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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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eine Warnung zurief. Vergeblich! Ihre Fans stürzten sich auf sie wie ein Schwarm Killerbienen auf seine Königin. Anthony sprang in den Rolls, und Hank flitzte los, um zuerst bei ihr zu sein.
    Als er die aufgeregten Rufe und schnellen Schritte hörte, drehte sich Ramsey um. Leute kamen aus Läden und hohen gläsernen Gebäuden, winkten mit Stücken von Papier, schrieen in seltsamer Verzweiflung Penelopes Namen, strömten auf sie zu, bis sie unter dem plötzlichen Ansturm von Körpern verschwand. Ramseys Miene verdüsterte sich. Das Mädchen schien sich über diese Aufmerksamkeit nicht zu freuen. Er stürmte hinüber zu der Gruppe. Mit Höflichkeit war bei dieser kunterbunten Ansammlung nicht viel zu machen! Mit Gewalt bahnte sich Ramsey seinen Weg zwischen den Leuten hindurch, wobei sein Körper wie ein rollender Rammbock wirkte, als er sich schiebend und drängend auf Penelope zubewegte.
    Als er sie erreicht hatte, griff er nach ihrem Arm und hob sie beinahe von den Füßen. Sein zupackender Griff ließ Penny herumwirbeln, bereit, jemanden niederzuschlagen. Sie sah auf und war erleichtert, als sie ihn erkannte, bis sie bemerkte, dass der zornige Blick ihr galt.
    »Weg hier!«, brüllte Ramsey in die Menge, und der Lärm ließ nach. »Bleibt stehen, sage ich, bevor ich ein paar von euch verprügele!« Der Lärm verebbte weiter, doch als keiner gehorchte, machte er eine ausladende Bewegung mit dem Arm, räumte eine Gasse frei und schob Penny auf ihren Wagen zu.
    Sie stolperte und warf einen Blick zurück. Als der Wagen mit quietschenden Reifen vor ihnen zum Stehen kam, gab er ihr einen kleinen Stoß. Die Tür sprang auf, und Ramsey schob sie auf den Rücksitz, eine Hand auf ihrem Kopf, die andere auf ihrem Rücken. Er drehte sich um und ging.
    »Steigen Sie ein!«, rief Anthony, sich aus dem Rolls beugend.
    »Ich bin mein eigener Herr.« Ram machte einen Schritt.
    »Hören Sie auf mich! Steigen Sie ein!«
    Die Menge fiel über Ramsey her, ihn anfassend, ihn fragend, diese verdammten kleinen schwarzen Kästchen auf ihn gerichtet, die grelle Blitze in seine Augen jagten. Ramsey kam schnell zu
    einer neuen Einschätzung seiner Lage; das Letzte, was er wollte, war, dass seine Anwesenheit in diesem Jahrhundert allgemein bekannt wurde. Aus reiner Selbsterhaltung glitt er auf den Rücksitz, und mit einem Ruck fuhr der Rolls an, noch ehe er die Tür geschlossen hatte. Mit einem Plumps fiel er in den Ledersitz zurück.
    »Großer Neptun, Weib! Was habt Ihr an Euch, dass es die Massen stets zu solchem Wahnsinn treibt?«
    Hank lachte still in sich hinein. Doch Anthony machte keine Anstalten, seine Belustigung zu verbergen.
    »Sei still, Tony«, sagte Penny und rieb sich den Kopf.
    »Zum Kuckuck noch mal, Penny, das ist einfach lustig.«
    »Dich hat man nicht angegriffen. Ich habe diesmal ein paar Haare verloren!« Sie schüttelte ein paar Strähnen auf den teppichbedeckten Boden.
    »Hätte jemand die Güte, mich aufzuklären?«, fragte Ramsey.
    »Sie ist...«
    »Anthony«, sagte Penny warnend und untersuchte ihre zerrissene Hosentasche.
    »... ziemlich populär.«
    »Wofür, wenn ich fragen darf? Bestimmt nicht für ihr reizendes Temperament.«
    Anthony lachte noch lauter und ließ sich in den Sitz fallen.
    Penelope kniff die Augen zusammen, während sie Ramsey anblickte. »Fahr uns nach Hause, Hank! Auf der Stelle!«
    »Ja, Ma’am.« Hank grinste.
    Ramsey gab einen leisen, knurrenden Ton von sich. Ihre Popularität interessierte ihn nicht. Er widmete seine Aufmerksamkeit dem Panorama hinter den Scheiben. Obwohl er wieder dort war, wo er angefangen hatte, konnte er beim besten Willen nicht länger in ihrer Gesellschaft bleiben, schon gar nicht in ihrer Wohnung. Nein, er konnte nicht unter ihrem Dach wohnen. Und auch noch ihre wohlwollende Fürsorge in Anspruch nehmen? Das wür-
    de sein Stolz nicht aushalten, sondern ihm nahe legen, so schnell wie möglich Abschied zu nehmen und seinen eigenen Weg zu gehen. Doch Ram kannte nichts außer einem Leben auf hoher See, und schmerzlich wurde ihm bewusst, dass es in diesen Zeiten der Mechanisierung äußerst schwierig für ihn sein würde, eine Arbeit zu finden. Er hatte nur die eine Möglichkeit: wegzugehen.
    Ram warf einen Blick auf Penelope.
    Ein erstklassiges Exemplar von Frauenzimmer. Und die Stärke seiner Gefühle für diese unbequeme Frau erschreckte ihn. Das konnte er sich offen eingestehen, doch es zu verbergen erforderte eine Kraft, von der er nicht wusste, ob er sie hatte

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