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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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schmale, längliche, rechteckige Schachtel hielt. »Da ist doch etwas faul mit Euch«, spottete er. »Gebt auf, Mamsell, ich krieg’s doch raus.«
    »Meinetwegen.« Sie zog die Brauen zusammen. »Wie lange, sagten Sie, saßen Sie auf der Insel fest?«
    Ramseys Lippen kräuselten sich. Hieß das vielleicht »zur Strafe auf einer Insel ausgesetzt sein«? Diese Deutung konnte er gut als Erklärung für sein Auftauchen gebrauchen.
    »Daniel? Miss Hamilton«, sagte sie in die Schachtel. »Ist mein Gepäck angekommen? Sind wir zum Abflug bereit? Gut, ich bin etwa drei Blocks entfernt. Lassen Sie die Maschine warm laufen.«
    Als sie die Schachtel zurücklegen wollte, ergriff er sie. Er drückte die nummerierten Knöpfe nieder und hielt sie an sein Ohr, genauso, wie sie es getan hatte. Nichts. Stirnrunzelnd starrte er auf die Schachtel.
    »Ein Telefon.« Sie erfreute sich an seiner Verwirrung. Menschenskind, dieser Bursche kam schnurstracks aus dem Mittelalter.
    Schweigend legte Ram die Schachtel zurück, wandte sein Gesicht ab und betrachtete die Umgebung hinter der Scheibe. Es dämmerte gerade, und die Stadt lag da, in graublaues Licht getaucht. Er versuchte, sich einzuprägen, was ihm vor Augen kam: angefangen bei den in hellen Farben leuchtenden Markisen bis zu den Anzeigen für Essen und Unterkunft. Die Preise, die hier gefordert wurden, waren heller Wahnsinn. Eine Übernachtung kostete so viel wie seine ganze letzte Schiffsladung Pfeffer! Er presste sein Gesicht gegen das Glas, um die Spitzen der Häuser erkennen zu können, die an den Wolken zu kratzen schienen. Beim Anblick des Bildes eines Piraten, der vor einem Schiff auf einer riesigen Holztafel prangte, unterdrückte er ein Lachen. Unter den Füßen des Piraten stand die Einladung zu seinem Versteck. Kein Seemann, der etwas auf sich hielt, würde sich so einen geblümten Hut aufsetzen. Zumindest hatten die Schotten einiges erreicht, stellte er fest. Der McDonald-Clan besaß, soweit er bis jetzt sah, zumindest schon einmal vier Tavernen.
    »Was ist unser Fahrtziel?«, fragte er und wühlte in dem Handschuhfach herum. »Da Ihr schon einmal für mich entschieden habt.«
    »Unser Fahrtziel gibt es nicht. Aber ich bin angekommen.« Penny drehte das Steuer, und der Jaguar glitt in die Parklücke. Sie stellte den Motor ab, und Ramsey machte ob der plötzlichen Stille ein düsteres Gesicht, wobei er sich nach vorne beugte und das Armaturenbrett untersuchte. »Auf Wiedersehen, Mister O’Keefe.«
    Er blickte auf.
    »Es war ein Abenteuer, mit Ihnen zu fliehen.« Zumindest hatte er sie von den Gedanken an Tess abgelenkt. Ihr Lächeln misslang. Sie streckte die Hand aus, und Ramsey ergriff sie, wobei sich ihre Blicke trafen, während er ihre Hand an seine Lippen führte und einen sanften Kuss darauf hauchte. »Oh, bitte.« Kopfschüttelnd entzog sie ihm die Hand. »Hier, haben Sie noch etwas Spaß!« Sie warf ihm den Autoschlüssel zu, und er fing ihn auf. »Es ist bis morgen gemietet.«
    Ramsey kämpfte mit dem Türdrücker, bis er die Tür aufbekam. Dann stieg er aus. Sie war bereits zu einem kleinen Gebäude unterwegs. Es war kein Wunder, dass das Frauenzimmer Hosen trug. Sie bewegte sich verdammt schnell. Ein Mann mit einer kleinen roten Mütze sprach mit ihr, nickte und verschwand dann aus Rams Blickfeld. Was kann sie hier wollen?, fragte er sich, warf den Schlüssel in das Gefährt und ging mit langen Schritten hinter ihr her. Er war kaum um die Ecke des Gebäudes, als seine Aufmerksamkeit von einer großen Kiste mit gläserner Frontscheibe erregt wurde. Bei näherer Betrachtung entdeckte er eine Zeitung hinter der Scheibe. Er bückte sich, blinzelte gegen das Sonnenlicht, verdeckte eine Ecke des Glases, um das Datum zu lesen: »16. Juni 1989.«
    Neunzehn.
    Oh, gnadenreiche Maria, Mutter Gottes!
    Ich bin wirklich eine Antiquität!

8
    Die Luke öffnete sich wie ein gähnender Mund. Ein geschwungener Teil an der Außenhaut des silberfarbenen Lear Jet senkte sich hydraulisch, während Penny sich näherte.
    »Starten wir!«, rief sie in das Heulen der Motoren, stieg die Stufen hinauf und verschwand mit gesenktem Kopf in der Luke. Sobald sie eingestiegen war, zog Daniel die schmale Treppe ein und verschloss die Luke. Penny ließ sich in den weichen Samtsitz fallen und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Die losen Strähnen ließen sie unmittelbar an Ramsey O’Keefe denken, und sie spähte aus dem kleinen, mit dickem Glas versehenen Bordfenster auf den

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