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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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hypnotisiert beobachtete sie, wie seine langen Finger geschickt die alte Handfeuerwaffe luden. Dann kam ihr der Gedanke, dass er das Ding wirklich abfeuern könnte.
    »Wollen Sie sich vielleicht den Weg freischießen?«
    »Wenn es sein muss.« Er lud die Pistole fertig und steckte sie hinter seinen Gürtel.
    Als sie seinen Gesichtsausdruck betrachtete, erkannte sie, dass er es völlig ernst meinte. »Hören Sie mal, Mister O’Keefe ...«
    Er warf ihr ein gelassenes Lächeln zu. »Man nennt mich, Ramsey, Mamsell.«
    »Geben Sie mir das!« Sie hielt ihm ihre offene Hand hin.
    Er bemerkte spöttisch. »Mich deucht, Ihr meint einen Narren vor Euch zu haben, Weib.«
    Bei seinen altertümlichen Ausdrücken wäre sie beinahe in Gelächter ausgebrochen. »Schwören Sie mir, dass Sie sie nicht gebrauchen werden.« Sie glaubte zwar nicht, dass es klappen würde, insbesondere nicht, nachdem sie schon so weit gekommen waren, aber egal ... »Schwören Sie es mir!«
    Er stützte die Hände auf die schmalen Hüften. Sein kampfeslustiger Gesichtsausdruck schien zu sagen, dass sie wohl wahnsinnig sein müsse, so etwas von ihm zu verlangen.
    »Na, toll«, sagte sie und verdrehte die Augen. »Meuterei in der Notaufnahme.« Draußen wurden die Stimmen lauter, und sie warf einen Blick durch das Fenster. Dann schaltete sie die Lichter aus.
    »Was zum Teufel... ?«
    »Pssst! Sie kommen aus dieser Richtung. Ich werde sie aufhalten und Sie legen sich ins Bett und decken sich zu.« Sie schlüpfte aus dem Zimmer, noch ehe er ein Wort sagen konnte.
    Ramsey legte sich nicht selbst ins Bett, sondern stopfte stattdessen Kissen unter die Decke und machte dann an den richtigen Stellen Dellen in den Hügel. Dann stellte er sich an die Tür und lauschte. Stirnrunzelnd blickte er an die Decke, noch immer nicht begreifend, wie das Licht auf Befehl kommen und verschwinden konnte. Es war doch so hell vorhin, wunderte er sich. Sicherlich würde das gefangene Feuer das ganze Gebäude in Flammen aufgehen lassen. Plötzliche Bewegung draußen vor dem Zimmer zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Mamsell Hamilton konversierte mit dem Arzt und der Obrigkeit, obwohl die Männer ihrer Figur mehr Aufmerksamkeit zu schenken schienen als ihren Worten. Jeder lebendige Mann würde dasselbe tun, dachte er und konnte nicht einmal ein paar Gesprächsfetzen mitbekommen. Er drückte sich an die Wand, als einer der Herren durch das Glas ins Innere des Raumes spähte. Ramsey verharrte reglos, bis sich die Schritte entfernten. Dann wagte er einen Blick. Nachdem die beiden der Maid eine Karte gegeben hatten, verschwanden sie zusammen mit dem Doktor.
    Ungeduldig und ruhelos wartete Ramsey. Es ärgerte ihn, von Mamsell Hamilton abhängig zu sein, die ihm den Weg hinaus zeigen würde. Oh, sie war ein verdammt großartiges Muster von Frau, obgleich sie die ganze Zeit über so witwenhaft trübsinnig dreinsah, dass die Milch hätte sauer werden können. Doch die Maid hatte auch eine kühle Seite, wie er schon längst erkannt hatte, und es war offensichtlich, dass sie das Band zwischen ihnen, wie schwach es auch immer war, zerreißen wollte. Obwohl Ramsey wirklich nicht wusste, was er machen würde, wenn er sich erst einmal aus dieser höllischen Kammer befreit hatte, so war doch alles besser als die stündliche Erniedrigung durch diese weißgekleideten Geschöpfe der Zukunft.

Ramsey wollte noch immer zurück. In seine eigene Zeit. Er hatte genug von diesem Jahrhundert gesehen und legte keinen Wert darauf, noch mehr zu erfahren. Außer vielleicht von einem kleinen Rotschopf, berichtigte er sich mit einem trockenen Lächeln, wobei er zurücktrat, als sich die Tür öffnete. Die Frau schlüpfte herein. Er legte ihr die Hand auf den Mund und zog sie von hinten an sich.
    »Nun, gehen wir, Mädelchen, bevor ich noch völlig verrückt werde.«
    Sie nickte, und in dem dämmrigen Licht drehte er sie herum, bis sie ihm in die Augen blicken konnte. »Ah, du bist ganz schön temperamentvoll.« Er strahlte. »Ich liebe in der Tat Frauenzimmer, die Leidenschaft und Feuer haben.«
    Sie biss ihm in die Handfläche, und er ließ sie sofort los. »Frauenzimmer?«, zischte sie. »Lieber Gott, wer hat Sie denn aus Ihrem Grab geholt?« Sie rieb sich ihren Mund. »Und war es wirklich notwendig, mich als Geisel zu behandeln?«
    Ungerührt saugte Ram an seiner verletzten Hand. »Nein, das war reine Neugier.«
    »Worauf?«
    Er beugte sich zu ihrem Gesicht hinunter, und seine kognakbraunen Augen waren voller

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