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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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wollen?«
    »Natürlich nicht!« Er sah beleidigt aus. »Ich möchte nur, dass du siehst, was die Polizei tun könnte.«
    »Die Polizei sollte besser darauf Acht geben, was ich tun werde. Wenn dieser Zeuge sie gesehen hat, warum haben sie dann nicht den Kapitän benachrichtigt, damit er sie retten konnte? Wollte der Zeuge vielleicht das haben, was sie hatte, und hat sie über die Reling gestoßen? Und wenn er ein so rechtschaffener Zeuge ist, warum braucht er dann Polizeischutz?«
    Das alles trug sie vor, ohne auch nur einmal ihre Stimme zu heben. Die stahlharte Unnachgiebigkeit ihrer Rede sagte ihm, dass sie keine Fehler bei den Ermittlungen zulassen würde.
    »Ich bin nicht eingeweiht in diese Dinge, aber als dein Rechtsanwalt...«
    »Und mein Freund«, sie unterbrach ihn mit einem leichten Lächeln, wobei sie sich zugleich für die Beleidigung entschuldigte.
    Er lächelte vergebend. »Ich rate dir, sie in der Sache so weit wie möglich gehen zu lassen. Dann können wir immer noch, sagen wir einmal so, Druck ausüben.«
    »Du weißt, dass Sloane hinter allem steckt.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Wenn das stimmt, hat sie natürlich jede Spur verwischt.«
    Sie erkannte, dass er bereits angefangen hatte, daran zu arbeiten, und auf seinem Gesicht las sie deutlich die Gefühle, die ihn bewegten. Auch er liebte Tess. Jeder liebte sie, und Penny fragte sich, wie leer ihr Leben ohne sie sein würde.
    »Ich muss dir noch das Allerseltsamste erzählen.« Er sah sie an. »Ein Mann von Lloyds aus London kam zu mir. Er sucht nach dir.«
    »Was wollte er?«
    »Er hatte einen versiegelten Umschlag für dich. Wollte ihn nicht aushändigen. Sagte, er wolle nur mit dir persönlich sprechen.«
    »Wie sonderbar. Von wem stammte er?«
    »Ich muss sagen, ich habe wirklich meine besten Gerichtstaktiken angewandt, um ihm eine Information zu entlocken, aber du kennst ja diese Briten. Sie sind verschwiegen wie ein Grab. Doch ich habe herausbekommen können, dass das Paket alt ist.«
    Ihre Stirn legte sich in tiefe Falten. Sie wussten beide, dass sie ihre Vergangenheit nur 26 Jahre von ihren 28 zurückverfolgen konnte. Hätte sie mehr über ihre Vergangenheit gewusst, hätte sie keine Alpträume gehabt.
    »Über hundertundfünfzig Jahre alt.«
    Ihr Gesicht blieb ausdruckslos. Anthony hätte wissen müssen, dass sie nicht das kleinste bisschen Begeisterung dafür aufbringen würde.
    »Tony«, sagte sie müde. »Wenn es so alt ist, weißt du, dass es nicht für mich bestimmt sein kann. Oder hast du vielleicht vergessen, dass ich nicht einmal meinen wirklichen Namen kenne?«
    »Wohl kaum.«
    »Wer ist also der Absender?«
    »Wenn ich es recht verstanden habe«, er räusperte sich, »war es ein Blackwell.«
    Penny ging ihr Gedächtnis nach diesem Namen durch. »Die Blackwells?«
    Anthony nickte.
    »Aber sie sind alle tot, oder?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Dann muss sich dieser Agent von Lloyds irren.«
    Anthony versuchte, ihre störrische Miene zu ignorieren. »Ich habe versucht, ihm das klar zu machen, aber er sagte ...« Er ließ seine Stimme tiefer klingen und ahmte einen näselnden britischen Akzent nach. »,Mein guter Mann, Lloyds of London macht keine Fehler.’«
    »Weiter, Tony.« Mein Gott, mit seinem Sinn für dramatische Wirkungen war das Ganze so langsam und mühsam wie Zähneziehen.
    »Sie haben einen ziemlichen Aufwand getrieben, um den Empfänger ausfindig zu machen. So wie ich es verstanden, oder besser gesagt, mir zusammengereimt habe, muss es Jahrzehnte gedauert haben.« Ein seltsames Leuchten trat in seine Augen, und seine Stimme klang erregt. »Stell dir vor, meine Liebe, jahrhundertelang haben si e jemanden mit dem Namen Ramsey Malachai Gamaliel O’Keefe gesucht.«
    Penny straffte sich und ließ die Arme sinken. Nein! Einen Augenblick lang setzte ihr Herz aus. Konnte er das vielleicht sein? Ein tiefes männliches Lachen kam über den glühenden Asphalt herübergeweht. Langsam wandte sie sich dem Lear Jet zu.
    Der breitschultrige Fremde erschien in der Tür.
    »Tony«, brachte sie gerade noch hervor und nickte zu dem Flugzeug hin. »Das ist Ramsey O’Keefe.«

10
    Hank verschloss den Laderaum und nahm Miss H.s Gepäck auf. Dann ging er auf das Auto zu. Abrupt blieb er stehen, als ein ihm unbekannter Mann die Stufen des Düsenflugzeuges herunterschritt.
    Der ist ja wirklich lustig gekleidet, dachte Hank, wobei er die Taschen von der einen in die andere Hand nahm. »Wer sind Sie, und was tun Sie an Bord von Miss

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