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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Madame, daß ich nicht begriff, wie man gehaßt werden kann, wenn man wahnsinnig liebt. Es ist an Euch, Königin, Gebieterin und frei in diesem Schlosse wie überall zu bleiben; es ist an mir, mich zu entfernen, und ich entferne mich. In zehn Minuten habt Ihr Eure Freiheit wiedererlangt. Lebt wohl, Madame, lebt wohl auf ewig.«
    Und in einer Verwirrung, die am Anfang gespielt, am Ende seiner Rede aber wahrhaft und schmerzlich war, verbeugte sich Canolles vor Frau von Cambes, drehte sich um, suchte die Tür, die er nicht fand, und wiederholte dabei die Worte: »Lebt wohl! Lebt wohl!« mit einem tief gefühlten Ausdrucke, der, vom Herzen kommend, auch zum Herzen ging. Wahre Betrübnis hat ihre Stimme wie der Sturm.
    Frau von Cambes hatte diesen Gehorsam Canolles' nicht erwartet; sie hatte Kräfte für einen Kampf und nicht für einen Sieg gesammelt und wurde ihrerseits durch seine Ergebenheit, die so voll Liebe war, überwältigt; als daher der junge Mann, die Arme ausstreckend und fast schluchzend, bereits zwei Schritte gegen die Tür gemacht hatte, fühlte er plötzlich, wie sich eine Hand mit dem bezeichnendsten Drucke auf seine Schulter legte; man berührte ihn nicht nur, man hielt ihn zurück.
    Er wandte sich um. Sie stand immer noch vor ihm. Anmutig ausgestreckt, berührte ihr Arm immer noch seine Schulter, und der Ausdruck von Würde, den er einen Augenblick vorher auf ihrem Antlitz wahrgenommen hatte, war in ein liebreizendes Lächeln zerschmolzen.
    »Schön, mein Herr!« sagte sie, »so gehorcht Ihr der Königin! Ihr würdet abreisen, während Ihr Befehl habt, hier zu bleiben, Verräter, der Ihr seid!«
    Canolles stieß einen Schrei aus, fiel auf die Knie und rief, seine Stirn auf die Hände drückend, die sie ihm reichte: »Oh! ich könnte vor Freude sterben!«
    »Ach! freut Euch noch nicht,« entgegnete die Vicomtesse; »denn wenn ich Euch zurückhalte, so geschieht es, damit wir uns nicht so verlassen, damit Ihr nicht die Meinung von mir fortnehmt, ich sei eine Undankbare, damit Ihr mir freiwillig mein Wort zurückgebt, damit Ihr in mir wenigstens eine Freundin seht, da die Feindschaft der Parteien, denen wir folgen, mich hindert, je etwas anderes für Euch zu sein.«
    »Oh, mein Gott!« sagte Canolles, »ich habe mich also abermals getäuscht, Ihr liebt mich nicht?« – »Sprechen wir nicht von unsern Gefühlen, Baron, sondern von der Gefahr, der wir uns aussetzen, wenn wir beide hier bleiben; geht oder laßt mich gehen; es muß sein.«
    »Was sagt Ihr da?« – »Die Wahrheit. Laßt mich hier; kehrt nach Paris zurück; sagt Mazarin, sagt der Königin, was Euch begegnet ist. Ich werde Euch unterstützen, soviel ich vermag; aber geht, geht.«
    »Muß ich Euch denn wiederholen,« rief Canolles, »Euch verlassen ist sterben!«
    »Nein, nein, Ihr werdet nicht sterben, denn Ihr dürft die Hoffnung bewahren, daß wir uns in glücklicheren Zeiten wiederfinden.«
    »Der Zufall hat mich auf Eure Straße geworfen, Madame, oder vielmehr Euch bereits zweimal auf die meinige gebracht. Der Zufall wird müde werden, und wenn ich Euch verlasse, finde ich Euch nicht wieder.«
    »Wohl, ich werde Euch suchen!«
    »Oh, verlangt von mir, daß ich für Euch sterbe; der Tod ist ein schmerzhafter Augenblick, und nicht mehr. Aber verlangt noch nicht, daß ich Euch verlasse. Schon bei diesem Gedanken bricht mein Herz. Bedenkt doch, ich habe Euch kaum gesehen, kaum mit Euch gesprochen.«
    »Gut ... wenn ich Euch erlaube, heute noch zu bleiben, wenn Ihr mich den ganzen Tag sehen und sprechen könnt, werdet Ihr zufrieden sein?« – »Ich verspreche nichts.«
    »Dann ich auch nicht. Ich habe nur die Verbindlichkeit gegen Euch übernommen, Euch von dem Augenblick in Kenntnis zu setzen, wo ich abreisen würde. Wohl, in einer Stunde reise ich.«
    »Man muß also alles tun, was Ihr wollt? Man muß Euch in jedem Punkte gehorchen? Ich muß also Selbstverleugnung üben, um blindlings Euren Willen zu befolgen? Nun denn, wenn es sein muß, seid unbesorgt. Ihr habt nur noch einen Sklaven vor Euch, der bereit ist, Euch zu gehorchen. Befehlt, Madame, befehlt!«
    Claire reichte dem Baron die Hand und sagte mit ihrem sanftesten, einschmeichelndsten Tone: »Ein neuer Vertrag gegen mein Wort; wenn ich Euch von diesem Augenblick bis heute abend um neun Uhr nicht verlasse, werdet Ihr um neun Uhr abreisen?« – »Ich schwöre es Euch.«
    »Kommt also; der Himmel ist blau, er verheißt uns einen herrlichen Tag; der Tau benetzt den Rasen, Wohlgeruch

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