Der Fremde aus dem Meer
es nicht anders, aber ich glaube nicht, dass ich schon bereit bin, mir den Inhalt anzusehen.«
Ram wurde es eng um die Brust, und er bezwang das Bedürfnis, ihr das Rätsel zu enthüllen und die Sache damit hinter sich zu bringen. Sie sah so unglaublich zerbrechlich aus und erinnerte ihn an ein Kätzchen aus Jade, das er einmal gesehen hatte: so erlesen, so glatt und hart an der Oberfläche. Doch mit einem leichten Druck seiner Hand hätte er sie zu Staub zermalmen können.
»Das Geschenk wartet schon so lange, und es hat natürlich Zeit, bis du willens bist, es auszupacken.«
Sie ließ die Schultern hängen. Erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr dieses Ding sie in Angst und Schrecken versetzte. Was dachte sie wohl, welche unheilvollen Geheimnisse in der alten Kiste verborgen waren?
Als er sah, wie sie sich erschöpft mit den Händen über das Gesicht fuhr, fragte er sich, ob er die Kraft hätte zuzusehen, wie sie sich mit dieser Frage herumquälte, bis die Kiste schließlich geöffnet wurde.
Penny hielt den Atem an, als er sich vorbeugte, sein Arm hinter ihre Knie glitt, er sie hochhob und auf das Bett zuging.
»Leg mich hin, Ramsey ... oder willst du mir auf diese Weise sagen, dass du scharf auf mich bist?«
Völlig geschockt blinzelte er wie eine Eule. »Ungesittetes Frauenzimmer.« Mit einem breiten Grinsen lud er sie kurzerhand auf der Matratze ab. Penny sprang auf, strich sich die Haare aus der Stirn und starrte ihn an. Unbeeindruckt und mit einem breiten Finger hob er ihr Kinn an und besah sich die Wunde. Sie war kleiner, als er zuerst gedacht hatte, und musste nicht sofort behandelt werden.
»Schlaf jetzt!«, befahl er und streifte ihr die Sandalen von den Füßen.
Sie stützte sich auf die Ellbogen. »Ich bin nicht müde.«
Er drückte sie wieder aufs Bett zurück. »Du bist eine ausgesprochen schlechte Lügnerin, Penelope.« Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen.
»Es wäre nicht klug, sich mir zu widersetzen!«, warnte er.
»Mein Gott, du bist ein Tyrann.«
»Ich bin es nicht gewohnt, dass man mir nicht gehorcht«, kam es mit fester, aber entschuldigender Stimme.
Aus ihrem Blickwinkel sah er wie ein Riese aus, der sich an seine Untertanen wendet. »So wird es wohl sein«, erwiderte sie und sali, wie er sich umdrehte, um das Zimmer zu verlassen.
Ram hielt inne und blickte über seine Schulter; grüne Raubtieraugen beobachteten ihn seltsam eindringlich. Abrupt machte er kehrt, duckte sich unter der Tüllgardine hindurch und presste seine Handflächen gegen die Matratze auf der anderen Seite. Sie lag ganz ruhig da mit dem verschleierten Blick einer Katze. Ihre vollen Brüste schwollen bei jedem unregelmäßigen Atemzug an und drohten, aus dem engen Dekollete zu quellen. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und diese unausgesprochene Einladung zog ihn näher heran. Er wollte sie beruhigen, sie vor
Dämonen und Drachen beschützen, die ihr etwas antun könnten. Als ihr erwartungsvoller Blick auf den seinen traf, senkte er langsam den Kopf und berührte mit seinen Lippen flüchtig ihren Mund. Ihr schnurrender Seufzer reizte seine Lippen, und der Funke sprang schnell über. Er erhöhte den Druck, sein Oberkörper schwebte dicht über ihrem, während seine warmen Lippen vor- und zurückrollten und sie anflehten, ihm ihre Honigsüße zu spenden. Samtene Hitze durchströmte Penny, breitete sich überall auf ihrer Haut aus, prickelte in ihren Zehen. Die heiße Leidenschaft der vergangenen Nacht, das Feuer der Lust und die Freiheit, die sie in seinen Armen gefunden hatte, erstrahlten hell und klar in ihrer Erinnerung. Als sie sich ihm leicht entgegenwölbte, war dies eine verhaltene Bitte, während ihre Hände noch zögerten, ihn an den Schultern zu packen und ihn zu sich hinabzuziehen. Ihr Körper lechzte danach, sein Gewicht auf sich zu spüren. Doch er löste sich von ihr und lächelte, als sie einen Moment brauchte, um ihre Augen zu öffnen.
»Ich gebe dir ein Versprechen, Penelope«, flüsterte er und rieb mit der Daumenspitze sanft über ihre Lippen. »Du brauchst vor nichts Angst zu haben.«
Penny blinzelte. Außer vor dir, dachte sie, während sie innerlich zitterte, geschockt von der Macht, die er mit einem einzigen Kuss über sie ausübte. Er richtete sich auf und verließ leise das Schlafzimmer, die Tür hinter sich ins Schloss ziehend.
21
Ramsey stand vor Penelopes Tür und hiss die Zähne zusammen. Er lag mit sich selbst im Widerstreit, ob er wieder in das Zimmer eintreten
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