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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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vorüber.
    »Es muss der Münzhändler sein, mit dem ich verhandelt habe«, sagte Anthony und wunderte sich über den raschen Stimmungswechsel.
    Für Ramsey war es nur noch eine Frage des Anstands, und der Mann aus dem achtzehnten Jahrhundert reagierte natürlich. »Ganz abgesehen vom vorliegenden Fall, stattet ein Gentleman einer Lady niemals einen Besuch ab, ohne sich vorher anzumelden. Bitten Sie diesen Münzhändler, zu einer passenden Zeit zu kommen. Möglicherweise wird er dann auch empfangen.«
    »Bist du hier der Herr und Meister?«, fragte sie streng. In ihrem Blick lag die Warnung, dass ihm die letzte Nacht nicht das Recht gab, alles zu bestimmen.
    Er zog eine Augenbraue hoch. Ihres Tadels war er sich nur zu bewusst, doch er entschied sich dafür, ihn zu übergehen. »Du hast um diese Zeit oft Besucher?« Der Unterton von Misstrauen und Eifersucht schwang in seiner Stimme mit, und Penny freute sich plötzlich wie ein Schulmädchen.
    »Nein, aber...«
    »Sie empfängt keine Besucher zu jeder Zeit«, murmelte Margaret so, dass man es hören musste, und Penny warf ihr einen warnenden Blick zu.
    »Der Münzhändler ist eine Dame«, sagte Anthony. Auf diesem Hintergrund erschien Ramseys altertümliche Haltung Einstellung wie das grelle Licht eines Leuchtturms in schwärzester Nacht. »Ich habe sie gebeten herzukommen.« Er ging zur Eingangstür, und Ramsey folgte ihm mit Penelope, die er, eine Hand auf ihren Rücken gelegt, vor sich herführte.
    »Vertraust du mir genug, um mich die Verhandlungen führen zu lassen?« Anthony griff nach der Türklinke.
    Ramseys Blick traf auf Penelopes, und sie nickte kaum merklich. Ram stimmte mit einem kurzen »Jawohl« zu und verspürte in dem Augenblick, als Anthony die Tür aufriss, plötzlich den Wunsch, bewaffnet zu sein.
    »Wer sind Sie?«, fragte Penelope, die eine Frau erwartet hatte und nun einen wohlbeleibten Mann in einem Dreiteiler mit Taschenuhr an der Weste gegenüberstand, der wie eine Dampfmaschine schnaubte.
    »Bailey«, flüsterte Anthony.
    »Miss Penelope Hamilton?«, wandte er sich an sie und wischte sich mit einem Taschentuch über die Oberlippe.
    Penny machte einen Schritt nach vorne und nickte. Ramsey stand neben ihr, sprungbereit wie ein hungriger Löwe. Doch Bailey übersah ihn geflissentlich und wandte sich an Penelope.
    »Sebastian Bailey, von Lloyds in London.« Er hielt ihr seine Karte hin und nahm die Brieftasche in die andere Hand. »Guten Morgen, Mister Wainwright.« Er sah Anthony an, und dieser nickte gedankenverloren, wobei sein Blick von Ramsey zu dem Agenten ging.
    »Ich habe Tony gestern gesagt, dass es sich um einen Irrtum handelt.« Sie gab die Karte zurück, doch er wollte sie um keinen Preis zurücknehmen. »Und aus Gründen, die ich nicht näher erläutern möchte, bin ich ganz sicher, dass die Sendung nicht für mich bestimmt ist.«
    Ramsey musterte sie, erstaunt über ihre Sicherheit und die plötzliche Kälte, die von ihr ausging.
    Bailey sah beleidigt aus. »Ich versichere Ihnen, Miss Hamilton, Lloyds London macht keine Fehler. Wir haben lange Zeit gewartet mit der...« Er verstummte. Wainwrights fassungsloser Gesichtsausdruck erregte die Aufmerksamkeit von allen.
    »Tony? Ist alles in Ordnung?« Sein Adamsapfel hüpfte so heftig auf und ab, dass sich seine Krawatte bewegte.
    »Oh, mein Gott!« Sein Blick ging von Bailey zu Ramsey und wieder zurück, wobei sich sein Pulsschlag beschleunigte. Als Penny Ramsey O’Keefe zum ersten Male erwähnte, hatte er die sensationelle Möglichkeit, dass er der Ramsey O’Keefe war, verdrängt. Um seiner Gemütsruhe willen und um Zeit für Nachforschungen zu haben. Aber nun ist die Zeit für Enthüllungen gekommen, dachte er. »Mister Bailey, dieser Mann hier«, er deutete auf Ramsey, »heißt Ramsey O’Keefe.«
    Der Agent von Lloyds starrte den größten Herrn an, den er je gesehen hatte. Seine dicke Aktenmappe entglitt seinen schlaffen Fingern und fiel zu Boden.
    »O... O’Keefe?«
    Ram runzelte die Stirn. Der Mann war plötzlich furchtbar bleich geworden. »Jawohl. Captain Ramsey O’Keefe.« Er verbeugte sich leicht und sah dann überrascht, wie der kultivierte Engländer nach hinten taumelte und seine Beine einknickten wie bei einer Marionette, die plötzlich ihren Herrn und Meister verloren hatte.

17
    »Schwächlinge, diese Engländer«, murmelte Ram und packte Bailey am Hemd, bevor er zu Boden ging.
    Bailey straffte sich sofort und sah wieder überraschend gefasst und geschäftsmäßig

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