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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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viele Informationen über ungelöste Fälle an die Öffentlichkeit. Die Polizei vermutete einen Maulwurf in ihren Reihen und fertigte deshalb zwei Berichte an, von denen der eine zu den Akten gelegt wurde. Den anderen nahm der Captain der Polizei an sich, in der Hoffnung denjenigen zu finden, der sie wie Dummköpfe aussehen ließ. Offen gestanden war ich dafür dankbar. Es kam mir zupass.« Er ließ ein kleines Fach zu seiner Rechten aufschnappen, holte zwei Dosen
    Bier heraus und warf Ramsey eine davon zu. Sie rissen die Laschen auf, und Alexander leerte seine Dose bis zur Hälfte, bevor er wieder sprach. »Ich wusste ja, dass Annora in ihrem Kummer und Leid keine Reporter und Kameras um sich herum ertragen konnte.«
    Ramsey steuerte auf den Mast zu. Er bemühte sich, sein Bier nicht vor lauter Spannung und Wissbegier in einem Zug hinunterzustürzen. Er spürte, dass es für Alexander eine Qual bedeutete, auch nur über den Vorfall zu sprechen.
    »Unser Kind wurde entführt. Aus dem Spielzimmer heraus. Es verschwand einfach. Gerade noch hörten wir ihr Lachen, hörten, wie sie ihre Spielsachen hochwarf, dann, von einer Minute zur anderen...« Ein heftiges Zittern ergriff ihn, bevor er fortfuhr. »Zuerst dachten wir, sie habe nur einen der Gänge in den Wänden gefunden. Ich meine, das Haus war zu dieser Zeit schon alt, doch die meisten Gänge waren schon verschlossen worden, wenn auch ich nicht einmal alle kannte. Jemand anders muss sie gekannt haben! Denn das war der einzige Weg, auf dem man sie entführt haben konnte.« Es sah so aus, als ob Alexander versuchte, sich zu rechtfertigen und zu erklären, welche Rolle er bei dem Verschwinden seines Kindes gespielt hatte. Ramsey sagte keinen Ton. Er kannte die engen Gänge im Haus der Blackwells, hatte er sie doch selbst benutzt, um das Haus für einen Ausritt oder ein Stelldichein mit einer Maid unbemerkt zu verlassen, weil er Dane mit seinem Verhalten nicht in Verlegenheit bringen wollte.
    »Dann kam eine Lösegeldforderung. Drei Millionen Dollar.«
    »Menschenskind!« Ramsey zerdrückte die Dose in seiner starken Faust.
    »Es hätten auch zwanzig sein können.« In Alexanders Stimme lag tiefe Verzweiflung. »So viel Geld hatte ich nicht, nicht in bar und auch nicht in Investitionen oder in meiner Firma. Dann forderten sie Diamanten, oder sie würden mein kleines Mädchen töten.«
    Ramseys Gesicht wurde hart, und er richtete sich auf, während er den Blick unverwandt auf Alexander heftete.
    »Farbige Diamanten wollten sie, diese gierigen Mistkerle.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich klaubte alles zusammen, was ich hatte, nahm eine Hypothek auf das Haus und die Ländereien auf, verkaufte jede verdammte Antiquität, die Pferde, die Autos, und ich tat, was sie sagten. Ich schaltete die Polizei nicht ein. Sie hatten mein Kind, um Gottes willen!« Er musste heftig schlucken, und es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder sprechen konnte. »Alles, was ich zurückbekam, war ein kleiner, blutbefleckter Turnschuh. Er gehörte ihr, und die Blutgruppe stimmte. Also wusste ich ... oh, mein Gott.« Er drosselte den Motor und drückte sich die Handballen in die Augen. »Ich habe sie nie wiedergesehen«, sagte er mit erstickter Stimme. »Und Annora, mein Gott, sie gab sich einfach auf. Sie konnte das Wissen nicht ertragen, dass unser Baby in seinen letzten Stunden nach uns um Hilfe geschrien hatte und bis zum letzen Atemzug gequält wurde.«
    Er fuhr sich mit den Fingern durch das ergraute Haar, das Gesicht schmerzverzerrt. Ramsey erlebte den eigenen quälenden Schmerz noch einmal, den Schmerz eines Vaters, der hilflos mit ansehen musste, wie sein Kind starb. »Warum mussten sie ihr nur so viel Leid zufügen? Ich habe bezahlt. Bezahlt! Warum konnten sie sie mir nicht zurückgeben?«
    Ramsey ging hinüber zu dem alten Mann, während sich sein Herz in der Brust zusammenkrampfte.
    »Allmächtiger! Es tut mir Leid, Alexander, dass Ihr dies noch einmal erleben musstet. Es ist meine Schuld.« Ramsey berührte vorsichtig mit der Hand die Schulter des alten Mannes, und als der den Kopf schräg in die Sonne hielt, sah er Tränen in seinen Augen glitzern.
    »Mein Gott, ich wünschte, ich wäre auch tot.«
    »Nein, nein«, sagte Ramsey mit beruhigender Stimme und schüttelte ihn leicht. »Habt ein wenig Zuversicht.« Ramsey hatte ihm keine Erklärung anzubieten, denn er konnte die Gefühle, die ihn selbst überschwemmten, nicht verstehen. Außer den Diamanten weckte noch etwas

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