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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Hirsch zu hetzen. Dann wird niemand überrascht sein, Menschen, Waffen und Pferde in Tätigkeit zu sehen.«
    »Aber ein so vorsichtiger Mann, wie Ihr seid, Lenet, muß doch fühlen, daß man sich über diese seltsame Jagdpartie im Augenblick, wo meine Frau Mutter krank wird, wundern dürfte.«
    »Es ist auch dafür vorgesehen, Madame. Wird nicht der Herr Herzog von Enghien übermorgen sieben Jahre alt und muß aus den Händen der Frauen in andere Hände übergehen?« – »Ja.«
    »Wohl, wir sagen, diese Jagdpartie gelte der ersten Hose des jungen Prinzen, und Ihre Hoheit habe so sehr darauf bestanden, ihre Krankheit dürfe dieser Feier keinen Eintrag tun, daß Ihr dem Drängen habt nachgeben müssen.«
    »Ein vortrefflicher Gedanke!« rief mit freudigem Lächeln die Witwe, ganz stolz auf diese erste Verkündigung der Männlichkeit ihres Enkels; »ja, der Vorwand ist gut, und in der Tat, Lenet, Ihr seid ein würdiger Rat.«
    »Ihr gedenkt also zu reisen, Lenet?« sagte die Prinzessin.
    »Übermorgen abend, Madame, wenn Eure Hoheit keinen Grund hat, ihre Abreise zu verzögern.«
    »Oh! nein, im Gegenteil, wir wollen uns sobald als möglich aus unserem Gefängnis entfernen, Lenet.«
    »Und was macht Ihr, seid Ihr einmal aus Chantilly?« fragte die Witwe.
    »Wir ziehen durch das Heer des Herrn von Saint-Aignan, dem wir wohl eine Binde um die Augen zu legen imstande sein werden. Wir stoßen zu Herrn von Larochefoucault und seinem Geleite und gelangen nach Bordeaux, wo man uns erwartet. Sind wir einmal in der zweiten Stadt des Königreichs, in der Hauptstadt des Südens, so können wir unterhandeln oder Krieg führen, wie es Eueren Hoheiten beliebt. Übrigens beehre ich mich, Madame, Euch daran zu erinnern, daß wir selbst in Bordeaux keine Hoffnung haben, uns lange zu halten, wenn wir nicht in der Umgebung einige Plätze besitzen, welche die königlichen Truppen nötigen, eine Diversion zu machen. Zwei von diesen Plätzen sind besonders von großem Belang: Bayres, das die Dordogne beherrscht und das Einbringen der Lebensmittel in die Stadt gestattet, und die Insel Saint-Georges, die von den Bordolesen selbst als der Schlüssel ihrer Stadt betrachtet wird. Aber wir werden später hieran denken; für den Augenblick denken wir nur daran, von hier wegzukommen.«
    »Ich glaube, es wird nichts leichter sein,« sagte die Prinzessin. »Wir sind allein und herrschen hier, was Ihr auch sagen möget, Lenet. Aber geleiten wir meine Frau Mutter in ihre Gemächer, schon heute werde ich das Gerücht von der Jagdpartie verbreiten, die wir übermorgen halten wollen. Veranlaßt die Einladungen, Lenet.«
    »Verlaßt Euch auf mich, Madame.«
    Die Witwe ging in ihre Wohnung zurück und legte sich zu Bette. Bourdelot, der Arzt des Hauses Condé und Lehrer des Herzogs von Enghien, wurde gerufen. Die Nachricht von der unerwarteten Unpäßlichkeit verbreitete sich alsbald in Chantilly, und in einer halben Stunde waren die Parke verlassen, und die Gäste drängten sich im Vorzimmer der Prinzessin-Witwe.
    Lenet brachte den ganzen Tag mit Schreiben hin, und abends wurden mehr als fünfzig Einladungen durch zahlreiche Diener in allen Richtungen ausgetragen.
     

Neuntes Kapitel
     
    Der für die Ausführung der wichtigsten Pläne Pierre Lenets bestimmte Tag war einer von den düstersten jenes Frühjahrs. Der Regen fiel zart und dicht auf die Rasenstücke von Chantilly, einen grauen Nebel durchstreifend, der die Gebüsche des Gartens und das Gehölz des Parkes umhüllte. In den weiten Höfen warteten fünfzig gesattelte Pferde, mit hängenden Ohren und ungeduldigem Scharren; Meuten von gekoppelten Hunden ließen sich nur schwer mit der Peitsche in Ruhe halten.
    Jeder Offizier im Dienste des Prinzen, jeder Klient dieses Hauses Condé war auf das Rundschreiben Pierre Lenets nach Chantilly geeilt. Die durch den Gesundheitszustand der Prinzessin-Witwe veranlaßte Unruhe war überdies durch ein günstiges Bulletin von Bourdelot zerstreut worden.
    Um zehn Uhr waren alle persönlichen Gäste der Frau von Condé eingetroffen. Jeder wurde nach Überreichung seines Briefes eingeführt, und die, welche diesen zufällig vergessen hatten, erhielten, von Lenet erkannt, Einlaß auf ein Zeichen des letzteren gegen den Pförtner. Diese Eingeladenen mochten, mit den Dienern des Hauses, achtzig bis neunzig Personen ausmachen, von denen die Mehrzahl um den prachtvollen Schimmel versammelt war, der mit einem gewissen Stolze vor seinem großen französischen Sattel einen

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