Der Fremde aus dem Meer
wunderschönen Lippen verzogen sich. »Ein antiker Mann, umgeben von antiken Gegenständen.«
Ein Lächeln erhellte seine Züge. Er zog sie an sich und drückte ihren Mund fest an seine Lippen. Sein Kuss war hastig und wild. Äußerst besitzergreifend und ungeheuer erotisch glitt seine Zunge über ihre feuchten Lippen. Sie spürte, wie sich ihre Füße vom Boden hoben, und es machte ihr nichts aus, dass Noal zusah. Es war ihr ebenso gleichgültig, ob sonst irgendjemand zusah. Wichtig war allein, dass Ramsey sie hielt. Stürmisch fuhr seine Hand an ihrem Rücken entlang und glitt in vertraute Tiefen, ehe er sie auf den Boden setzte. Sein Blick fiel auf das Buch, das sie noch immer in der Hand hielt. Er hob ihr Handgelenk, um den Titel zu lesen: Das Leben im achtzehnten Jahrhundert.
Sein Herz hüpfte vor Freude. »Das brauchst du doch nicht zu lesen, Schatz, du hast doch eine verlässliche Quelle in zärtlicher Reichweite.«
Es war ein Angebot, eine offene Tür, und er würde, wenn nötig, eine Ewigkeit warten, bis sie eintrat. Dann ging er zu Noal und deutete mit dem Kopf in Richtung Studierzimmer.
Krampfhaft das Buch festhaltend, sackte Penny gegen die Wand und atmete schwer. Sie war eine Närrin, sich in die Wogen dieses wild bewegten Meeres zu stürzen. Doch zugleich wollte sie noch tausend Meter tiefer mit ihm hinabtauchen.
Noal war ein Gentleman und enthielt sich einer Bemerkung darüber, was zwischen den beiden vorgefallen war. Aber die sexuelle Spannung zwischen ihnen war so stark gewesen, dass er sich in dem Ledersessel unruhig hin und her bewegt hatte. Wie es schien, hatte Penelope den Richtigen gefunden. Er kannte sie schon viele Jahre, hatte einige Ermittlungen für sie angestellt, hatte sich auch einige Male mit ihr getroffen, aber ihr hoher Bekanntheitsgrad und sein Bedürfnis, im Hintergrund zu bleiben, vertrugen sich nicht. Doch er hatte sie noch nie so ... elektrisiert gesehen. Bei niemandem.
Ramsey ließ einen Umschlag auf den Tisch fallen, und Noal blickte auf.
»Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt.«
Noal nahm den Umschlag, öffnete ihn, breitete das Geld fächerförmig aus und fuhr mit dem Daumen über die knisternd frischen Scheine. Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Das ist zu viel.«
Ram zuckte nur mit den Schultern.
»Haben Sie irgendwelche Probleme mit meinen Leuten?«
»Nein. Es war Penelope, die ihr Versprechen brach, auf dem Grundstück zu bleiben. Ich kann den Leuten nicht die Schuld an ihrer Schlauheit geben. Das war unerwartet. Ich werde in ihrer Nähe bleiben.« Seine Unfähigkeit, sie zu beschützen, machte ihn wütend.
»Ich glaube nicht, dass es klug ist, mit der Bewachung aufzuhören, ehe diese Kerle erwischt worden sind oder sich eine Wende abzeichnet.«
»Ich bin nicht...«
Er hörte Penelope seinen Namen schreien und das Geräusch schneller Schritte. Er sprang auf und rannte los. Die Vordertür war aufgerissen, und ein Wachmann trug Meggie über die Schwelle, während Penny mit ihm Schritt hielt. Mit ängstlichen Augen sah sie Ramsey an. Er warf die Kissen vom Sofa und wies den Wachmann an, Meggie hinzulegen.
Penny kniete sich neben sie und streichelte ihren Kopf. Als sie ihre Hand hob, war sie mit frischem Blut beschmiert. Penny sprang auf und rannte in die Küche. Sie füllte einen Krug mit Wasser, raffte einige Handtücher zusammen, dazu noch Eis, eine Schüssel und Aspirin. Alles das presste sie an sich und schoss in das Wohnzimmer zurück. Sie bahnte sich den Weg an Ramsey und Noal vorbei und stellte die Dinge auf dem Kaffeetisch ab, während Ramsey Margarets Füße hochlegte. Dann ging sie um das Sofa herum und beugte sich über die Lehne.
Penny überprüfte Margarets Augen. »Sie ist bewusstlos.«
»Was ist denn los?«, sagte eine Stimme. Als Penny aufblickte, sah sie, wie Hank mit schnellen Schritten durch das Zimmer kam. Sein wettergegerbtes Gesicht war in Panik verzerrt. Hank sank neben ihr auf die Knie.
»Sprich zu ihr, Hank.« Sie wickelte das Eis in ein Handtuch und steckte es unter Margarets Kopf. »Sie muss aufwachen. Jetzt.«
Hank ergriff Margarets Hand und streichelte sie zärtlich, während Penelope ihr sanft das Blut von Kopf und Hals abwischte.
»In dem Dienerraum ist unter dem Spülbecken ein Erste-Hilfe-Köfferchen«, sagte sie, ohne sich an jemand Besonderen zu wenden. Kurz darauf tauchte es in ihrem Blickfeld auf. Sie vermutete, dass Ramsey es geholt hatte.
Penny untersuchte die Wunde. Sie war nicht so tief, dass sie genäht
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