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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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mannhaftesten und geschicktesten Verteidigung, wobei der Marschall bei der Erstürmung einer einzigen Schanze fünf- bis sechshundert Mann hatte opfern müssen, fiel Richon in der Tat dem Verrat zum Opfer. De La Meilleraye hatte sich entschlossen, da die kleine Festung sonst für ihn uneinnehmbar schien, eine regelmäßige Belagerung mit Laufgräben einzuleiten, als der Herzog von Epernon mit seinem Heere zu ihm stieß, wodurch die königliche Armee von zwölftausend Mann auf das doppelte anwuchs. Unter diesen Umständen wurde für den nächsten Tag ein allgemeiner Sturm festgesetzt. Als aber Richon an diesem Morgen seine Leute hinter den Schanzen aufstellte, bemerkte er zu seinem Erstaunen eine meuterische Haltung. Er rief einen der Murrenden an sich heran, und als dieser den Gehorsam verweigerte, ergriff ihn der starke, mutvolle Mann und schleuderte ihn über die Brustwehr. Da er aber bemerkte, daß weit mehr als die Hälfte seiner Soldaten, von Ferguzon durch den Hinweis auf die Größe der drohenden Gefahr unschwer aufgewiegelt, meuterisch gesinnt war, sah er, daß er verloren sei.
    »Ich kann mich nicht allein verteidigen,« sagte er, »will mich aber auch nicht ergeben. Da mich meine Soldaten verlassen, so mag einer für sie unterhandeln, wie es ihm beliebt und wie es ihnen beliebt, aber dieser eine werde ich nicht sein. Wenn nur die paar Tapferen, die mir treu geblieben find, mit dem Leben davon kommen... mehr verlange ich nicht. Sprecht, wer wird der Unterhändler sein?« – »Ich, mein Kommandant, wenn Ihr wollt, und wenn mich meine Gefährten mit ihrem Vertrauen beehren,« sagte Ferguzon vortretend.
    »Ja, ja, der Leutnant Ferguzon! Der Leutnant Ferguzon!« riefen fünfhundert Stimmen.
    »Ihr also?« sagten Richon. »Ihr könnt frei in Vayres aus und ein gehen.«
    »Und Ihr habt mir keine besonderen Bedingungen zu geben, mein Kommandant?« – »Die Freiheit für meine Leute.«
    »Und für Euch?« – »Nichts.«
    Eine solche Verleugnung hätte verirrte Menschen zurückgebracht; aber nicht diese, die nicht nur verirrt, sondern verkauft waren.
    »Ja! ja! die Freiheit für uns!« riefen sie.
    »Seid unbesorgt, Kommandant,« sagte Ferguzon, »ich werde Euch in der Kapitulation nicht vergessen.«
    Richon lächelte traurig, zuckte die Achseln, ging in seine Wohnung zurück und schloß sich in seinem Zimmer ein.
    Ferguzon begab sich sogleich zu den Royalisten. Herr de La Meilleraye wollte jedoch nichts ohne Genehmigung der Königin tun, die Königin aber hatte, um, wie sie sagte, nicht mehr der Schmach des Heeres beizuwohnen, das kleine Haus Nanons verlassen und ihr Quartier in dem Stadthause von Libourne genommen.
    Der Marschall gab deshalb Ferguzon zwei Soldaten zur Bewachung, stieg zu Pferde und eilte nach Libourne. Er fand Herrn von Mazarin, dem er eine große Neuigkeit mitzuteilen glaubte; aber bei den ersten Worten des Marschalls trat ihm der Minister mit seinem gewöhnlichen Lächeln entgegen und sagte: »Wir wissen alles, Herr Marschall, die Sache ist gestern abend in Ordnung gebracht worden. Unterhandelt mit dem Leutnant Ferguzon, aber macht Euch für Herrn Richon nur mit Eurem Worte verbindlich.«
    »Wie, nur mit meinem Worte?« entgegnete der Marschall, »ist mein Wort verpfändet, so gilt es hoffentlich soviel wie eine Handschrift.«
    »Tut es nur, Herr Marschall; ich habe von Seiner Heiligkeit besondere Indulgenzen, die mir gestatten, die Leute ihres Eides zu entbinden.«
    »Es ist möglich,« sagte der Marschall; »aber diese Indulgenzen gehen die Marschälle von Frankreich nichts an.«
    Mazarin lächelte und bedeutete dem Marschall durch ein Zeichen, er könne nach dem Lager zurückkehren.
    Der Marschall kam murrend zurück, gab Ferguzon einen geschriebenen Schirmbrief für sich und seine Leute, und verpfändete sein Wort in Beziehung auf Richon. Zwei Stunden nachher, als Richon bereits von seinen Fenstern aus die Verstärkung erblickte, die ihm von Ravailly zugeführt wurde, trat man in sein Zimmer und verhaftete ihn im Namen der Königin.
    Im ersten Augenblick prägte sich eine große Zufriedenheit auf dem Antlitz des tapferen Kommandanten aus: blieb er frei, so konnte ihn Frau von Condé im Verdacht des Verrats haben: war er gefangen, so bürgte diese Gefangenschaft für ihn.
    In dieser Hoffnung blieb er zurück, statt sich mit den andern zu entfernen. Er wurde nach Libourne gebracht und vor die Königin geführt, die ihn hochmütig vom Scheitel bis zur Zehe maß, vor den König, der ihn mit

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