Der Frauenkrieg
entdecktet Ihr die List, deren wir uns bedient haben; es gibt, um zu dieser Entdeckung zu gelangen, ein ganz einfaches Mittel, das ich Euch selbst an die Hand geben werde, wenn Ihr versprechen wollt, Euch meiner Bitte zu fügen. Ihr seht, ich verberge Euch nicht, wie sehr ich von Euch abhänge. Fügt Ihr Euch meiner Bitte, so lasse ich Euch mein Porträt zukommen, worauf unter dem Bilde selbst mein Name und mein Wappen angebracht sind. Ihr sagt, Ihr habt dieses Porträt bei einer Eurer nächtlichen Runden gefunden und daraus erkannt, daß ich nicht die Frau Prinzessin sei.
»Brauche ich Euch zu bemerken, daß ich Euch zum steten Zeichen der Dankbarkeit, die ich im Herzen bewahren werde, wenn Ihr noch diesen Morgen abreist, ermächtige, dieses Miniaturbild zu behalten, vorausgesetzt, daß Ihr irgendeinen Wert darauf legt?«
»Verlaßt uns also, wenn es möglich ist, ohne mich wiederzusehen, und Ihr werdet meine ganze Dankbarkeit mit Euch nehmen, während ich meinerseits Euer Andenken als das eines der edelsten, rechtschaffensten Männer, die ich in meinem Leben kennen gelernt habe, bewahren will.«
Canolles las das Billett zum zweitenmal und blieb wie versteinert. Trotz des Tropfens Honig spürte er nur die Bitterkeit der Trennung. So süß ihm auch das Porträt schien, die Ursache, aus der es geboten wurde, benahm ihm einen großen Teil seines Wertes. Wozu überdies das Porträt, wenn das Original da ist, wenn man es unter den Händen hat, und nur nicht freizugeben braucht? – Ja, aber Canolles, der nicht vor dem Zorne der Königin und Mazarins zurückgewichen war, zitterte vor einem Stirnrunzeln der Frau von Cambes.
Wenn er jedoch daran dachte, wie oft ihn diese Frau schon irregeführt hatte, so glaubte er statt der verdienten Dankbarkeit nur Grausamkeit, ja Verhöhnung geerntet zu haben, und der heftigste Zorn ergriff ihn.
»Ja, ja,« dachte er, seine Gedanken mit Gebärden begleitend, die mit dem Gefühl in Einklang standen, das ihn beschäftigte, »ja, das ist ein förmlicher Abschied, eine poetische Hoffnung in eine rohe Täuschung verwandelt. Aber ich werde die Lächerlichkeit, die man mir bereiten will, nicht so hinnehmen. Ich ziehe ihren Haß der angeblichen Dankbarkeit vor, die sie mir verspricht. Ah, ja, ich soll nur ihrem Versprechen trauen! ... Es wäre geradesogut, wenn man der Beständigkeit des Windes oder der Ruhe des Meeres trauen würde. Ah! Madame, Madame!« fügte er, sich gegen das Fenster wendend hinzu, »Ihr entgeht mir zweimal; aber ich schwöre, ich finde eine ähnliche Gelegenheit, und Ihr werdet mir nicht zum drittenmal entgehen.«
Hierauf ging Canolles in seine Wohnung zurück, um sich anzukleiden und nötigenfalls mit Gewalt zu der Vicomtesse zu dringen. Sobald es die frühe Stunde nur erlaubte, ließ er sich aufs neue bei der Prinzessin anmelden, die ihn endlich, nach langem Zögern, empfing.
Diesmal war jedes Zeremoniell verbannt, die Vicomtesse erwartete ihn ganz angekleidet und stehend in einem kleinen Salon. Spuren von Schlaflosigkeit, die man vergebens zu verwischen gesucht hatte, waren auf ihrem reizenden Antlitz sichtbar; ein leichter, blauer Kreis um ihre Augen deutete insbesondere an, daß sich diese kaum oder gar nicht geschlossen hatten.
»Ihr seht, mein Herr,« sagte sie, ohne daß sie ihm Zeit ließ, zuerst zu sprechen, »ich füge mich Eurem Wunsche, doch ich gestehe es, in der Hoffnung, daß diese Zusammenkunft die letzte ist, und daß Ihr Euch ebenfalls dem meinigen füget.«
»Verzeiht, Madame, aber nach unserer Unterredung gestern abend hoffte ich auf weniger Strenge in Euren Forderungen, und ich zählte darauf, als Ersatz für das, was ich für Euch, für Euch allein getan habe, würdet Ihr die Gnade haben, mich länger in Chantilly zu dulden.«
»Ja, mein Herr, ich gestehe, die in meiner Lage erklärliche Unruhe ... die Größe des Opfers, das Ihr mir brachtet, das Interesse der Frau Prinzessin, für die ich Zeit gewinnen sollte, vermochten meinem Munde einige Worte zu entreißen, die nicht im Einklang mit meinem Innern standen; aber während dieser Nacht habe ich nachgedacht; ein längerer Aufenthalt unser beider in diesem Schlosse wird unmöglich.«
»Unmöglich, Madame!« rief Canolles. »Ihr vergeßt, daß alles für einen Mann möglich ist, der im Namen des Königs spricht?«
»Herr von Canolles, ich hoffe, daß Ihr vor allem Edelmann seid und die Lage nicht mißbrauchen werdet, in die mich meine Ergebenheit gegen die Frau Prinzessin versetzt
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