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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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auf halbem Wege stehen blieb.
    Einen Augenblick lang maßen sich die beiden Männer mit Blicken. Ramsey erkannte die kantigen Züge der Blackwells.
    »Sie sind also der Mann, der meine Reederei kaufen will, oder?«, sagte der Mann mit einem halb vorwurfsvollen Unterton in der Stimme, während der Wind sein silbergraues Haar zauste.
    »Jawohl, ich bin...«
    »Mir ist gleichgültig, wer Sie sind.« Er drehte sich um und stieg hinunter. »Kommen Sie unter Deck.«
    Die kühle Antwort des Mannes ließ Ramsey zögern, doch er folgte ihm gebückt den engen Durchgang hinab. Die frische Meeresluft rötete seine Haut auf dem Weg in die einfache Kabine. Sie war bescheiden, aber gemütlich eingerichtet. Man sah, dass sie dauernd bewohnt wurde. An den Wänden hingen zahlreiche gerahmte Fotos und kunstvoll arrangierte Waffen. Ramsey glaubte sogar, einen silbernen Enterhaken zu erkennen, der über einem durchgesessenen Sofa hing. Zu seinen Füßen lag ein abgetretener Aubusson-Teppich, und weiter hinten, an der linken Wand, stand ein Schrank, der aus seinem Jahrhundert stammte. Die ganze Atmosphäre zeugte von Reichtum und Macht der Familie Blackwell. Außer diesem Mann und seinem Schiff ist nichts übrig geblieben, dachte Ramsey traurig ... und da war noch die Ablehnung, die von Alexander Blackwell ausging, der eine Pfeife aus einem Pfeifenständer auf dem Schreibtisch nahm.
    »Ich habe Euch so verstanden, dass Ihr verkaufen wolltet, Sir.

    Wenn das nicht der Fall sein sollte, werde ich Euch nicht weiter belästigen und wünsche Euch noch einen schönen Tag.«
    »Nein.« Mit scharfem Blick musterte Alexander ihn von oben bis unten. »Nein. Ich kann nur nicht verstehen, warum Sie das Schiff kaufen wollen.« Mit einer Handbewegung lud er Ramsey ein, Platz zu nehmen, tauchte seine Pfeife in den Feuchthaltebehälter für Tabak und stopfte sie. »Es ist nichts von Wert übrig. Ein paar Vorräte, einige Speicher und die Werft.«
    »Ich bin mir der Risiken bewusst.«
    »Wainwright sagte, dass Sie die Absicht haben, den Namen beizubehalten. Warum?« Er führte die Pfeife an den Mund und drückte einen silbernen Zylinder herunter. Als im gleichen Moment eine Flamme anging, schossen Ramseys Augenbrauen vor Verwunderung in die Höhe.
    »Es ist eine Tradition, die ich wieder mit Leben erfüllen möchte.«
    Alexander hob den Blick und sah ihn kritisch an. »Sie ist tot.« Er stieß die Luft aus. »Ich wünschte mir, Sie ließen das alles ruhen.«
    »Das verbietet mir meine Ehre.« Ramsey sprach leise, aber mit einer solchen Überzeugung, dass sich Alexander aufrichtete. Seit er den Mann auf Deck gesehen hatte, war ihm eine sonderbare Vorahnung gekommen, und diese Ahnung wurde immer stärker.
    »Euer Familienbetrieb war kein kleines Unternehmen, und bevor wir fortfahren, möchte ich, wenn es denn wirklich tot ist, Euch bitten, mir zu sagen, wie es dazu kam.« Ramsey wollte etwas über den Polizeibericht wissen. »Ich habe keinen Anhaltspunkt gefunden, Mister Blackwell.«
    Langsam ließ sich Alexander in einem Sessel nieder, der neben dem Schreibtisch stand. »Nennen Sie mich Alexander. Nein, das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Ramsey stieß einen Seufzer aus und versuchte, seine Enttäuschung nicht zu zeigen, und Alexander gab nach, obwohl er ganz und gar nicht wusste, warum er das tat.
    »Ich wollte kein Öl transportieren.«
    Stirnrunzelnd sah Ramsey ihn an.
    »Ich wollte meine Schiffe nicht mehr mit OPEC-Öl beladen. Die Gefahr ist zu groß, dass das Zeug ins Meer läuft. Über hundert Jahre war das Meer für meine Familie gleichbedeutend mit Leben. Ich fühlte mich verpflichtet, es sauber zu halten. Wussten Sie, dass meine Vorfahren mit dem Schiffsbau begonnen haben?«
    Ram nickte. Er fragte sich, was dieser Mann wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass er auf einem dieser herrlichen Schiffe gesegelt war.
    »Ich hatte schon Verträge unterzeichnet, aber als mir klar wurde, was ich dem Meer und der Umgebung damit antun würde, konnte ich nicht weitermachen. Ich habe eine unglaubliche Menge Geld und Angestellte verloren, als ich nicht nachgeben wollte.«
    »Es sieht so aus, dass Ihr für Eure persönliche Überzeugung eingetreten seid.«
    Alexander lächelte zögerlich, die Pfeife zwischen den Zähnen, während eine Rauchwolke sein graues Haupt wie einen Heiligenschein umschwebte. »Der Schiffsverkehr ist nicht mehr so lukrativ wie vor fünfzig Jahren. Dafür haben die Rezession und die Transportflugzeuge gesorgt. Ich bin dazu übergegangen,

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