Der Fremde aus dem Meer
Two Leaf herein!« Kurz darauf öffnete Margaret die Tür und ließ die Frau eintreten. Ramsey sprang auf.
»Mister O’Keefe.« Sie streckte die Hand aus. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen.«
»Ganz meinerseits, Mylady.« Ramsey hauchte einen sanften Kuss auf ihren Handrücken, und sie errötete. Sie zog die Hand gerade noch rechtzeitig zurück, um ihre Brille zurückzuschieben und ihm ein kleines Lächeln zu schenken.
»Tja, also ... äh...« Er ist nicht das, was ich erwartet hatte, dachte Clarissa und wünschte sich, sie hätte sich ein wenig weiblicher gekleidet. Sie setzte den Aktenkoffer auf den Tisch, ließ die Schlösser aufschnappen und klappte den Deckel auf. »Mister Wainwright räumte mir die Möglichkeit ein, die Münze einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen und sie genauestens zu analysieren.« Sie holte die Goldmünze hervor und legte sie auf eine blaue Samtunterlage. Dann breitete sie mit elegantem Schwung notariell beglaubigte Dokumente daneben aus. »Ich würde wirklich gerne wissen, wo Sie die herhaben.«
Ramsey verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete das Frauenzimmer von Kopf bis Fuß. Warum hatte jedermann ein solches Interesse an dem bisschen Gold? »Es war die Bezahlung für eine Wette.«
Fein geschnittene schwarze Augenbrauen hoben sich über die Ränder der Brille. »Wirklich? Nun, ich kann jedenfalls bestätigen, dass Sie ganz sicher der Gewinner sind. Diese Münze hat einen Feingehalt von achthundertfünfundachtzig bis beinahe neunhundertfünfachtzig, das heißt, sie enthält fast kein Kupfer, und der Münzprägungsvorgang ist der erste seiner Art. Ich würde sagen, nach meinen Tests zu urteilen, ist sie über zweihundertfünfundsiebzig Jahre alt. Dies hier«, sie tippte mit ihrem manikürten Fingernagel auf die Dokumente, »sind Bescheinigungen für ihre Echtheit.«
»Echtheit in Bezug worauf?«, warf Anthony ein und lächelte Ramsey an.
Sie sah zu Anthony. »Die Münze ist eine spanische Dublone, Mister Wainwright, und wegen ihres ausgezeichneten Zustands und ihrer Prägung bei weitem besser als alles, was auf der Atoica gefunden wurde«, fügte sie wichtigtuerisch hinzu. »Ihr Wert ist, offen gesagt, unbezahlbar.«
Ramsey warf einen Blick auf die Münze, ehe er sich abwandte und in den Sessel fallen ließ. Wenn Penelope Wainwright vertraute und dieser wiederum dieser Frau, dann konnte Ramsey es auch ihm überlassen, wie er weiter vorgehen sollte. Er hatte nichts zu verlieren und brauchte unbedingt Geld. Aber die Atoica ? Sie war 1622 gesunken. Wem war es wohl gelungen, die Ladung zu bergen?
»Und was ist mit dem Verkauf?«, drängte Anthony, der jede Sekunde dieser Angelegenheit genoss.
»Was den Verkauf durch unsere Gesellschaft betrifft, so muss ich Sie, Mister O’Keefe, fragen, sind Sie dazu fest entschlossen?«
Ramsey starrte auf die Spitzen seiner neuen weichen Schuhe, während er sich mit Daumen und Zeigefinger über einen imaginären Bart strich. »Ja, das bin ich.«
Ihre Augen funkelten vor Begeisterung. »Ich habe Ihre Anweisungen heute Morgen ausgeführt, Mister Wainwright.« Sie suchte in ihrem Aktenkoffer. »Eine private Auktion mit versiegelten Geboten. Ich habe mir erlaubt, nur solche Käufer in Kenntnis zu setzen, die sich einen solch altertümlichen Gegenstand leisten können. Die Gebote trafen heute Morgen über Funk ein.« Sie hielt zwei Briefe in die Höhe. »Dies sind die beiden höchsten Gebote.«
Ramsey nahm die beiden Schreiben entgegen, öffnete das erste und las. Seine Augen wurden groß und rund, und er setzte sich abrupt auf. »Gütige Mutter Neptuns! Das kann nicht Euer Emst sein!«
»Wie Sie sehen, sind es Gebote, die miteinander im Wettbewerb liegen. Es ist ein höchst seltener Fund.«
Ramsey riss den zweiten Umschlag auf und konnte nur noch den Kopf schütteln.
Anthony lachte leise in sich hinein. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes war alle Mühen wert gewesen.
»Nehmen Sie das Angebot an?«, fragte sie höflich.
»Ja, gewiss«, flüsterte er, und dann wiederholte er es noch einmal etwas lauter, als er auf die Füße kam und Wainwright das Papier aushändigte.
»Na, Ramsey«, sagte Anthony mit aller Würde, zu der er fähig war. »Wie fühlt man sich denn, wenn man so reich ist?«
Gott segne das zwanzigste Jahrhundert, dachte Ram. Dann brach er in lautes Lachen aus. Miss Two Leaf lächelte, schob ihre Brille zurück und gab ihm noch einen Umschlag. Ram sah sie verwirrt an.
»Ich hatte erwartet,
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