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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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... bis jetzt. Sie reizte ihn, lockte ihn, forderte ihn auf, hinter die Fassade ihres Gesichts und der äußeren Gestalt zu blicken. Obwohl er nicht wusste, was das für ein seltsam ziehendes Gefühl war, das er verspürte, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, waren es diese kurzen Blicke auf die andere Frau in ihr. Es war die gequälte, leidende, unter einem Eispanzer begrabene Frau in ihr, die es ihm schwer machte, sie einfach zu verlassen. Oh, Mädchen , lebtest du in meiner Zeit, meinem Jahrhundert, ich würde dich rauben und auf mein Schiff entführen, bis ich deine Geheimnisse gelüftet und dein wahres Herz entdeckt hätte.
    Doch er lebte in ihrer Zeit.
    Sie waren mehrere Kilometer gefahren, als Ramsey Hank bat anzuhalten.
    »Nein, Hank!«, befahl Penny mit einem Blick auf Anthony.
    »Hier geht es, Kumpel.«
    Dass Hank unentschlossen aussah, ärgerte Penny. »Wohin wollen Sie gehen, Mister O’Keefe?«
    Ram, der es hinter sich bringen wollte, schenkte ihr noch einen letzten Blick. »Ich muss nun Abschied nehmen, Mamsell, Arbeit und Quartier suchen ...«
    »Aber Sie können jetzt nicht gehen«, unterbrach sie ihn. Jene
    dünne, kleine Stimme sagte ihr, dass sie ihn mit allen Mitteln aufhalten sollte. »Bitte«, fügte sie leise hinzu, als Ramsey keine Reaktion zeigte. Er hatte das Gefühl, er würde durch ihren stummen Appell in Stücke gerissen.
    »Warum, Mädchen?«, fragte er nach. Sein Blut begann ihm in den Adern zu gefrieren.
    Penny hielt sich an der ersten Erklärung, die ihr plausibel erschien, fest. »Weil ein Mann namens Bailey nach Ihnen sucht.«
    Sofort war ihm der Wind aus den Segeln genommen. »Das ist unmöglich, Mamsell. Ich kenne diesen Mann nicht, und ich habe auch keine Verwandten«, fügte er entschieden hinzu.
    Penny wusste, was das bedeutete. »Wie lautet Ihr vollständiger Name?«
    Mit wachsamem Blick verschränkte er die Arme über der Brust. »Ramsey Malachi Gamaliel O’Keefe.«
    »Herr im Himmel«, warf Hank ein. »Das ist aber komisch.«
    Ram blickte ihm von hinten über die Schulter.
    »Tut mir Leid, Capt’n«, sagte Hank.
    »Er ist es«, bekräftigte Anthony.
    »Ihr müsst mir verzeihen. Mir ist noch immer nicht klar, warum ich bei Euch wohnen soll.« Er machte eine Bewegung, die alle drei umfasste.
    »Kein Grund für verächtliche Reden«, sagte Anthony lächelnd. »Bailey hat eine Sendung von Lloyds aus London für Sie.«
    Obwohl Ram die Versicherungsgesellschaft kannte, hatte er keine Lust, diese verrückte Geschichte zu glauben. Alles, was er je gekannt hatte, war vergangen. In diesem Augenblick traf es ihn wie ein Schlag gegen die Kehle, und er drehte sein Gesicht weg. Dane, Tess, seine Kameraden, sein Schiff - all das war nur noch Staub in diesem Jahrhundert. Seine breiten Schultern sackten herab, und von Schmerz und feierlichem Ernst erfüllt, starrte er auf seine Stiefel. Was war mit Dane und Tess passiert? Hatten sie ein gutes Leben? Kinder? Herr im Himmel, hatten sie es überhaupt zurück in die Kolonien geschafft?
    Penny und Anthony tauschten bekümmert Blicke. Es war Hank, der ihn in seinen Gedanken unterbrach.
    »Hey, Capt’n. Haben Sie das hier verloren?« Hank reichte Ram die Münze über die Schulter, die er betastete, während er Penny verstohlen ansah. Sie errötete leicht und wandte sich ab.
    »Darf ich das mal sehen?«, fragte Anthony und hielt ihm die geöffnete Hand hin.
    Schulterzuckend warf Ram ihm die Münze zu.
    Anthony fuhr mit dem Finger darüber, ließ die getönte automatische Scheibe herunter und lehnte sich ins Sonnenlicht, um sie genauer zu betrachten. »Ach, du lieber Gott! Ist die echt?«
    »Es ist nur ein bisschen spanisches Gold«, sagte Ramsey geistesabwesend. In Gedanken war er in der Vergangenheit, seiner Vergangenheit.
    »Das ist echtes Gold«, flüsterte Anthony, während Penny ihm über die Schulter sah. Anthony blickte auf. »Haben Sie noch mehr davon?«
    Ram wandte den Blick vom Autofenster und sagte trocken: »Braucht Ihr dringend Geld, Engländer?«
    Anthony ignorierte den Seitenhieb. »Und Sie?«
    »Ja.«
    »Ist das auch Gold?« Er zeigte auf die Ketten, und Ram nickte kurz. Anthony drehte sich zu Penny. »Ich muss hier aussteigen. Ihr drei fahrt weiter zum Haus. Ich werde später nachkommen.« Er holte das Telefon hervor und warf Ramsey einen kurzen Blick zu, während er wählte. »Würden Sie das verkaufen?«
    Ramsey verschränkte die Arme. Warum sollte er Gold für noch mehr Gold verkaufen, fragte er sich. Dann erkannte er

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