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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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verschränkt. Seine schmalen Hüften waren vorgestreckt, während sein ganzes Gewicht auf einem Bein ruhte. Das Bild des lässigen Verführers, das er bot, forderte sie heraus, besonders elegant auf ihn zuzugehen. Aber sie tat das auch nur, weil sie genau wusste, welche Wirkung er auf sie ausübte. Dieser Teufelskerl!
    »Zwanzig Jahre alter Scotch um neun Uhr morgens, meine Herren?« Sie nahm das leere Glas und gab es Tony, der aussah, als ob er gleich platzen würde. »Ich entnehme diesem Lächeln, dass Euer Treffen ein voller Erfolg war, oder?«
    »Oh, ja, doch.« Rams Blick ging kurz zu Wainwright. Wissend kicherte Anthony leise in sich hinein und wies mit einer Handbewegung Bailey auf den hochlehnigen Ledersessel hinter dem Tisch hin. Der Lloyds-Agent legte sofort seine Aktentasche und ein riesiges versiegeltes, per Kurier eingetroffenes Paket auf den Tisch und begann, seine Papiere zu ordnen.
    Penny sah zwischen Ramsey und Tony hin und her. Obwohl ihr schon klar war, dass die Münze wahrscheinlich einen ungeheuer großen Wert hatte, wollte sie doch mehr wissen und hätte am liebsten einen von beiden in die Seite gestoßen. Wahrscheinlich männlicher Gruppengeist, dachte sie und glitt anmutig in einen der Sessel vor dem Tisch. Sie sah Ram an und deutete mit dem Kopf auf den freien Sessel neben ihr.
    Langsam schüttelte Ramsey den Kopf und ließ seinen Blick begehrlich über sie gleiten. »Ich möchte dich ansehen«, sagte er, nur für ihre Ohren vernehmlich, und sie errötete. Eine Seltenheit, wie er wusste, ebenso wie er sich seines lüsternen Lächelns bewusst war. Er konnte einfach nicht anders. Innerhalb einer Viertelstunde war er alle seine Sorgen losgeworden und hatte sich nun ein ganz neues, faszinierendes Ziel gesteckt.
    Der Ausdruck in seinen Augen, wie sie immer dunkler, beinahe schwarz wurden, berührte Penny seltsam. Es war beinahe so bedrohlich, als ob sie die Beute eines erfahrenen Jägers sei. Etwas an ihm war anders. Die hoffnungslose Verzweiflung, die sie vorher auf der Terrasse in seinen Augen gesehen hatte, war verschwunden. Sie konnte beinahe seine Erleichterung spüren. Es war, als ob er einen schweren Mantel abgeworfen hätte. Das Geld, fiel ihr ein. Dass ihm die Wirkung des Geldes so anzumerken war, erstaunte sie. Und warnte sie.
    Er kommt zu nahe, dachte sie, und obwohl die Folgen sie beide zerstören würden, hatte sie die Gesellschaft eines Mannes noch nie so genossen wie seine. Die Männer in ihrer Vergangenheit hatten immer noch einen Hintergedanken gehabt, ein Drehbuch, das sie lesen sollte, einen größeren Anteil vom Geld, einen Vorteil aus der Beziehung zu ihr. Nicht so Ramsey. Er war ehrlich, blieb beim Privaten und interessierte sich wenig für die Welt jenseits des Augenblicks. Soweit sie es beurteilen konnte, wusste er noch immer nichts von ihr, was über ihr Privatleben hinausging. Und sie wollte auch, dass es so blieb. Die Sorge darüber, was er wohl dächte, war ihr neu, und sie war sich nicht sicher, ob sie auf alle diese dunklen, fragenden Blicke vorbereitet war. Sie brauchte Zeit. Doch schon heute Morgen hatte sie an den Küssen, die er ihr geraubt hatte, und den Neckereien bemerkt, dass Ramsey O’Keefe kein geduldiger Mann war, wenn er etwas wollte.
    In ihren Augen entdeckte Ram Wachsamkeit, Verwirrung und eine Spur von Furcht. Doch ein tieferer Instinkt sagte ihm, dass Penelope Hamilton nicht verheilte Wunden hatte, die bei weitem schmerzhafter waren als die Narben, die sich über seinen Rücken zogen. Sie war eine Schauspielerin, geschult in der Kunst der Täuschung, und sie gebrauchte dieses Talent, wenn es ihren Zwecken diente. Es war ein Schutzschild für sie. Doch je besser er sie kennen lernte, desto mehr kam von ihrem wahren Selbst unter ihrer hübschen Verpackung zutage. Er wollte sie ganz, die ganze komplizierte weibliche Persönlichkeit. Es würde einen starken und geduldigen Mann erfordern, ihr Vertrauen zu gewinnen. Ihm wurde klar, dass ihm vom Schicksal und der Zeit eine Prüfung seines Herzens auferlegt worden war.
    Ohne etwas von diesem Blickwechsel bemerkt zu haben, starrte Sebastian Bailey O’Keefe an, wobei sein Herz wild hämmerte. Er war sich nicht sicher, ob seine alte Pumpe die ganze Aufregung noch überleben würde, wenn dieser Mann wirklich derjenige sein sollte, den seine Gesellschaft schon seit 1789 suchte.
    Baileys Blick ging zurück zu den beiden Umschlägen in seinen Händen. Es gab nur noch zwei weitere Lloyds-Agenten, die von diesem

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