Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
irgendetwas tun kann«, sagte Sabrina, »denn ich mache mir die heftigsten Vorwürfe. Schließlich habe ich damals nicht richtig gehandelt, als der kleine Marius anrief. Rebecca wusste überhaupt nichts davon, und nun gerät sie am Ende noch in Gefahr deswegen.«
    »Aber vielleicht können wir die Gefahr rechtzeitig abwenden. Dank Ihrer Hilfe.«
    »Ja … hoffentlich«, meinte Sabrina zaghaft. Kronborg hatte feine Antennen, er nahm Schwingungen wahr, die andere gar nicht bemerkten. Diese Fähigkeit war unerlässlich in seinem Beruf. Er spürte, dass Sabrina Baldini noch irgendetwas loswerden wollte, sich aber nicht durchringen konnte, den Anfang zu machen.
    »Haben Sie noch etwas auf dem Herzen?«, fragte er. »Etwas, wovon Sie meinen, es könnte wichtig sein?«
    »Ich möchte Ihre Zeit nicht stehlen«, sagte Sabrina.
    »Es ist kurz nach sieben, ich bin ganz allein, niemand will im Moment etwas von mir. Ich habe Zeit für Sie«, sagte Kronborg. Er musste mit den Kollegen in Six Fours telefonieren, aber vielleicht hatte Sabrina etwas Entscheidendes zu sagen, und wenn er sie auf später vertröstete, fand sie überhaupt nicht mehr den Mut.
    »Ich … es hat wahrscheinlich mit all dem gar nichts zu tun, aber … ich muss da immer an etwas denken …«
    »Sagen Sie es einfach. Manchmal haben Dinge durchaus etwas miteinander zu tun, auch wenn wir die Verbindungen erst gar nicht sehen«, sagte Kronborg geduldig.
    »Nun, Sie wissen ja vielleicht, dass ich von meinem Mann getrennt lebe?«
    »Sie erwähnten das, ja.«
    »Der Grund für unsere Trennung … also der Grund, weshalb
mein Mann mich verlassen hat, war …« Es war Sabrina sichtlich peinlich, mit der Sprache herauszurücken. »Ich hatte vor einem Jahr eine Affäre. Genauer gesagt, vom Dezember des vorletzten Jahres bis zum November letzten Jahres.«
    Kronborg begann sich nun ebenfalls zu fragen, wo der Zusammenhang liegen mochte. Vielleicht war sein Tonfall Sabrina gegenüber zu väterlich gewesen. Sie brauchte jemanden, bei dem sie ihr Herz ausschütten und ihr Gewissen erleichtern konnte, nachdem sie elf Monate lang ihren wahrscheinlich völlig ahnungslosen Gatten nach Strich und Faden betrogen hatte.
    Frauen können so skrupellos sein, dachte er, aber natürlich wusste er genau, dass ihnen die Männer darin in nichts nachstanden.
    »Frau Baldini«, setzte er an, mit einer ersten leisen Ungeduld in der Stimme, die ihr zeigen sollte, dass es nicht seine Aufgabe war, anderen Menschen eine Generalbeichte abzunehmen und ihnen am Ende noch die Absolution zu erteilen. Untreuen Ehefrauen schon gar nicht, da war er viel zu sehr gebranntes Kind.
    »Mich beschäftigt der Gedanke, dass ich … diesem Mann von der Sache erzählt habe«, sagte Sabrina hastig. »Von der Sache mit Marius Peters. Das muss natürlich gar nichts bedeuten, aber …«
    Kronborg war jetzt wieder ganz wach und hellhörig. »Sie haben Ihrem … Liebhaber von Marius Peters erzählt? Weshalb? Ich meine, so wie ich Sie verstanden habe, war Ihnen die Bedeutung dieses Falles bis jetzt doch gar nicht wirklich bewusst?«
    Oder es war dir sehr wohl bewusst, dachte er, und du hast aus Bequemlichkeit geschwiegen? Das würde bedeuten, dass dieser arme kleine Junge damals wirklich von allen und jedem verraten wurde.

    »Es war mir auch nicht so bewusst. Aber er … also, mein Freund, er wollte immerzu über Rebecca Brandt sprechen. Am Anfang nicht so sehr, aber es wurde dann immer intensiver. Das war schließlich auch der Grund, weshalb ich die Geschichte beendet habe. Weil ich das Gefühl bekam, dass es ihm überhaupt nicht um mich ging. Sondern nur um Rebecca. «
    »Kannte er sie denn? Rebecca Brandt, meine ich?«
    »Ja«, sagte Sabrina, »ich habe ihn ja in ihrem Haus kennen gelernt. Bei einer Weihnachtsfeier, die sie und ihr Mann veranstaltet haben. Ich war ohne meinen Mann dort, unsere Ehe lief schon nicht mehr besonders gut … Jedenfalls fing die Geschichte zwischen uns da an. Ich dachte, wir hätten eine Zukunft zusammen, aber … wie gesagt, für mich interessierte er sich irgendwann gar nicht mehr.«
    »Das müssen Sie mir jetzt alles ganz genau erzählen«, sagte Kronborg. Seine Müdigkeit und seine Verdrossenheit waren wie weggeblasen. Sein Instinkt sagte ihm, dass hier etwas sein konnte. »Wie heißt der Mann?«
    »Maximilian. Maximilian Kemper.«
    3
    Warum hatte sie nicht gleich gemerkt, dass etwas nicht stimmte? Warum waren ihr nicht die Ungereimtheiten ins Auge gesprungen? Oder war es einfach so,

Weitere Kostenlose Bücher