Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer

Vom Netzwerk:

begeben?«
    Sie sah hinab und dann zurück zu ihm, wobei sie an ihrer Unterlippe nagte. »Mama wird sich Sorgen machen, nicht wahr?«
    Ramsey nickte und fuhr fort, leise mit dem Mädchen zu sprechen, während er ihr auf seinen Rücken half. Mit dem Griff um seinen Hals schnürte sie ihm beinahe die Luft ab. Gott möge sie schützen, dachte er, als sie langsam hinunterstiegen. Im selben Augenblick, als er festen Boden unter den Füßen hatte und sie von den Schultern in seine Arme zog, brandeten Applaus und Hochrufe aus der dicht gedrängten Zuschauermenge auf. Das Mädchen belohnte ihn damit, dass sie ihm mit ihren zitternden Ärmchen die Luft noch mehr abdrückte. Sanft gab er ihr einige Klapse auf den Rücken und übergab sie dann einer Frau, die ihm die Arme entgegenstreckte.
    »Danke, oh, vielen, vielen Dank!«, rief die Mutter überschwänglich. Ramsey verneigte sich tief und nahm seine Sachen von Hank entgegen.
    »Gehen wir, Capt’n. Wir haben noch ein Stück Weg vor uns.« Hank gab ihm einen freundschaftlich Klaps auf die Schulter. Ramsey lächelte ihn nur an. Der ältere Mann erinnerte ihn plötzlich an Duncan McPete.
    Ein rotes Vehikel, so groß wie ein riesiges Haus, hielt mit quietschenden Reifen, als die beiden die Straße überquerten. Ramsey blieb einen Augenblick stehen, um zu beobachten, was geschah. Dann ließ er sich in Pennys Gefährt gleiten.
    »Mensch, Sie sind die zwanzig Meter wie nichts hochgeklettert.
    Toll!«, strahlte Hank und ließ den Motor an. »Das war wirklich gut!«
    »Ja. Es war die Handlung eines rücksichtslosen Individuums.«
    Ram blickte über die Schulter zu Penelope, während sich das Auto vom Straßenrand löste. »So sagt mir doch, seit wann ist es denn rücksichtslos, ein verängstigtes Kind in die Arme seiner Mutter zurückzubringen?«
    Seine Worte trafen sie tief in ihrer Seele und rissen mit jeder Silbe eine Wunde auf, die lange schon verheilt schien. Und Ramsey sah, wie sich ihre Gesichtszüge verkrampften und erst langsam wieder glätteten, wobei die zornigen Linien verschwanden.
    »Ich nehme an - noch nie«, flüsterte sie. Die Linien um ihre katzenartigen Augen zogen sich nach oben, und ein kaum wahrnehmbares Lächeln umspielte ihre Lippen. Auf Ram wirkte ihr Lächeln wie der Aufprall einer Musketenkugel, wobei der harte Schlag eine namenlose Leidenschaft in ihm weckte. Er tat einen Blick in ihre Seele, doch das war ihm nicht genug. Durstig und nach mehr verlangend, blieb er zurück. Dann war der Ausdruck auf ihrem Gesicht wie weggewischt, ihre sanften Züge erstarrten wieder zu einer Maske kühler Gleichgültigkeit.
    »Wenn etwas schief gelaufen wäre, Mister O’Keefe, hätten Sie angeklagt werden können, weil das nicht Ihr Beruf ist.«
    »Penelope, meine Liebe«, warnte Anthony leise. Er glaubte, dass O’Keefe ihre Meinung nicht freundlich aufnehmen würde.
    Ramsey zog eine Braue in die Höhe. »Die rechtlichen Folgen, von denen Ihr sprecht, sind mir gleichgültig«, knurrte er. Beim Willen Tritons, hätte er gedacht, dass sie so reagieren würde?
    »Trotzdem, ich hätte dafür zur Verantwortung gezogen werden können. Schließlich stehen Sie unter meiner persönlichen Obhut...«
    »... Weib!«
    »Naja, in gewisser Weise«, beendete sie ihren Satz lahm und verspürte etwas wie Furcht angesichts seiner aufbrausenden Wut.
    Dieses freche, kleine Ding, dachte Ram. »Madame, ich bin kein dussliger, trotteliger Tölpel, der Eures Schutzes bedarf. Bin, wie mich deucht, mit einem selbstsüchtigen Frauenzimmer zusammen«, sagte er leise. Er sah sie so scharf aus seinen dunklen Augen an, dass sie zurückschreckte. »Pah!« Mit dem Handrücken fuhr er durch die Luft. »Der Teufel soll Euch alle holen!« Ramsey öffnete die Wagentür. Hank stieg auf die Bremsen, und als ob der abrupte Halt überhaupt nichts gewesen wäre, ging Ramsey davon.
    Penny sah Anthony an, der sich zurücklehnte und die Arme verschränkte.
    »Anthony!« Sie machte eine Handbewegung zum Fenster hin. »Tu etwas!«
    »Du bist doch diejenige, die ihn wütend gemacht hat, meine Liebe.« Er schnippte imaginäre Staubkörnchen von seinen Hosenbeinen und dachte, dass ihm Ramseys Rede eigentlich gut gefallen hatte. Ihr hilfloser Blick ging zu Hank. Doch der rümpfte die Nase und legte den Parkgang ein.
    Penny seufzte. Sie hatte nicht beabsichtigt, ihn so wütend zu machen. Es war nur ... oh, so ein Mist! Sie stieß die Tür auf und stieg aus. »Mister O’Keefe, warten Sie!«
    Ramsey blieb stehen, drehte sich