Der Fremde aus dem Meer
Vergnügungsschiffe zu bauen.« Er deutete auf sein schwimmendes Heim. »Doch der gewünschte Erfolg blieb aus.« Er zuckte mit den Schultern. »Es war ein schlechtes Geschäft.«
»Aber es hat doch sicher die Reederei nicht völlig ruiniert?«
»Nein. Es hat uns nur so geschwächt, dass wir Geld brauchten ...« Abrupt hielt Alexander inne, wandte den Blick ab und starrte auf einen Punkt irgendwo hinter Ramsey.
Ramsey drehte sich um. Er wollte wissen, wohin der Mann blickte. Seine Züge wurden starr.
»Das ist meine Frau, Annora.« Er wies auf das Foto.
»Sie ist wunderschön«, sagte Ramsey, und das war keine Lüge. Die Frau mit dem dunklen Haar war von klassischer Schönheit. Die Locken, die sich aus dem hochgesteckten Haar lösten, verliehen den aristokratischen Zügen etwas Weiches. In ihren Armen hielt sie ein in Rüschen und Spitze gewickeltes Baby, das vielleicht ein Jahr alt war.
»Sie ist tot. Sie sind beide tot.«
»Mein Beileid, Sir.« Es war das Foto, das Meggie aus der Zeitung ausgeschnitten hatte. Ram blickte wieder auf Alexander. In den grünen Augen des Mannes standen Qual und Einsamkeit. Ramsey brachte es nicht über sich, ihn weiter zu bedrängen.
Plötzlich gab sich Alexander einen Ruck. »Nun, wenn Sie mir nicht einfach glauben, sollten Sie es sich besser ansehen.«
Stirnrunzelnd erhob sich Ramsey, als Alexander aufstand.
»Kommen Sie mit.« Er durchquerte die Kabine und stieg die Leiter hoch. »Ich habe das Gefühl, dass in Ihnen Seemannsblut fließt.« Ramsey folgte ihm auf den Fersen.
»Machen Sie sich bereit fürs Ablegen«, sagte Alexander.
Ramsey grinste. »Aye, aye, Sir.« Auf Deck warf er seine Jacke ab, krempelte die Ärmel hoch und sprang auf das Dock, um die Verankerung zu lösen.
Alexander bediente das Steuer, nicht wenig erstaunt darüber, wie sein Begleiter auf dem Deck herumlief, die Flaggleine losmachte und die Winsch und den Baum richtig einstellte. Der Mann kannte sich mit Schiffen aus, und er fühlte sich etwas wohler bei dem Gedanken, das zu verkaufen, was vom Familienunternehmen übrig geblieben war.
»Ich finde, ich sollte Ihren Namen kennen, Kamerad«, sagte er schließlich.
»Ramsey O’Keefe, Sir.«
Alexander blinzelte, und auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut. Nein. Das musste ein gleichnamiger Vorfahre ge-wesen sein, machte er sich verstandesmäßig klar. »Lassen Sie uns die Segel hissen, Ramsey.«
Dieser nickte. Es fiel ihm auf, dass das Schiff auch mit Motor betrieben werden konnte. Er setzte die Hecksegel und spürte den Wind auf seinem Gesicht, als er aus dem Hafen von Coral Key hinaussegelte. Wieder mit einem Blackwell.
Die beiden Männer schlenderten einträchtig über das Werftgelände. Die Stützstreben waren nicht mehr da, die Ladekräne und Paletten leer. Es herrschte ein trauriges Durcheinander. Die Buchstaben des einst so stolzen Namen Blackwell auf der Stirnseite des solide gebauten Lagerhauses waren verblichen. Im Inneren waren Trockendocks für kleinere Schiffe, aus der Zeit des Projektes der Vergnügungsschiffe, das vor zwanzig Jahren gescheitert war.
»Was wollen Sie wirklich hiermit anfangen?«
»Wieder Schiffe bauen.«
»Es ist nicht für den Bau von stählernen Schiffen ausgerüstet, wenn Sie das Vorhaben.«
»Nein. Ich habe herausgefunden, dass es eine ganze Reihe reicher Leute in diesem Land gibt, die bereit sind, eine ordentliche Menge Geld für ihr Vergnügen auszugeben. Ich habe vor, Schiffe zu bauen, die einer geschickten Hand und des Windes bedürfen, nicht der Mechanik.« Ramsey konnte nur das machen, wovon er etwas verstand, und das war nun einmal das Segeln.
»Viel Glück. Die meisten Menschen sind faul.«
Der zynische Ton war Ramsey nicht entgangen, und er warf Alexander einen Blick zu, während Steine unter seinen Stiefeln knirschten.
»Ohne einen erfahrenen Kapitän würde ich keinen Ungeübten auf Abenteuerreise gehen lassen«, sagte er mit einem breiten Lächeln. »Und der erfahrene Kapitän bin ich.«
Alexander ging plötzlich ein Licht auf. »Wollen Sie so etwas Ähnliches machen wie diese Ranches, wo feine Stadtmenschen beim Viehtreiben mitmachen können?«
Ram nickte. »Und bevor Ihr fragt: Ich weiß, dass es nicht besonders viel einbringt, aber ich habe genug Geld, um mir und meiner Frau das Leben angenehm zu machen.«
Alexander horchte auf, als Ramsey so besitzergreifend von seiner Frau sprach. »Soso, Ihre Frau?«
»Ja, Penelope Hamilton. Ich habe vor, sie zu meiner Frau zu machen.«
»Die
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