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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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dieses Paket gepackt. Sie hat wirklich sehr viel für dich übrig, mein Freund. Sie hat tagelang über den Verlust deiner Gegenwart geweint. Tess wünscht, dass dies hier so rasch wie möglich in die Hände von Lloyds in London kommt, damit du es bekommst, wenn du es am dringendsten benötigst. Die Vorstellung, dass du allein sein könntest, bereitete ihr unsägliche Qualen, die sie nur dadurch lindern konnte, dass sie dir deine liebsten Besitztümer zukommen ließ. Sie besteht energisch darauf (und du weißt ja von allen am besten,wie gut sie das macht), dass wir dich warnen müssen: Der Fortschritt unserer Welt hat nicht nur Annehmlichkeiten, sondern auch Gefahren gebracht, die du erkennen musst. Ich werde sie das erklären lassen und sage dir Lebewohl, Ram. Eine glückliche Reise, und möge Gott dich behüten.
    Dane
    Heftig blinzelnd rieb sich Ramsey die Nase. Ich werde sie immer vermissen, dachte er, als er sich daranmachte, ihr Vermächtnis im Einzelnen zu erforschen. Er zog ein schmales, in bunten Stoff eingewickeltes Buch aus dem Stapel und öffnete es langsam, wobei er Tess’ schön geschriebene Worte zu lesen begann. Er warf den Kopf zurück und lachte, als sie ihn dafür schalt, vom Schiff gesprungen zu sein, und ihn in kurzen Worten mahnte, nicht mit jedem Frauenzimmer ins Bett zu gehen, das ihn ansah. In der Erinnerung an Tess’ rasche Einschätzung seiner Person, die seine Verführungskünste schnell zunichte gemachte hatte, verzogen sich seine Lippen zu einem zärtlichen Lächeln. Plötzlich war er sehr glücklich, nicht mehr ihrer scharfen Zunge ausgesetzt zu sein. Was hätte sie wohl zu seiner Beziehung mit Penelope gesagt?
    Ramsey las von Krankheiten, automatischen Waffen, medizinischen Fortschritten, Drogenhändlern, Frauenrecht, von dessen Fortschritt er sehr überrascht war. Doch am meisten betonte sie, dass er sein Geheimnis niemandem verraten dürfe.
    Dann erwähnte sie Penelope. Und er glaubte wahrhaftig, sein Herz müsse stillstehen.
    Falls du wirklich in meinem Jahrhundert ankommst, solltest du in Kontakt mit ihr treten. Ich gebe gern zu, dass Pen sich ziemlich kühl gegenüber jedem verhält , den sie nicht kennt (und sogar zu einigen, die sie kennt), aber das ist ein Ergebnis ihrer Kindheit. Habe ein wenig Geduld. Ich weiß, warum du gegangen bist, Ramsey, und es hat keinen Sinn, deine Zeit damit zu verbringen, nach der vollkommenen Lebensgefährtin zu suchen. So eine Beziehung muss sich entwickeln, wie zwischen Dane und mir Zunächst waren wir gezwungenermaßen Freunde. Uns blieb gar keine andere Wahl, so wie wir mitten auf dem Ozean aneinander gefesselt waren. Du hast einen großen Vorteil. Du weißt, dass du durch die Zeit gereist bist. Ich musste warten, bis ein Mann vor meinen Füßen getötet wurde, bis ich verstand, wie es sich verhielt.
    Er las weiter, schöpfte Trost aus ihren Worten und wünschte sich, dass sie ihm mehr über Penelope erzählte. Er langte nach einem weiteren Tagebuch, wobei sein Fernglas mit einem dumpfen Plumps zu Boden fiel. Als er es wieder aufhob, öffnete er die Hülle aus Kupfer und Leder und sah hindurch. Während er es näher an seine Augen zog, erhob er sich langsam. Einige Augenblicke lang beobachtete er den Horizont, wobei er ein kleines Boot ins Auge fasste, dessen einziger Mann Besatzung ein Netz über Backbord hochzog. Plötzlich ergriff ihn die Sehnsucht nach dem Meer, nach dem Gefühl des sich neigenden Schiffsdecks unter seinen Füßen und den darunter rollenden Wogen, nach dem scharfen Wind, der auf seinen Wangen brannte. Und nach der verdorbenen Nahrung, hänselte ihn eine Stimme, dem faulen Wasser, den überfüllten Quartieren. Er ließ das Fernglas sinken. Er kannte diese Unrast. Es war dasselbe Gefühl, das er immer dann hatte, wenn er zu lange in einem Hafen war. Er brauchte Arbeit.
    Als es an der Tür klopfte, rief er »Herein« und schob das Fernglas zusammen.
    Anthony steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Störe ich?«
    »Nein.« Als Anthony ins Zimmer trat, schoss Ramseys Blick über seine Besitztümer, und er verfluchte seine Unbedachtsamkeit.
    Anthonys Blick fiel auf die Gegenstände auf dem Bett, die offene Kiste und den Stapel Briefe und Bücher, wobei ein Ausdruck fröhlicher Munterkeit in seinen Augen lag. Doch als Ramsey keine Erklärung gab, sagte er. »Ich gehe weg.«
    Ram verneigte sich leicht. »Dann wünsche ich Euch noch einen guten Tag.«
    »Nein, Sie haben mich missverstanden.« Anthony lachte leise in sich hinein, und

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