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Der Freigeist

Der Freigeist

Titel: Der Freigeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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dein Plaudern ist manchmal recht aergerlich. Komm!—Theophan, soll ich sagen, dass Sie nicht lange weg sein werden?
    Theophan . Wenn ich bitten darf.—
    (Henriette und Lisette geben auf der einen Seite ab. Indem Theophan auf der andern abgeben will, begegnet ihm der Wechsler.)
    Neunter Auftritt
    Theophan. Der Wechsler.
    Der Wechsler . Sie werden verzeihen, mein Herr. Ich moechte nur ein Wort mit dem Herrn Adrast sprechen.
    Theophan . Eben jetzt ist er ausgegangen. Wollen Sie mir es auftragen?—
    Der Wechsler . Wenn ich so frei sein darf.—Er hat eine Summe Geldes bei mir aufnehmen wollen, die ich ihm auch anfangs versprach. Ich habe aber nunmehr Bedenklichkeiten gefunden, und ich komme, es ihm wieder abzusagen: das ist es alles.
    Theophan . Bedenklichkeiten, mein Herr? Was fuer Bedenklichkeiten? doch wohl keine von seiten des Adrast?
    Der Wechsler . Warum nicht?
    Theophan . Ist er kein Mann von Kredit?
    Der Wechsler . Kredit, mein Herr, Sie werden wissen, was das ist. Man kann heute Kredit haben, ohne gewiss zu sein, dass man ihn morgen haben wird. Ich habe seine jetzigen Umstaende erfahren.—
    Theophan (beiseite). Ich muss mein moeglichstes tun, dass diese nicht auskommen.—Sie muessen die falschen erfahren haben.—Kennen Sie mich, mein Herr?—
    Der Wechsler . Von Person nicht; vielleicht, wenn ich Ihren Namen hoeren sollte.—
    Theophan . Theophan.
    Neunter Auftritt
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    Der Freigeist
    Der Wechsler . Ein Name, von dem ich allezeit das Beste gehoert habe.
    Theophan . Wenn Sie dem Herrn Adrast die verlangte Summe nicht auf seine Unterschrift geben wollen, wollen Sie es wohl auf die meinige tun?
    Der Wechsler . Mit Vergnuegen.
    Theophan . Haben Sie also die Guete, mich auf meine Stube zu begleiten. Ich will Ihnen die noetigen Versicherungen ausstellen; wobei es bloss darauf ankommen wird, diese Buergschaft vor dem Adrast selbst geheim zu halten.
    Der Wechsler . Vor ihm selbst?
    Theophan . Allerdings; um ihm den Verdruss ueber Ihr Misstrauen zu ersparen.—
    Der Wechsler . Sie muessen ein grossmuetiger Freund sein.
    Theophan . Lassen Sie uns nicht laenger verziehen.
    (Gehen ab.)
    (Ende des vierten Aufzuges.)
    Fuenfter Aufzug
    Erster Auftritt
    Der Wechsler, von der einen Seite, und von der andern Adrast.
    Adrast (vor sich). Ich habe meinen Mann nicht finden koennen.—
    Der Wechsler (vor sich). So lasse ich es mir gefallen.—
    Adrast . Aber sieh da!—Ei! mein Herr, finde ich Sie hier? So sind wir ohne Zweifel einander fehlgegangen?
    Der Wechsler . Es ist mir lieb, mein Herr Adrast, dass ich Sie noch treffe.
    Adrast . Ich habe Sie in Ihrer Wohnung gesucht. Die Sache leidet keinen Aufschub. Ich kann mich doch noch auf Sie verlassen?
    Der Wechsler . Nunmehr, ja.
    Adrast . Nunmehr? Was wollen Sie damit?
    Der Wechsler . Nichts. Ja, Sie koennen sich auf mich verlassen.
    Adrast . Ich will nicht hoffen, dass Sie einiges Misstrauen gegen mich haben?
    Der Wechsler . Im geringsten nicht.
    Fuenfter Aufzug
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    Der Freigeist
    Adrast . Oder, dass man Ihnen einiges beizubringen gesucht hat?
    Der Wechsler . Noch viel weniger.
    Adrast . Wir haben bereits miteinander zu tun gehabt, und Sie sollen mich auch kuenftig als einen ehrlichen Mann finden.
    Der Wechsler . Ich bin ohne Sorgen.
    Adrast . Es liegt meiner Ehre daran, diejenigen zuschanden zu machen, die boshaft genug sind, meinen Kredit zu schmaelern.
    Der Wechsler . Ich finde, dass man das Gegenteil tut.
    Adrast . Oh! sagen Sie das nicht. Ich weiss wohl, dass ich meine Feinde habe—
    Der Wechsler . Sie haben aber auch Ihre Freunde.—
    Adrast . Aufs hoechste dem Namen nach. Ich wuerde auszulachen sein, wenn ich auf sie rechnen wollte.—Und glauben Sie, mein Herr, dass es mir nicht einmal lieb ist, dass Sie, in meiner Abwesenheit, hier in diesem Hause gewesen sind?
    Der Wechsler . Und es muss Ihnen doch lieb sein.
    Adrast . Es ist zwar das Haus, zu welchem ich mir nichts als Gutes versehen sollte; aber eine gewisse Person darin, mein Herr, eine gewisse Person—Ich weiss, ich wuerde es empfunden haben, wenn Sie mit derselben gesprochen haetten.
    Der Wechsler . Ich habe eigentlich mit niemanden gesprochen; diejenige Person aber, bei welcher ich mich nach Ihnen erkundigte, hat die groesste Ergebenheit gegen Sie bezeugt.
    Adrast . Ich kann es Ihnen wohl sagen, wer die Person ist, vor deren uebeln Nachrede ich mich einigermassen fuerchte. Es wird sogar gut sein, wenn Sie es wissen, damit Sie, wenn Ihnen nachteilige Dinge von mir zu Ohren kommen sollten, den Urheber

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