Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Freigeist

Der Freigeist

Titel: Der Freigeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
Vom Netzwerk:
du sie dazu anwendest, wozu sie dir gegeben werden. Zum Trinken, guter Martin, zum Trinken: darum heissen es Trinkgelder.—
    Martin . Still! Herr Johann, still!—Du bist mir so noch Revansche schuldig. Habe ich dich nicht jenen Abend nur noch freigehalten?— Doch, lass einmal hoeren! was ist denn das fuer ein Glueck, das ich von dir zu hoffen habe?
    Johann . Hoere, wenn mein Herr heiratet, so muss er noch einen Bedienten annehmen.—Eine Kanne Wein, so sollst du bei mir den Vorzug haben. Du versauerst doch nur bei deinem dummen Schwarzrocke. Du sollst bei Adrasten mehr Lohn und mehr Freiheit haben; und ich will dich noch obendrein zu einem starken Geiste machen, der es mit dem Teufel und seiner Grossmutter aufnimmt, wenn nur erst einer waere.
    Martin . Was? wenn erst einer waere? Ho! ho! Ist es nicht genug, dass du keinen Gott glaubst? willst du noch dazu keinen Teufel glauben? Oh! male ihn nicht an die Wand! Er laesst sich nicht so lange herumhudeln, wie der liebe Gott. Der liebe Gott ist gar zu gut, und lacht ueber einen solchen Narren, wie du bist. Aber der Teufel— dem laeuft gleich die Laus ueber die Leber; und darnach sieht's nicht gut aus.—Nein, bei dir ist kein Aushalten: ich will nur gehen.—
    Johann (haelt ihn zurueck). Spitzbube! Spitzbube! denkst du, dass ich deine Streiche nicht merke? Du fuerchtest dich mehr fuer die Kanne Wein, die du geben sollst, als fuer den Teufel. Halt!—Ich kann dich aber bei dem allen unmoeglich in dergleichen Aberglauben stecken lassen. Ueberlege dir's nur:—Der Teufel—der Teufel—Ha! ha! ha!—Und dir koemmt es nicht laecherlich vor? Je! so lache doch!
    Martin . Wenn kein Teufel waere, wo kaemen denn die hin, die ihn auslachen?—Darauf antworte mir einmal!
    den Knoten beiss mir auf! Siehst du, dass ich auch weiss, wie man euch Leute zuschanden machen muss?
    Johann . Ein neuer Irrtum! Und wie kannst du so unglaeubig gegen meine Worte sein? Es sind die Aussprueche der Weltweisheit, die Orakel der Vernunft! Es ist bewiesen, sage ich dir, in Buechern ist es bewiesen, dass es weder Teufel noch Hoelle gibt.—Kennst du Balthasarn? Es war ein beruehmter Baecker in Holland.
    Martin . Was gehn mich die Baecker in Holland an? Wer weiss, ob sie so gute Brezeln backen, wie der hier an der Ecke.
    Vierter Auftritt
    21
    Der Freigeist
    Johann . Ei! das war ein gelehrter Baecker! Seine bezauberte Welt—ha! —das ist ein Buch! Mein Herr hat es einmal gelesen. Kurz, ich verweise dich auf das Buch, so wie man mich darauf verwiesen hat, und will dir nur im Vertrauen sagen: Der muss ein Ochse, ein Rindvieh, ein altes Weib sein, der einen Teufel glauben kann.
    Soll ich dir's zuschwoeren, dass keiner ist?—Ich will ein Hundsfott sein!
    Martin . Pah! der Schwur geht wohl mit.
    Johann . Nun, sieh,—ich will, ich will—auf der Stelle verblinden, wenn ein Teufel ist.
    (Lisette springt geschwinde hinter der Szene hervor, und haelt ihm rueckwaerts die Augen zu, indem sie dem Martin zugleich winkt.)
    Martin . Das waere noch was; aber du weisst schon, dass das nicht geschieht.
    Johann (aengstlich). Ach! Martin, ach!
    Martin . Was ist's?
    Johann . Martin, wie wird mir? Wie ist mir, Martin?
    Martin . Nu? was hast du denn?
    Johann . Seh ich—oder—ach! dass Gott—Martin! Martin! wie wird es auf einmal so Nacht?
    Martin . Nacht? Was willst du mit der Nacht?
    Johann . Ach! so ist es nicht Nacht? Huelfe! Martin, Huelfe!
    Martin . Was denn fuer Huelfe? Was fehlt dir denn?
    Johann . Ach! ich bin blind, ich bin blind! Es liegt mir auf den Augen, auf den Augen.—Ach! ich zittere am ganzen Leibe—
    Martin . Blind bist du? Du wirst ja nicht?—Warte, ich will dich in die Augen schlagen, dass das Feuer herausspringt, und du sollst bald sehen—
    Johann . Ach! ich bin gestraft, ich bin gestraft. Und du kannst meiner noch spotten? Huelfe! Martin, Huelfe!—(Er faellt auf die Knie.) Ich will mich gern bekehren! Ach! was bin ich fuer ein Boesewicht gewesen!—
    Lisette (welche ploetzlich gehen laesst, und, indem sie hervorspringt, ihm eine Ohrfeige gibt). Du Schlingel!
    Martin . Ha! ha! ha!
    Johann . Ach! ich komme wieder zu mir. (Indem er aufsteht.) Sie Rabenaas, Lisette!
    Lisette . Kann man euch Hundsfoetter so ins Bockshorn jagen? Ha! ha! ha!
    Martin . Krank lache ich mich noch darueber. Ha! ha! ha!
    Vierter Auftritt
    22
    Der Freigeist
    Johann . Lacht nur! lacht nur!—Ihr seid wohl albern, wenn ihr denkt, dass ich es nicht gemerkt habe.—(Beiseite.) Das Blitzmaedel, was sie mir fuer einen Schreck

Weitere Kostenlose Bücher