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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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mich nicht auf diese Idioten verlassen kann. Was war denn bloß so ver-flucht schwierig gewesen? Es war eine einfache kleine Aufgabe: Tess dabei zu erwischen, wie sie die kostbare Karriere ihrer Freundin retten wollte und dabei eine Anklage wegen schweren Diebstahls erhielt. Und dann vielleicht auch noch, dass sie auf der Flucht erschossen wurde. Eine saubere, eindeutige Sache. Mein Gott, Tess hatte genau das getan, was sie erwartet hatte!
    »Wo ist Owen?« Sie betrachtete kurz den Rand ihres Lackpumps.
    »Was glaubst du wohl, wie die Polizei an so viele Informationen herankommen konnte?« Er klopfte auf die Zeitung und sah aus, als ob er sie am liebsten in ihrem antiken Sessel kreuzigen würde. Phalon wusste von den Beweisstücken in dem Päckchen und sah keinen Nutzen darin, eine so angesehene Schauspielerin zu erpressen. Es war vor allem die Tatsache, dass sein Mann in diese Sache verwickelt war, die ihn fassungslos machte. »Owen hat mir zehn Jahre lang treu gedient, Sloane. Wie hast du es fertig gebracht, dass er mich verraten hat? Hast du mit ihm gebumst?«
    Sie erstarrte und überprüfte ihren Nagellack. »Eigentlich solltest du dich freuen.« Ihr Blick traf ihn scharf. Jahre der Vernachlässigung schwangen in ihrem Ton mit. »Verrat gilt doch seit Jahrhunderten in unserer Familie als hohe Kunst, nicht wahr, Papa?«
    Phalons Gesicht verdüsterte sich, seine blassblauen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Die Befriedigung, ihn verletzen zu können, machte sie leichtsinnig.
    »Und Millionen? Wirklich?«, fragte sie frech. »Für ein paar Aquamarine, Topase und einige ziemlich uninteressante Amethyste?«
    »Sloane.« Er schwieg, bis sie ihn ansah. »Es waren alles Diamanten! Farbige Diamanten!« Sein Tonfall war präzise und beißend, und ihre sonnengebräunte Haut wurde mit jedem seiner Worte blasser. »Mit über einem Dutzend seltener makelloser rosa-farbener ovaler Steine mit vielen Facetten. Familienerbstücke«, fügte er ruhig hinzu.
    Sloane erhob sich und ging auf und ab. Erbstücke. Das Geld kam für ihn erst in zweiter Linie, denn sie wusste, was das Familienerbe für ihn bedeutete. Er war besessen von der Vorstellung, die vollkommenen Vorfahren, die vollkommene Abstammung zu haben.
    Die vollkommene Tochter.
    Und das war sie nicht. Sie war weder der männliche Erbe, den er sich gewünscht hatte, noch besaß sie die ruhige Würde Penelopes. Und sie war nicht die unvergessen© Siegerin, die das Herz der Nation gewonnen hatte.
    Sie war ein Niemand.
    Wegen der anderen. Tess Renfrew war weiter nichts als ein Stück von jenem vulgären weißen Lumpenpack, und Sloane hasste sie, hasste sie dafür, dass Tess’ Leistungen ihr eigenes Leben unbedeutend erscheinen ließ. Hasste es, wie ihr Vater sie immerzu mit Tess verglich. Es war ihm gleichgültig, dass sie den Profit ihrer Kleiderfabrik um dreißig Prozent gesteigert hatte, und er bedankte sich niemals für all die Gelegenheiten, die sie ihm durch ihre Modepartys geboten hatte. Was würde er sagen, wenn er wüsste, dass sie mit dem Frettchen von Stadtrat geschlafen hatte, um die Stimmen zu gewinnen, die er brauchte, als er ein Stück Land zum Gewerbegebiet machen wollte. Ich sollte ihm das eigentlich sagen, dachte sie. Allein schon deswegen, damit er sieht, dass er gar nicht so mächtig ist, wie er denkt.
    Sie hatte doch Penelope Hamilton in der Hand, oder nicht?
    Plötzlich lächelte Sloane verschlagen und äußerst erfreut. Tja, Penelope wird kriegen, was sie verdient, und dann wird die Welt wissen, was die hochanständige Schauspielerin alles verbirgt. Und Tess wird zusammen mit ihr untergehen. Sloane lachte beinahe laut auf. Wenn sie es nicht schon längst ist, zwanzig Meilen unter der Meeresoberfläche.
    »Ich werde dich enterben, Sloane. Vollständig.«
    Entsetzt wirbelte sie herum. »Das kannst du nicht machen!«
    Sein düsterer Blick warnte sie davor, sich ihm zu widersetzen. »Eine Kaution für dich zu stellen, ist eine schwere Belastung für das Familienvermögen.« Ein paar Jahre ohne ihre verschwenderischen Geldausgaben würden seine Verluste ausgleichen, entschied er. Zumindest wussten sie noch nichts über die Steine. Für Owen eine Kaution zu stellen, war unmöglich, denn dann konnten sie die Verbindung zurückverfolgen, und Phalon glaubte, ihn mit dem Versprechen einer großen Geldsumme zum Schweigen bringen zu können, bevor er drastischere Maßnahmen ergreifen würde. Owen war ein guter Mann, und Phalon hatte den Fehler gemacht,

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