Luft werfend und mit flatternden Taschentüchern erscheinen. Jetzt verstanden sie auch deutlich die Worte: »Branne! Der Gouverneur von Branne! Der Gouverneur gefangen!«
    »Ah! ah!« sagte Lenet, »der Gouverneur von Branne gefangen? Das ist gar nicht so schlimm. Es gibt uns eine Geisel, die für Richon haftet.«
    »Haben wir nicht bereits den Gouverneur der Insel Saint-George?« entgegnete die Prinzessin.
    Mittlerweile war die Menge immer mehr angewachsen, und der kleine etwa dreißig Mann starke Trupp, der den Gefangenen umgab, schien ihn kaum gegen die Wut der Menge schützen zu können.
    »Tod! Tod!« schrie das Volk, »Tod dem Gouverneur von Branne!«
    Da die Prinzessin trotz Lenets Aufforderung zögerte, etwas zur Rettung des Gefangenen zu tun, und die Soldaten dem Ansturm der Menge zu erliegen drohten, forderte Lenet selbst eine in der Nähe stehende Abteilung der Bürgergarde auf, den Soldaten beizustehen.
    »Wenn dem Gefangenen ein Haar auf dem Haupte gekrümmt wird, so seid ihr mir mit euren Köpfen dafür verantwortlich,« rief er.
    Bei diesen Worten stürzten zwanzig Musketiere, den besten Familien von Bordeaux angehörend, vor, durchbrachen die Menge mit Kolbenstößen und verbanden sich mit der Eskorte; es war die höchste Zeit, einige Klauen, langer und schärfer als die andern, hatten bereits Fetzen von dem blauen Rocke des Gefangenen gerissen.
    »Ich danke, meine Herren,« sagte der Gefangene, »denn Ihr habt es verhindert, daß mich diese Kannibalen verschlangen; das ist sehr wohlgetan. Teufel! wenn sie die Leute nur so fressen, so werden sie eines Tages die königliche Armee sobald sie Eure Stadt stürmt, mit Haut und Haar aufspeisen.«
    Und er zuckte die Achseln und lachte.
    »Ah! das ist ein Tapferei,« rief die Menge, als sie die, vielleicht nur geheuchelte Ruhe des Gefangenen wahrnahm, und wiederholte dabei den Scherz, der ihrer Eitelkeit schmeichelte: »Es ist ein wahrhaft Mutiger! Er hat keine Furcht. Es lebe der Gouverneur von Branne!«»Bei Gott, ja,« rief der Gefangene, »es lebe der Gouverneur von Branne. Es wäre mit sehr angenehm, wenn er leben könnte.«
    Die Wut des Volkes verwandelte sich nun in Bewunderung, und diese Bewunderung drückte sich alsbald in kräftigen Worten aus. Es fand eine wahre Huldigung für den Gouverneur von Branne, das heißt für unsern Freund Cauvignac, statt.
    Denn es war, wie unsere Leser wohl schon erraten haben, Cauvignac, der unter dem prunkhaften Namen eines Gouverneurs von Branne auf eine so traurige Weise in die Hauptstadt der Guienne einzog.
    So beschützt durch seine Wachen und durch seine Geistesgegenwart, wurde der Kriegsgefangene in das Haus des Präsidenten Lalasne gebracht, und sodann vor die Prinzessin geführt.
    Durch seine Geistesgegenwart und seine Redefertigkeit gelang es ihm, der Prinzessin die Meinung beizubringender habe trotz des gegenteiligen Anscheins nicht Verrat begangen, sondern sei nur vom Unglück verfolgt gewesen. Er habe gar nicht in der Festung geweilt und könne schon darum gar nicht seine Leute beeinflußt haben; er habe sie nur, weil er für sie von der prinzlichen Partei keine Bezahlung erhalten habe, freigeben müssen und sie nicht hindern können, sich zu verkaufen. Lenet durchschaute den gewissenlosen Glücksritter wohl, achtete aber die Tatkraft und Geschicklichkeit, mit der Cauvignac seinen Hals aus der Schlinge zog, und ließ die Prinzessin gewähren.
    Diese erklärte Cauvignac wohl als Gefangenen, gab ihm aber Erlaubnis, sich gegen sein Ehrenwort ganz frei in der Stadt zu bewegen.
    »Nun entfernt Euch,« sagte sie schließlich, »wir verlassen uns auf Eure Redlichkeit als Edelmann und auf Eure Ehre als Soldat.«
    Cauvignac ließ sich das nicht zweimal sagen; er verbeugte sich und ging ab; aber während er, das Kinn in der Hand, die Treppe hinabstieg, sagte er bei sich: »Nun handelt es sich darum, meine hundertundfünfzig Mann für etwa hunderttausend Livres abermals an sie zu verkaufen, was gar wohl möglich ist, da der gescheite und ehrenwerte Ferguzon vollkommene Freiheit für sich und die Seinigen erhalten hat. Ich werde sicher früher oder später Gelegenheit dazu finden. Schön, schön,« fuhr er ganz getröstet fort, »ich sehe, daß ich dadurch, daß ich mich fangen ließ, kein so schlechtes Geschäft gemacht habe, wie ich anfangs glaubte.«
    Nach der

Weitere Kostenlose Bücher