Der Fremde aus dem Meer
und Two Leaf in die Küche.
Penny hatte nur einen kurzen Blick für Anthony übrig.
»Sag es nicht! Du ärgerst dich nur, weil du nicht bei allem gefragt worden bist.« Anthony küsste ihre Wange und schob sie dann in Richtung Küche. »Denk immer daran, Bailey ist deinetwegen hier, meine Liebe. Und geh jetzt und spiele den Star für das Publikum.« Sie rührte sich nicht vom Fleck. »Es ist auch für Ramsey, weißt du«, flüsterte er unfairerweise und gab ihr einen Stups.
Penny warf einen verstohlenen Blick auf Ramsey. Über die frühmorgendlichen Invasion schien er nicht im Geringsten verärgert und starrte sie an, als zöge er sie im Geiste nackt aus. Doch dass er sie so eindringlich ansah, gab ihr ein herrlich verrücktes Gefühl. Sie warf das Haar über die Schulter und ging zur Küche, wobei sie sich in ihrem besten Cadillac-Gang bewegte. Zum Teufel! Wenn er sie dabei ansah ...
Ramseys Lippen zuckten. Sein Blick folgte ihren sanft wiegenden Hüften, den wunderbar glatten, nackten Beinen, und er war sich im Klaren darüber, dass sie diese Gangart zu seinem Vergnügen gewählt hatte. Gott schütze sie! »Ihr habt sie einen Star genannt«, sagte Ram, als sie verschwunden war. »Rückt heraus damit, Engländer! Was habt Ihr mit dieser Bemerkung gemeint?«
Anthony strahlte. »Waliser, Ramsey, Waliser. Wie soll ich es Ihnen erklären? Sie ist eine berühmte Person, eine Berühmtheit.« Ramseys Züge verfinsterten sich. »Penelope ist Schauspielerin, Ramsey. Eine der besten in Amerika.«
Ramseys Augen leuchteten auf und verengten sich dann zu Schlitzen. Er hatte Schauspiele und Opern besucht und hielt Schauspieler für aufgeblasene, hinterhältige Personen, die nur darauf aus waren, ihre eigene Eitelkeit zu befriedigen und nicht besser waren als Homosexuelle und Hurenhaustänzerinnen. Und Penelope war weder angeberisch noch eitel. Es war lachhaft, sich vorzustellen, dass sie für Geld spielte. Ganz bestimmt tat sie das nicht.
In Gedanken versunken, folgte er Anthony nach rechts, einen kurzen Gang entlang in einen getäfelten Raum. Poliertes Holz, Leder von der Farbe alten Ochsenbluts und der Geruch nach Bienenwachs umgaben Ramsey sofort. Das alles erinnerte ihn an seine Kabine.
Anthony schloss die Tür, ging zum Tisch und setzte sich halb auf die Kante. »Was ist los, Ramsey? Sie sehen verwirrt aus.«
»Ist Penelope Witwe?« Ramsey ließ sich in einen Ohrensessel fallen. Das Leder knarrte, als er seine Füße übereinanderlegte.
»Nein«, sagte Anthony überrascht. »Warum fragen Sie?«
»Dieses Haus hier. Ihr Reichtum. Hat sie das mit ... mit dieser Schauspielerei verdient?« Sein Tonfall war missbilligend. Die Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen.
»Sicher. Mit ihrem letzten Film hat sie brutto über hundert Millionen verdient.«
Ram setzte sich in seinem Sessel auf. »Pfund Sterling?«
»Nein. Dollar.«
Ram konnte nur vor sich hin starren. Sein Herz raste, und er erinnerte sich daran, dass er heute Morgen in einem Büchlein gelesen hatte, wie der Wechselkurs von Pfund zu Dollar war. Er blieb mit seiner Rechnung stecken und hob schließlich den Blick. »Was, um Himmels willen, ist ein Film?« Seine Stimme war schwach, und er atmete schwer.
»Bilder, Kinematographie. Sich bewegende Bilder«, fügte Anthony vorsichtig hinzu, als Ramsey ihn immer noch anstarrte.
Gemälde, die sich bewegten? Ram zwang sich zur Ruhe und erinnerte sich daran, wie viele Erfindungen gemacht worden waren. Hatte er nicht heute Morgen von einem Kameraapparat gelesen, der Bilder auf Papier erstarren ließ? Hatte er nicht den Beweis in diesen Büchern selbst gesehen? »Ist nicht so wichtig«, entschied er schließlich und überging die Angelegenheit, statt sich weiter den Kopf zu zerbrechen. »Ich denke, dass ich das noch rechtzeitig herausbekommen werde.«
»Ach, du lieber Gott, Ramsey, wo sind Sie denn ihr ganzes Leben lang gewesen?«
Ram verzog den Mund zu einem besonders strahlenden Grinsen. Da, wo ich Eure Vorfahren in Stücke geschnitten habe, wollte er sagen, doch dann wechselte er das Thema. »Mistress Two Leaf ist ja ein recht ungewöhnlicher Name.«
Anthony runzelte kurz die Stirn. Dann verzog ein geheimnisvolles Lächeln seine Lippen. »Sie hat eine Nachricht für Sie, die Ihnen Freude machen wird. Und es ist am besten, wenn wir zuerst mit ihr verhandeln.« Obwohl es ihn nicht maßlos geärgert hätte, Bailey als Ersten eintreten zu lassen. Er betätigte die Sprechanlage. »Margaret, bitten Sie doch Miss
Weitere Kostenlose Bücher