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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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hinüber. Um seine Mundwinkeln zuckte es. »Und du hast gelauscht.«
    »Es ist ziemlich schwer, das nicht zu tun, wenn die eigene Vergangenheit ausgebreitet wird, um sie so genau unter die Lupe zu nehmen.«
    »Was immer auch geschah, es war nicht deine Schuld.«
    Ihr Blick ging von Foto zu Foto, wobei sie sich an Margarets zärtliche Fürsorglichkeit und Zuneigung erinnerte und an ihr eigenes Bedürfnis sie zu bekommen. »Ich war ein verängstigtes, kleines Mädchen, das nicht wusste, wohin.«
    »Du solltest stolz sein, Penelope«, sagte er, den Blick auf ihr Profil gerichtet. »Du hast viel erreicht.«
    Ihr Blick kehrte zu ihm zurück. »Ich will dein Mitleid nicht«, kam es mit zurückhaltender Stimme, und ihre Schultern wurden starr. »Ich hatte es nicht leicht, na und? Ich kann mich an das meiste vor Margarets Zeit gar nicht erinnern. Also frag nicht mehr danach.«
    Er musste sich beherrschen, um sie nicht an sich zu reißen und zu schütteln. »Es ist mir gleichgültig, woher du kommst. Nur dass deine Herkunft noch immer die Macht hat, dich zu verwunden, das ist bedeutsam.«
    Schweigen. Kühle Luft wehte um sie herum, und Ramsey trat einen Schritt näher. Mit beschwörender Stimme sagte er: »Wann wirst du endlich erkennen, dass ich nicht zweihundert Jahre in die Zukunft gereist bin, um deine Vergangenheit auszuforschen und sie vor der Öffentlichkeit auszubreiten?«
    Ihre erstarrte Haltung lockerte sich, und sie begegnete seinem Blick. »Das weiß ich.« Sie bedeckte seine Hand, die auf dem Geländerpfosten ruhte.
    »Unsere Vergangenheit macht aus uns diejenigen, die wir sind, Liebste. Die Fehler der Jugend sind dazu da, dass wir lernen.«
    »Aber welche Fehler können so schlimm sein, dass Eltern ihr Kind im Stich lassen?
    Sie gibt sich selbst die Schuld, erkannte er. »Bist du sicher, dass du verlassen wurdest?«
    »Ja, das ist alles, was ich weiß, alles, was ich fühle.« Fröstelnd rieb sie sich die Arme. »Manchmal ist da ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Es ist wie ein seltsamer Geruch oder Geschmack, wie von einer Frucht. Aber dann ist es schon wieder weg, bevor ich herausfinden kann, wohin es gehört.«
    »An was erinnerst du dich sonst noch?«
    »An Dunkelheit und an eine Stimme, die sagt, dass sie mich nicht zurückhaben wollen.« Sie zuckte mit den Schultern und sah wie ein verlorenes Kind aus. »Weißt du, wie so etwas auf ein Kind wirkt?« Sie sah kurz zur Decke hinauf und atmete tief ein. Ramsey erkannte, dass sie schreckliche Angst davor hatte, geliebt zu werden und wieder solche Schmerzen erdulden zu müssen. »Mein Gott! Manchmal wünschte ich, ich könnte mich erinnern, damit ich irgendetwas Greifbarem und Realem die Schuld geben könnte dafür, dass ich mich so unerwünscht fühle.« Sie wandte sich zur Treppe und stieg die ersten Stufen hinauf.
    »Ich frage mich, ob mein eigener Sohn so von mir gedacht hätte.«
    Penny erstarrte und wandte sich dann um. »Dein Sohn?«
    Ram nickte und lehnte sich an das Geländer. »Was zwischen seiner Mutter und mir geschah, war nur eine vorübergehende Laune, und ich hatte auch nicht gedacht, dass ich sie je Wiedersehen würde. Bis mich die Nachricht erreichte, dass ich mit ihr ein
    Kind gezeugt hatte.« Er schluckte schwer. »Ich kam gerade noch rechtzeitig von einer Reise zurück, um sie zu beerdigen.«
    »Und das Kind?« Schnell kam sie die Stufen herunter. »Hast du den Jungen dort zurückgelassen?« Der Tonfall ihrer Stimme war anklagend und besorgt zugleich.
    »Er hauchte seinen letzten Atemzug in meinen Armen aus.« Er blickte auf, und sein Gesicht war eine Maske des Kummers und Leids. »Das Einzige, was ich wirklich bedauere, ist, dass er bei seinem Tod nicht meinen Namen trug.«
    Der Blick aus ihren grünen Augen war fest auf seine Augen gerichtet. »Oh, Ramsey.« Sie kam die letzte Stufe herab, ließ die Arme um seine Taille gleiten und hielt ihn fest. »Das tut mir ja so Leid!«
    Er drückte seine Lippen auf ihr Haar. »Bis dahin hatte ich gedacht, dass die Peitschenschläge eines Sklavenhändlers der schlimmste Schmerz in meinem Leben gewesen sei, den ich überhaupt aushalten konnte.«
    Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen. »Ein Sklavenhändler?«
    Seine Stimme war ohne jegliches Gefühl, als er sagte: »Ich hatte wohl die falschen Leute geärgert, wie es schien, und wurde von meinem Schiff heruntergeholt und entführt. In Fußeisen gefesselt, wurde ich auf einem türkischen Markt als Sklave verkauft.«
    »Um Gottes willen, das ist ja

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