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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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anzunehmen. »Die Schönheit ist nur eine Hülle«, sagte Ram, während Alexander fortfuhr, sie anzustarren. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, wobei sie lächelnd in das Telefon sprach.
    »Sie entspricht nicht dem Bild, was die einschlägigen Zeitungen von ihr zeichnen.« Alexander sah aus, als wolle er sie ausfragen, und Ramsey wurde hellwach.
    »Alexander?«
    Beide Männer sahen sie an, als sie die Verbindung unterbrach und das Telefon Hank reichte. Dann sagte sie. »Würden Sie morgen Abend zu uns zum Dinner kommen?«
    »Vielen Dank für die Einladung. Sehr gerne«, sagte er, ohne zu zögern. Er sah erst zu Ramsey und dann zu ihr. »Vielleicht zeigen Sie mir dabei diese Schenkung von meiner verrückten Vorfahrin.«
    Sie blickte Ramsey an. Der zuckte ein wenig verlegen mit den Schultern.
    »Dann können Sie mir ja vielleicht auch erklären, warum Sie glauben, dass sie nicht ganz richtig im Kopf gewesen sei, oder?«, erwiderte sie lächelnd. »Ich schicke Ihnen einen Wagen, so gegen sechs«, fügte sie hinzu, wobei ihre Stimme leicht bebte. Sie räusperte sich und sah Ramsey an. »Das war Tony. Er ist im Haus und wartet ungeduldig darauf, das Dokument zu sehen.«
    Ram nickte und sah Alexander an. »Bis morgen also, Alexander.« Er streckte ihm die Hand entgegen, und Alexander fasste sie mit festem Griff.
    »Lassen Sie Wainwright Vertragsentwürfe machen, wie immer er sie gerne hätte.«
    Ram nickte, und sie blieben auf dem Kai stehen, während sich Alexander umwendete und zu seinem Schiff zurückging.
    »Er scheint ein netter Mensch zu sein.«
    »Ja, es machte mich etwas müde und traurig zu wissen, dass er Tess’ Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkelsohn ist.«
    Sie blinzelte. »So habe ich es gar nicht gesehen.«
    Penny ließ sich in das Auto gleiten und umschloss seine Hand, als er sich neben sie setzte. Er brachte ihre verschränkten Hände sofort an seine Lippen, doch sie schien seine Zuwendung gar nicht zu bemerken. Sie sah in den Rückspiegel und beobachtete stirnrunzelnd Alexander, ehe sie sich zurücklehnte und seufzte.
    »Liebste?«
    Sie begegnete seinem fragenden Blick. »Ich weiß nicht, ich habe ein seltsames Gefühl bei ihm. Er wirkt so ... verloren.«
    »Er hat ein tragisches Leben gehabt.«
    Ramsey wusste, dass er seine Gedanken äußern musste, aber als sie ihre schlanken Beine übereinanderlegte und er die dunkle Narbe an ihrem Fußgelenk sah, wusste er, dass er damit nicht warten konnte, bis sie Alexander wiedersah.
    Alexander kramte in Kisten, blätterte seine Akten durch, auf der Suche nach den Besitzurkunden seiner Gesellschaft und Eigentumsübertragungsurkunden. Er fand die Dokumente genau dort, wo er sie erwartet hatte, und wollte schon den kleinen Abstellraum verlassen, als sein Blick auf eine kleine, aus Holz und Leder gemachte Kiste fiel, die mit kupfernen Beschlagnägeln versehen war. Ein Bild blitzte in seiner Erinnerung auf. Er entsann sich, die Kiste in der Wohnung seiner Urgroßmutter gesehen zu haben. Niemand hatte hineinsehen dürfen, zumindest kein Mann. Sie musste durch die Hände der Blackwell-Frauen von Generation zu
    Generation weitergegeben werden. Er fand eine Sitzgelegenheit auf ein paar Kisten und nahm die kleine Kiste auf seinen Schoß, schob den Riegel zurück und hob den Deckel.
    Annora hat dies hier hingestellt, dachte er, wobei ihm klar wurde, dass er es deshalb all die Jahre nicht fertiggebracht hatte, einen Blick hineinzuwerfen. Allein der Gedanke an sie drückte ihn nieder. Als er es schließlich über sich brachte, hineinzusehen, erkannte er ein oder zwei Schmuckstücke, ihr Mädchentagebuch, den Schattenriss einer Blackwell-Dame, Urkunden von Geburten, Todesfällen und Eheschließungen. Das war alles, was ihm von seinen Vorfahren geblieben war, und Alexander musste dabei an seine eigene Endlichkeit denken.
    Er hoffte, dass er seine Vorfahren nicht dadurch enttäuscht hatte, dass er alles verloren hatte, was sie so sehr schätzten. Vorsichtig entnahm er ein zusammengerolltes, brüchiges Stück Pergament. Er löste das verblichene Band, das den Zylinder zusammenhielt, und rollte es sorgsam aus. Es war eine Heiratsurkunde, und zwar die von Dane Blackwell und Tess Renfrew...
    Renfrew? Wo hatte er diesen Namen schon einmal gehört? Er blickte wieder auf das Dokument. Sie hatten auf den Inseln geheiratet. Mein Gott, in einem Piratenlager! Er musste lachen. Seine Gesichtszüge wurden schlaff, als sein Blick auf das Datum fiel. Nicht das der Heirat, sondern das Datum von Tess’

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