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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Geburtstag. Der zwölfte August 1964. Neunzehn! Dies war der Beweis, von dem seine Großmutter immer gesprochen hatte.
    Mein Gott!
    Sie war nicht verrückt gewesen.
    Und wenn sich diese Legende bewahrheitete, was war dann mit der Geschichte von Ramsey Malachai Gamaliel O’Keefe, mit seinem Porträt, das er gemalt hatte, und seinem legendären Opfer für die Familie?
    Alexander war plötzlich sehr froh, zum Dinner eingeladen zu sein. Er hatte eine ganze Menge Fragen an O’Keefe. Eine unge-
    heure Menge, dachte er, als er weiter in der Schachtel herumkramte und Stück für Stück herausnahm. Irgendetwas trieb ihn voran, eine tief sitzende Vorstellung, die er aber nicht in Worte fassen konnte. Ihn leitete ein Anstoß aus den hintersten Schlupfwinkeln seines Gehirns. Ungeduldig kippte der den ganzen Inhalt auf den Boden, sortierte ihn und warf jedes Stück einzeln in die Kiste zurück. Als sein Blick auf den Boden traf, runzelte er nachdenklich die Stirn. Die abgeschabten Ecken des Bodens passten schlecht. Mit dem Finger fuhr er den samtenen Saum entlang und zog daran. Rasch nahm er sein Taschenmesser aus der Hosentasche und schnitt damit die Ecke auf. Unter dem falschen Boden fand er einen Streifen feinen Pergaments und auf ihm, gelb und spröde, ein Wachssiegel, das offensichtlich mehrere Male ersetzt worden war. Er hob es ans Licht. Es war nicht das Siegel der Blackwells, sondern das der Rothmeres.
    Beim Anblick des Dokumentes riss Anthony Mund und Augen auf. Er hielt es unters Licht und schob seine Brille zurecht. »Mein Gott!«, flüsterte er. »Mein Gott!«
    »Anthony!« Ramsey lächelte darüber, dass Anthony seine Gegenwart so völlig vergessen hatte. Er befühlte das Papier, drehte es um, suchte offensichtlich nach Gott weiß was. Dann untersuchte er den Brief von neuem.

»In Anbetracht der Tatsache, dass ich älter als Anthony und folglich auch eine wertvollere Antiquität bin ...«, scherzte er und blinzelte Penelope zu, als sie lachte, »... könntest du mir vielleicht deine Aufmerksamkeit schenken?«
    »Oh, ja, Entschuldigung.« Anthony zuckte verlegen mit den Schultern. »Es ist eine Klausel zu einem Testament, und ich müsste da noch ein paar Gesetze nachschlagen, um festzustellen, ob es legal ist, was ich allerdings glaube. Aber du hast Recht. Vom ursprünglichen Eigentümer des Hauses und des Landes ausge-

    fertigt, besagt es, dass der Besitz niemals die Hände der Blackwells verlassen darf Sollten Umstände auftreten, die das dennoch erforderlich machen, so...« Er wedelte mit dem Papier. Als es knackte und zu zerbrechen drohte, zuckte er zusammen. »... so wird jede Vereinbarung ungültig. Wenn die gegnerische Partei dies anficht, so tritt der Fall ein, dass das Haus und die Ländereien als historische Wahrzeichen dem Staat anheimfallen.«
    »Damit ist ja an alle Möglichkeiten gedacht.«
    »Ausgezeichnet.«
    Penny sah Ramsey scharf an. »Was hast du für Pläne?« Sie stand auf und stellte sich vor ihn.
    Er lächelte, als er sie so vor sich stehen sah, stumm fordernd, die Arme in die Hüften gestemmt, das Kinn erhoben.
    »Phalon ködern.«
    »Wo?«
    »Überall, wo er es wünscht«, sagte er hintergründig.
    »Ramsey«, warnte sie, »er ist nicht jemand, den man unnötigerweise provozieren sollte.«
    »Das stimmt«, warf Anthony ein. »Bis jetzt hat er nur eine kleine Warnung abgegeben. Ich würde mich nicht mit ihm anlegen, wenn er eine etwas härtere Gangart einschlägt.«
    »War es nicht hart, auf Tess zu schießen oder Margaret beinahe zu töten?«, schnappte Penny. Ramsey legte den Arm um ihre Taille und beruhigte sie mit seinen Lippen, die er an ihre Schläfe presste. »Verdammt«, sie schloss kurz die Augen und ließ ihrem Temperament freien Lauf. »Ich habe das Gefühl, dass uns das bald alles um die Ohren fliegt.« Und das ist nur meine Schuld, dachte sie. Sie öffnete die Augen und sah zu Ramsey auf. »Ich glaube, wir sollten zur Polizei gehen.«
    Er löste sich von ihr. »Das meine ich nicht.«
    »Ramsey!«
    »Penelope«, begann er geduldig. »Er muss sich erst die Hände schmutzig machen, bevor wir überhaupt etwas tun können. Wir haben keinen Beweis, der uns helfen würde. Keinen, den wir jemandem außerhalb dieser Mauern zeigen könnten.«
    Sie ergriff seinen Arm und umklammerte ihn fest. »Aber es ist gefährlich. Und wir müssen in sein Haus gehen, in sein Lager, seine Festung«, sagte sie angewidert. »In vier Tagen.«
    Die Premiere hatte er beinahe völlig vergessen. »Vielleicht

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